Täglich stellen die Gersthofer Backbetriebe 400.000 Artikel her und liefern sie in ganz Süddeutschland aus. Bald könnten die Öfen aus sein – die Gesellschaft hat das Insolvenzverfahren eröffnet. 400 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Ein wesentlicher Grund für die finanzielle Schieflage sind die beiden Hauptkunden der Großbäckerei: Aldi und Norma. Ihnen schmecken die frischen Backwaren aus Gersthofen offenbar nicht mehr.
Der Markt für Backwaren in Deutschland befindet sich in einem Umbruch. Frische Backwaren, wie sie die Gersthofer Backbetriebe herstellen, werden im Lebensmitteleinzelhandel immer weniger nachgefragt. Der Trend bei den Großkunden und Handelsketten, insbesondere im Discount, geht hin zu kostengünstigeren Aufback-Stationen.
„Dadurch verlieren regionale Großbäckereien zum einen an Umsatz, sie werden auf der anderen Seite durch zunehmende Regulierung und steigende Kosten für Rohstoffe, Löhne und Mieten immer stärker belastet“, sagt Insolvenzverwalter Max Liebig. Er hat festgestellt: „Dies führte auch bei den Gersthofer Backbetrieben ab 2017 zu Verlusten.“ In der Folge wurden Personalkosten eingespart. Um das Geschäftsmodell anzupassen, entschloss sich die Geschäftsführung im September, das Unternehmen in einem Schutzschirmverfahren neu aufzustellen. Dadurch sollten die Aufträge der beiden Großkunden behalten werden. Doch es kam anders.
Gersthofer Großbäckerei befindet sich "in einer äußerst schwierigen Lage"
Der erhoffte Umsatz blieb aus. „Der Verlust durch den Trend hin zu Aufback-Ware konnte trotz aller Bemühungen und der Neukunden-Gewinnung im Vertrieb letztlich nicht kompensiert werden“, sagte Geschäftsführer Dr. Benedikt Grebner Anfang der Woche. Insolvenzverwalter Liebig teilt mit: „Die Rahmenbedingungen für eine Sanierung der Backbetriebe haben sich in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert.“
Die Gersthofer Großbäckerei befinde sich „in einer äußerst schwierigen Lage“. Und: „Wir werden auch die letzte Chance nutzen, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Das kann jedoch nur gelingen, wenn Kunden, Lieferanten, Gesellschafter und Arbeitnehmer mitspielen, um eine Basis für weitere Investorengespräche zu schaffen“, so Liebig.
Die Serafin-Unternehmensgruppe, die die Großbäckerei samt den Lechbäck-Verkaufsfilialen 2014 übernommen hatte, kündigte einen siebenstelligen Betrag „zur Abmilderung eventueller Folgewirkungen auf die Mitarbeiter“ an.