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Gablingen/Langweid: Bombenfunde im Landkreis Augsburg haben eine lange Geschichte

Gablingen/Langweid

Bombenfunde im Landkreis Augsburg haben eine lange Geschichte

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    Fest verzurrt abtransportiert wurde die in Langweid-Foret gefundene Bombe nach der Entschärfung.
    Fest verzurrt abtransportiert wurde die in Langweid-Foret gefundene Bombe nach der Entschärfung. Foto: Marcus Merk

    Immer wieder wird vermeintlich längst Vergangenes plötzlich bedrohliche Realität: Fliegerbomben kommen bei Bauarbeiten oder archäologischen Ausgrabungen zum Vorschein. Handgranaten oder Munitionsreste aus Kriegstagen werden zu gefährlichen Fundstücken. Wie am Mittwoch eine 50-Kilo-Fliegerbombe auf einer Baustelle im Gewerbegebiet Langweid-Foret. Einem Areal, auf dem gerade eine Bahn-Instandsetzungshalle entsteht und das durch die Nachbarschaft zum ehemaligen Flugplatz Gablingen als kritischer Baugrund gilt.

    Schon in der Baugenehmigung war deshalb die Überwachung aller Bodenarbeiten zur Auflage gemacht worden, bestätigte Langweids Bürgermeister Jürgen Gilg auf Nachfrage. Eine Vorsichtsmaßnahme, die möglicherweise Schlimmeres verhindert hat. Der Bürgermeister war zum Alarmierungszeitpunkt gerade in einer Videokonferenz, an der auch seine Gablinger Amtskollegin Karina Ruf teilnahm.

    Die NINA Warn-App auf seinem Handy alarmierte um 13.52 Uhr mit der Nachricht „Bombenfund Langweid-Foret“; um 15.09 Uhr kam die Meldung, dass die Gefahr beseitigt ist. Beide Bürgermeister waren, so Gilg, „brutal erleichtert“ über den guten Ausgang des nicht ungefährlichen Zwischenfalls.

    Bombenfund: Feuerwehren aus Langweid und Gablingen waren schnell vor Ort

    Am Mittwoch ging alles gut. Die Freiwilligen Feuerwehren von Langweid und Gablingen waren nach der ersten Alarmierung um 12.25 Uhr schnell vor Ort, berichtete der Kommandant der Langweider Wehr, Markus Kopold. Mit einem schnell herbeigeschafften Zelt wurde die Bombe vor Sonneneinstrahlung geschützt, dann konnte der Kampfmittelräumdienst das brenzlige Fundstück unschädlich machen. Vorher waren im 300-Meter-Radius Firmen evakuiert worden und die Feuerwehrkräfte sorgten dafür, dass sich niemand dem Gefahrenbereich näherte.

    Polizei und Feuerwehr sperrten den Fundort weiträumig ab.
    Polizei und Feuerwehr sperrten den Fundort weiträumig ab. Foto: Marcus Merk

    Rechnen muss man fast 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch im Norden des Augsburger Landes mit den teilweise immer noch gefährlichen Relikten aus Kriegszeiten, weiß Kreisheimatpflegerin Gisela Mahnkopf. So war bei den Ausgrabungen rund um das KZ-Außenlager nördlich des Gefängnisses in Gablingen der Kampfmittelräumdienst im Einsatz. Vorsicht war auch bei den frühmittelalterlichen Entdeckungen in Meitingen geboten. „Die Gefahr auf explosive Reste zu stoßen ist für Archäologen immer präsent.“

    Alte Luftbilder zeigen Zerstörungen und Bombentrichter bei Gablingen

    Die Bombenangriffe der Alliierten konzentrierten sich auf kriegswichtige Firmen und militärische Einrichtungen. Der schon im Ersten Weltkrieg als „Flugfeld Gersthofen“ vor allem zur Pilotenausbildung genutzte Flugplatz auf Gablinger Flur wurde ab Mitte der 1930er- Jahre als Fliegerhorst der Luftwaffe reaktiviert. Wieder wurden Piloten ausgebildet und neue Flugzeugtypen getestet. Gut getarnt blieb der Flugplatz lange unentdeckt, doch im März und erneut im April 1944 bombardierten die Alliierten Streitkräfte das Militärgelände. Alte Luftbilder zeigen die Zerstörungen und Bombentrichter. Was sich unter dem im Laufe der Zeit wieder eingeebneten Boden verbirgt, zeigt sich aber oft erst wenn Bagger auffahren.

    Torsten Thienert mit der entschärften Bombe.
    Torsten Thienert mit der entschärften Bombe. Foto: Marcus Merk

    Insgesamt warfen die britischen und amerikanischen Flieger im Zweiten Weltkrieg nach Schätzung von Militärhistorikern zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Tonnen Bomben über Deutschland ab. Zehn bis zwanzig Prozent davon waren Blindgänger, detonierten also aus verschiedenen Gründen nicht. Von ihnen geht auch heute noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus. Immer wieder kommt es zu Unfällen, wenn Sondengänger oder Spaziergänger auf die explosiven Relikte stoßen.

    NINA ist eine frei verfügbare, vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellte App für Smartphones, die dazu dient, der Bevölkerung wichtige beziehungsweise dringende Warnmeldungen zukommen zu lassen. Der Download ist kostenlos und für Android wie auch iOS Betriebssystem verfügbar.

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