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Gablingen/Stettenhofen: Dieser Mann wird in einer Tankstelle zum Lebensretter

Gablingen/Stettenhofen

Dieser Mann wird in einer Tankstelle zum Lebensretter

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    Michael Schalk hat in einer Tankstelle in Stettenhofen einem Mann mit Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben gerettet. Bereits vor einem Jahr hat er die Christophorus-Medaille erhalten.
    Michael Schalk hat in einer Tankstelle in Stettenhofen einem Mann mit Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben gerettet. Bereits vor einem Jahr hat er die Christophorus-Medaille erhalten. Foto: Marcus Merk

    Es waren dramatische Szenen, die sich an diesem Sonntag im April in einer Tankstelle in Stettenhofen abgespielt haben. Michael Schalk hatte gerade sein Auto vollgetankt und wollte an der Kasse zahlen. Plötzlich bemerkte er, dass sich ein Kunde vor ihm merkwürdig verhält. "Ich fragte ihn, was mit ihm los sei", erinnert er sich. Im gleichen Moment stieß der etwa 40-jährige Mann ein Schrei aus und fiel zu Boden. Schalk ahnte, was nun passiert und dass schnelles Handeln erforderlich ist.

    Es ist nicht das erste Mal, dass der 28-Jährige so blitzschnell reagieren musste. "Ich bin beruflich viel unterwegs und sitze manchmal öfter im Auto, als dass ich zu Hause bin", sagt der Juniorchef eines Schlüsseldienst-Unternehmens. Doch solch dramatische Szenen wie im April in Stettenhofen, erlebt auch er nicht alle Tage. Etwa 20 Leute hätten sich zu dem Zeitpunkt in der Tankstelle aufgehalten. Geholfen aber haben nur Schalk und eine ihm unbekannte Jugendliche. "Das Mädchen war vielleicht 16 Jahre alt und hat mich super unterstützt", erinnert er sich.

    Die Situation in der Stettenhofener Tankstelle spitzte sich weiter zu

    Schalk hatte die Symptome des zusammengebrochenen Kunden richtig eingeschätzt. "Ich wusste, dass er gleich anfängt zu krampfen und habe daher alles rings um ihn herum weggeräumt", sagt er. So war gewährleistet, dass sich der am Boden zuckende Mann nicht an Gegenständen verletzen kann. Die Situation aber spitzte sich weiter zu. Schalk sah, wie der Mann seine Gesichtsfarbe wechselte. "Er lief blau-lila an und ich bemerkte, dass er keine Luft mehr bekommt." Ohne zu zögern legte er ihm eine Serviette über das Gesicht und begann mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Fünf oder zehn Minuten lang - genau weiß er es heute nicht mehr - spendete der 28-Jährige dem Hilflosen so den lebensrettenden Atem. "Das junge Mädchen hat mir immer wieder frische Tücher gereicht", lobt Schalk die Courage der Jugendlichen. Doch nicht alle Anwesende in der Tankstelle waren so hilfsbereit.

    "Ein Kunde hat mich angebrüllt, ich solle gefälligst meine Maske aufsetzen", sagt Schalk und schüttelt den Kopf. Andere wiederum hätten lediglich voller Neugier die Situation beobachtet oder standen tatenlos herum. Unterstützung gab es aber auch vom Betreiber der Tankstelle. "Der Chef hatte den Vorfall auf einer der Videokameras bemerkt und uns unter anderem sofort mit Getränken versorgt." Erst als der Rettungsdienst eintraf, beendete Schalk seine lebensrettenden Maßnahmen. "Fix und fertig" sei das Mädchen gewesen, dass ihn so tatkräftig unterstützt habe. Ihr tapferer Einsatz aber habe ihn sehr beeindruckt. Auch er selbst habe erst einmal etwas Zeit gebraucht, bis er sich wieder in sein Auto setzen konnte, um mit seinem Sonntagsdienst weiterzumachen.

    Kopfüber stürzte der Mann in den Hettenbach in Augsburg

    Im Dienst war Michael Schalk auch vor drei Jahren, als er abends in Augsburg auf dem Weg ins Büro einen Mann torkelnd am Ufer des Hettenbachs entlanglaufen sah. Schalk bremste und behielt ihn im Auge. Das war seine Rettung. Denn: "Im nächsten Moment sah ich, wie der Mann kopfüber in den Bach stürzte." Schalk zögerte keine Sekunde. "Ich hielt an und bin dann etwa 50 Meter stromabwärts reingehupft, weil ich dachte, er treibt auf mich zu." Doch von dem Mann fehlte jede Spur.

    "Ich sah dann, dass er an einer Holzverschalung für den Hochwasserschutz hängengeblieben ist und immer wieder mit dem Kopf unter Wasser geriet." Im brusttiefen Wasser watete Schalk auf den hilflosen Mann zu und zog ihn an der Schulter ein Stück empor. Eine halbe Stunde lang hielt Schalk seinen Kopf über Wasser, bis endlich der Rettungsdienst eintraf. Bevor er ins Wasser sprang hatte Schalk zwar noch die Polizei informiert, doch er wusste nicht, dass an der von ihm beschrieben Kreuzung ein Stück weiter auch die Wertach fließt. Irrtümlicherweise suchten die Einsatzkräfte zunächst dort nach ihm.

    Sein Vater brachte Michael Schalk trockene Kleidung vorbei

    Klitschnass und völlig durchfroren konnte sich Schalk schließlich im Rettungswagen aufwärmen. "Die Sanitäter hatten mir so eine blaue vorgewärmte Decke umgelegt - das war super angenehm", erinnert er sich. "Ich habe dann meinen Vater angerufen und musste ihm zunächst erst einmal erklären, warum ich mich so verspätet habe und noch nicht im Büro bin", erinnert er sich und schmunzelt. Binnen weniger Minuten sei dieser dann aber vor Ort gewesen und habe ihm trockene Kleidung vorbei gebracht.

    Statt ins Büro sei er dann aber doch lieber auf direktem Weg nach Hause gefahren. Und dort ging es für Michael Schalk erneut ins Wasser. "Ich habe mir ein warmes Bad eingelassen und mich erst einmal ausgiebig in die Wanne gelegt." Im weichem Schaum zu liegen, bei einem Glas Wein leise Musik zu hören und sich ausnahmsweise mal ein paar Pralinen zu genehmigen, sei für ihn der beste Wege zur Entspannung. Umso mehr bedauert er es, dass er in seiner neuen Wohnung in Gablingen nun keine Badewanne mehr hat. Doch das dürfte ihn auch in Zukunft nicht davon abhalten, ein Leben zu retten, wenn er auf einer seiner zahlreichen Dienstfahrten wieder einmal einen Menschen in Not sehen sollte.

    Vor einem Jahr wurde Michael Schalk für seine Lebensrettung am Hettenbach die Christophorus-Medaille verliehen. Doch von dem Geretteten hat er bis heute kein "Dankeschön" erhalten.

    Hier finden Sie alle Teile unserer Serie "Lebensretter"

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