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Gablingen: Gablingen entscheidet sich gegen Klärschlamm-Tourismus

Gablingen

Gablingen entscheidet sich gegen Klärschlamm-Tourismus

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    Klärschlamm soll künftig in Gersthofen verbrannt werden.
    Klärschlamm soll künftig in Gersthofen verbrannt werden. Foto: Nicolas Armer, dpa (Symbolbild)

    Der Gemeinderat Gablingen macht den Weg für den Bau einer Presse für künstliche Mineralfasern im Süden des Gemeindegebietes direkt an der Grenze zur Gersthofer Flur frei. Nach einem Vortrag in der vorherigen Sitzung und einiger Bedenkzeit, kamen alle Fraktionen zu dem Schluss, dass der Standort geeignet ist und durchaus Vorteile hat. In Zukunft sollen die potenziell krebserregenden Abfallstoffe, die vor allem in der Baubranche anfallen und zu denen unter anderem Stein- und Glaswolle zählen, bei der Finkel GmbH in Hirblingen in Ballen gepresst werden. Der Vorteil: Die Stoffe nehmen auf der Mülldeponie nur noch ein Zehntel an Platz weg.

    Besonders detailliert hatte sich die Fraktion von SPD und Grünen mit dem Thema auseinandergesetzt. Helmut Grieshaber verlas in der Sitzung eine Stellungnahme, in der er zwar betonte, dass die Fraktion „aus Sorge um die Umwelt und das Gemeinwohl der Bevölkerung nicht gerade erfreut“ über den Bau der Presse gewesen sei, der Standort aber geeignet scheine. Grüne und SPD hat vor allem die Zusicherung des Betreibers, dass nur Müll aus der Region verarbeitet werden soll, beruhigt.

    Insgesamt sollen pro Jahr etwa 1500 Tonnen der gefährlichen Dämmstoffe verpresst werden. Ein positiver Nebeneffekt sei auch die Sanierung der Altlast im Boden des Geländes, die der Betreiber angehen will. Ein Vorgänger der Firma Finkel hatte hier einen Altölschaden verursacht, der bis heute das Grundwasser belasten kann.

    Klärschlamm aus Gablingen wird derzeit 100 Kilometer weit weg transportiert

    Die restlichen Fraktionen im Gemeinderat argumentierten ähnlich. Thomas Wittmann (CSM) betonte: „Das ist objektiv der idealste Standort, der Betrieb wird sicher auch von Gersthofer Seite viele Auflagen erfüllen müssen.“ Christian Kaiser (Junge Bürger) gab zu bedenken, dass eine vergleichbare Anlage auch in Gablingens eigenem Gewerbegebiet zulässig wäre. „Eigentlich ist das nichts besonderes und wir können keine Einwände erheben“, sagte er. Ähnlich argumentierte Erwin Almer (Freie Wähler): „Die Fachbehörden befürworten das, also können wir gar nichts dagegen haben.“

    Eine KMF-Presse in der Region könnte für viele Unternehmen und Gemeinden ein Vorteil sein. Ein Begriff, der in den Informationen und Diskussionen immer wieder fiel, ist der „Mülltourismus“. Häufig transportieren Unternehmen oder Gemeinden Schadstoffe über viele Kilometer, um sie sachgerecht zu entsorgen.

    Auch beim Klärschlamm ist das in Gablingen aktuell der Fall. Über 100 Kilometer transportiere Gablingen die Rückstände aus seiner Kläranlage zur Entsorgung, erklärte Bürgermeisterin Karina Ruf in der Sitzung. Der Grund: Klärschlamm darf kaum noch auf Felder ausgebracht werden und Gablingen hat sich von dieser Praxis bereits verabschiedet. In Zukunft soll das sogar gänzlich verboten werden. Ein Bauprojekt aus Gersthofen, das in der Sitzung zur Sprache kam, könnte Abhilfe schaffen und auch der Gemeinde Gablingen Geld sparen.

    In Gersthofen soll eine Verbrennungsanlage für Klärschlamm entstehen

    Auf dem ehemaligen Gelände des Industrieparks Gersthofen soll eine Klärschlammverbrennungsanlage entstehen. Als Nachbar konnte sich die Gemeinde Gablingen zu dem Vorhaben äußern. Beim Bauverfahren gelten die Regeln des Bundesemissionsschutzgesetzes. Eigentlich wäre Gablingen von möglichen Emissionen nur geringfügig betroffen. In einem Radius von über zwei Kilometer um die Anlage befindet sich ausschließlich die Justizvollzugsanstalt.

    Diese Computeranimation zeigt den Aufbau der geplanten Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage im Industriepark Gersthofen.
    Diese Computeranimation zeigt den Aufbau der geplanten Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage im Industriepark Gersthofen. Foto: MVV Industriepark Gersthofen Gmbh

    Die Verwaltung hatte eine Expertin, die auch für den Betrieb der eigenen Kläranlage zuständig ist, befragt und kam zu dem Schluss, dass der Bau der Anlage in Gersthofen „nachhaltig“, „ressourcenschonend“ und in der Region „unbedingt notwendig“ ist. Werner Kapfer (Grüne) betonte, dass die Anlage mitten ins Gersthofer Stadtgebiet gebaut werden soll: „Ich gehe deshalb davon aus, dass die Emissionswerte stimmen.“

    Gegenstimmen kamen nur von Albert Eding und Josef Wetzstein. Eding warf die Frage in den Raum, wo die 80.000 Tonnen Klärschlamm, die in der Anlage jährlich verbrannt werden sollen, herkommen. Obwohl er die Sinnhaftigkeit des Projekts nicht anzweifelte, wünschte er sich mehr Daten. Seine Befürchtung: Mülltourismus in Gersthofen und der damit verbundene Anlieferungsverkehr.

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