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Fischach-Reitenbuch: Missbrauch im Kinderheim Reitenbuch: Abschlussbericht wird vorgestellt

Fischach-Reitenbuch

Missbrauch im Kinderheim Reitenbuch: Abschlussbericht wird vorgestellt

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    Systematisch wurden Kinder in dem Heim in Reitenbuch missbraucht. Die Fälle ereigneten sich bereits vor Jahrzehnten. Doch erst jetzt werden sie aufgearbeitet.
    Systematisch wurden Kinder in dem Heim in Reitenbuch missbraucht. Die Fälle ereigneten sich bereits vor Jahrzehnten. Doch erst jetzt werden sie aufgearbeitet. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Die Geschichten ehemaliger Bewohner des Kinderheims in Reitenbuch sind nur schwer zu ertragen. Bis heute leiden Menschen, die als Kind in der Einrichtung missbraucht wurden. Dutzende Fälle von Misshandlung kamen in den vergangenen Monaten ans Licht. Nach der Berichterstattung unserer Redaktion gründete sich eine Expertengruppe, welche den Missbrauch in der Zeit zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren untersuchte. Sie stellt am Donnerstag ihren Abschlussbericht vor.

    Wie nach und nach bekannt wurde, hatte der Missbrauch im Kinderheim Reitenbuch offenbar System. Jahrzehnte wurden dort Kinder körperlich und sexuell missbraucht. Opfer berichteten von Ordensschwestern, die Kinder quälten und schlugen. Es kam auch zu Vergewaltigungen durch Pfarrer in dem Heim.

    Missbrauch im Kinderheim: Über die Täter ist bislang wenig bekannt

    Über die Täter der damaligen Zeit ist bislang wenig bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens drei Geistliche sich in den Jahren von 1956 bis 1983 an Kindern in Reitenbuch vergangen haben. Außerdem gibt es Hinweise, dass Ordensschwestern sowie sonstige im Kinderheim Beschäftigte Kinder missbraucht haben.

    Die Dillinger Franziskanerinnen hatten damals die Einrichtung geleitet. Nach Auskunft der Diözese sind die Franziskanerinnen ein Orden päpstlichen Rechts, der damit nicht der diözesanen Dienst- oder Stiftungsaufsicht untersteht. Einige der ehemaligen Heimkinder hatten teils mit eidesstattlicher Versicherung über ihre Leidenszeit berichtet.

    Opfer konnten sich an Expertengruppe wenden

    Bereits im Jahr 2010 leitete die Staatsanwaltschaft Augsburg Vorermittlungen ein, nachdem Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfe aus dieser Zeit bekannt geworden waren. Wirklich aufgearbeitet wurden diese Fälle erst jetzt. Dass diese Missstände nicht bereits früher aufgeklärt wurden, sei ein "schweres Versäumnis", erklärte die Diözese. Ursprünglich sollte der nun angekündigte Abschlussbericht bereits vor einigen Monaten vorgestellt wurde. Wegen der Pandemie kam es zu einer Verzögerung.

    Die zur Aufklärung gegründete Expertengruppe sucht seit gut einem Jahr nach Opfern. Neben dem Heim im Fischacher Ortsteil Reitenbuch steht auch das Marienheim in Ustersbach-Baschenegg im Fokus der Aufklärung. Im Laufe der Untersuchungen meldeten sich auch ehemalige Bewohner des Marienheims und berichteten von schwerem Missbrauch.

    Systematischer Missbrauch im Kinderheim Reitenbuch

    Im Dezember 2019 setzte der damalige Diözesanadministrator, der heutige Augsburger Bischof Bertram Meier, die Expertengruppe ein. Geleitet wird sie von Elisabeth Mette, ehemalige Präsidentin des Landessozialgerichts. Frühere Bewohner konnten sich den Mitgliedern einer Kommission anvertrauen. Die Opfer konnten sicher sein, dass mit ihren Schilderungen vertraulich umgegangen wird. Nach den Anhörungen sei deutlich geworden, dass im Kinderheim in Reitenbuch systematisch Kinder missbraucht wurden, erklärte die Vorsitzende der Expertengruppe. Bis zum Sommer vergangenen Jahres meldeten sich etwa 50 Betroffene.

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