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Fultenbach: Wie das Kloster Fultenbach das Augsburger Land verändert hat

Fultenbach

Wie das Kloster Fultenbach das Augsburger Land verändert hat

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    Werner Malcher und Franz Heinle (v.l.) schreiben Buch über die ehemalige Bendiktinerabtei Fultenbach.
    Werner Malcher und Franz Heinle (v.l.) schreiben Buch über die ehemalige Bendiktinerabtei Fultenbach. Foto: Markus Merk

    Die Tausendjahrfeier des Klosters Fultenbach im Jahr 1739 ging acht Tage lang. Mit Pauken, Trompeten und Feuerwerkskörpern wurde die Feier begangen. Man hatte eigens die Gebeine des heiligen Bonifatius aus Rom kommen lassen. Pilger kamen von nah und fern. 11.000 Leute gingen dort in den acht Tagen der Feier zur Kommunion, auch weil der Papst dafür einen kompletten Sündenablass versprochen hatte. Viel ist von der alten Pracht nicht mehr übrig: eine kleine Kapelle am Ortseingang von

    Vom Ruhm des Klosters Fultenbach zeugt eine Deckenmalerei in der Kapelle, die die vollen Ausmaße des Klosters zeigt. Die beiden Altenmünsterer, Werner Malcher und Franz Heinle, haben die über 1000-jährige Geschichte des Klosters in ihrem Buch „Kloster Fultenbach – Erinnerungen, Zeugnisse und Geschichte(n) einer ehemaligen Benediktinerabtei“ veröffentlicht. „Das erste Buch zum Thema“, sagt Malcher.

    Kunstwerke aus dem Kloster Fultenbach im Augsburger Land

    Die Kunstwerke aus dem Kloster Fultenbach wurden versteigert, als das Kloster 1803 aufgelöst wurde. Viele von ihnen können noch heute besichtigt werden.

    Auerbach In der Fillialkirche St. Nikolaus kann man drei Figuren der Heiligen Anna, des Heiligen Joachim und des Heiligen Sebastian besichtigen.

    Baiershofen In der St. Leonhardskirche in Baiershofen stammen die beiden Seitenaltäre auf der Nord- und Südseite aus der Klosterkirche in Fultenbach. Auf einem Fresko an der Flachdecke halten Putten und eine weibliche Figur einen Plan des Klosters, sowie der Pfarrkirchen in Baiershofen und Wörleschwang.

    Emersacker Der Geiselheiland in der Pfarrkirche Emersacker kommt laut mündlichen Überlieferungen aus dem Kloster Fultenbach. Die an einen Pfeiler angekettete Jesusfigur befindet sich hinter einem Gitter im Eingangsbereich der Kirche.

    Hennhofen Die Kapelle St. Antonius in Hennhofen hat gleich mehrere Stücke aus dem Bestand des Klosters Fultenbach. Der Altar kam vermutlich über Villenbach nach Hennhofen. Eine Darstellung der Antonius-Legende auf der Empore könnte ebenfalls aus Fultenbach stammen. Ganz sicher aus Fultenbach stammen acht Heiligen-Figuren unter anderem der heiligen Katharina, der heiligen Scholastika und des heiligen Benedikt. Auch die Wetterglocke der Kirche stammt aus dem Kloster.

    Horgau In der Pfarrkirche St. Martin in Horgau kann man zwei Statuen der heiligen Maria und des heiligen Joseph sehen, die von Reliquienschreinen umrahmt sind. Ein weiterer Schrein mit Monstranz soll ebenfalls aus Fultenbach stammen.

    Violau In der Wallfahrtskirche Violau gibt es drei Figuren von Maria, Joseph und der heiligen Anna.

    Wörleschwang In der Pfarrkirche St. Michael in Wörleschwang hängen zwei Weihwasserbecken aus Fultenbach. Weiterhin gibt es dort kleinere Steinmetzarbeiten und diverse Heiligenfiguren unter anderem des heiligen Augustinus.

    Die einzige andere längere Abhandlung stammt aus dem Jahr 1914 vom Gymnasiallehrer Augustin Hafner. Und das, obwohl das Kloster für die Geschichte der Region eine große Bedeutung hat.

    Kloster Fultenbach wurde 739 vom Augsburger Bischof Wikterp gegründet

    Nach Meinung von Heinle, Malcher und vielen anderen Historikern wurde das Kloster im Jahr 739 vom Augsburger Bischof Wikterp gegründet. Damit sei es das zweitälteste Kloster in der Region, nach dem in Thierhaupten. Wenn dem so ist, wurde es zwischen 908 und 955 von den Ungarn auf ihren Beutezügen das erste Mal zerstört. „Klöster waren damals wirtschaftliche und kulturelle Zentren“, sagt Heinle, der früher im Atomkraftwerk in Gundremmingen gearbeitet hat. In Fultenbach habe man Bier gebraut, Fische gezüchtet und mehrere Mühlen und Ölpressen im Umland betrieben. So wurden etwa die Wollbacher Mühle, die Hennhofer Mühle und die Hausener Mühle vom Kloster betrieben. Es habe auch eine Schmiede, eine Poststation und eine Wirtschaft gegeben, die noch bis vor dreißig Jahren geöffnet hatte. „Wie eine kleine Stadt war das“, sagt Malcher. Zweihundert Jahre dauerte es, bis das Kloster im Jahr 1130 neugegründet wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die erste urkundliche Erwähnung des Klosters, in der der Augsburger Bischof Hermann die Schenkung eines Kanonikers namens Gebino bestätigte.

    Die ehemalige Bendiktinerabtei in Fultenbach (Landkreis Dillingen).
    Die ehemalige Bendiktinerabtei in Fultenbach (Landkreis Dillingen). Foto: Marcus Merk

    Als das Kloster 1152 abbrannte, wurde es von Mönchen aus St. Blasien im Schwarzwald neu besiedelt. Viele Dörfer in der Umgebung gehen auf das Kloster zurück. In Zusamzell befand sich zum Beispiel eine kleine Außenstelle oder eine Zelle des Klosters am Fluss Zusam. Daher kommt der Name des Dorfes. In dieser Zeit wurden im Augsburger Land vielerorts Wälder gerodet und auf der neu gewonnenen Fläche Dörfer gebaut.

    Das Dorf Baiershofen entstand aus einer Rodung des Klosters. Violau entstand aus einer Nebenstelle des Klosters. Auerbach wurde durch eine Brandrodung des Klosters vergrößert. Die Dörfer Altmannshofen,

    1618–1648

    wurde das Kloster komplett zerstört

    Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde das Kloster komplett zerstört. Die Abtei wurde vorübergehend nach Hennhofen verlagert. Der damalige Abt Sylvanus Herzog ließ, laut Malcher und Heinle, in

    Im Jahr 1803 wurden die Besitztümer des Klosters versteigert

    Der Wiederaufbau der Klosterkirche und die alchemistischen Experimente des Abtes Michael Schiele, der auch die eingangs erwähnte Tausendjahrfeier ausgerichtet hatte, trieben das Kloster in den finanziellen Ruin. Mit der Säkularisierung der kirchlichen Besitztümer im Jahr 1803 wurden die Besitztümer des Klosters versteigert. Sie finden sich heute in den Landkreisen Augsburg, Dillingen, Günzburg und Neu-Ulm. Bis dahin gehörten im

    Das Buch von Malcher und Heinle kann man unter 08295/337 oder 08295/1012 bestellen. Im Softcover kostet es 25 Euro, im Hardcover 35 Euro.

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