Dieser Ausflugstipp vereint gleich drei Faktoren: eine Portion Geschichte, viel Natur und – falls gewünscht – kulinarische Genüsse. Los geht die rund zehn Kilometer lange Rundtour im Fischacher Ortsteil Willmatshofen. Gleich anfangs der Wilhelm-Wörle-Straße befindet sich rechts eine Parkmöglichkeit. Nur ein Steinwurf davon entfernt reckt sich der mächtige Backsteinturm der Pfarrkirche St. Vitus.
Sie ist das erste Etappenziel. Der ab dem Jahr 1440 in drei Bauphasen erstellte Turm gehört in seiner Art zu den bemerkenswertesten Beispielen in Mittelschwaben. Die heutige Pfarrkirche wurde 1843 im neuromanischen Stil erbaut. Augenfällig sind die aus Holz geschnitzten Apostelfiguren: Vier stehen im Chorraum, weitere acht über das Langhaus verteilt. In einem großen Pietà-Holzrelief ist im unteren Teil der jugendliche Namenspatron der Kirche zu erkennen.
Die Brennburg bei Langenenneufnach hatte keine militärische Funktion
Rund 300 Meter weiter befindet sich die Schmutterbrücke. Danach geht es 2,6 Kilometer auf dem Staudenmeditationsweg nach Unterrothan. Bevor man den Langenneufnacher Ortsteil erreicht, gilt es die Brennburg zu bewundern. Hinter dieser Bezeichnung verstecken sich, vom Hochwald etwas geschützt, die immer noch beeindruckenden Wälle und Gräben einer keltischen Viereckschanze. Wer meint, diese Stätte habe eine militärische Funktion ausgeübt, der irrt. Dort befand sich einst ein knapp über ein Hektar großer und befestigter Gutshof mit Wohn- und Speichergebäuden und einer Holzbrücke über den Graben. Nach Ankunft der Römer wurde er aufgegeben.
Die nächsten knapp 30 Gehminuten laden ein, die Natur auf sich wirken zu lassen, abzuschalten und das Vogelgezwitscher und die Ruhe zu genießen. Dann öffnet sich der Hochwald mit einem aussichtsreichen Rand in die Keltenstraße. Sie wartet mit zwei Zielen auf: einmal mit der 1836 erstellten Kapelle Sankt Franz Xaver, die ohne Erlaubnis des Bistums gebaut wurde, zum anderen mit der beliebten Ausflugsgaststätte Zur Sonne. Dazu gehören ein Biergarten und auch ein kleiner Spielplatz. Ein idealer Ort also, um einzukehren. An der Kapelle vorbei in Richtung Langenneufnach zeigt nach rund 200 Meter ein Wegweiser nach Elmischwang. Die bergab führende 2,5 Kilometer lange Strecke wartet mit einem wunderbaren Ausblick auf die Stauden und am Etappenziel auf das Schloss auf. Das Gebäude mit seinen vier markanten Ecktürmen geht ins 15. Jahrhundert zurück. Ursprünglich als Gutshof errichtet, wurde es 1796 zu einem Schloss umgebaut. 1875 gelangte es an die Freiherrliche Familie von Aufseß. 1902 entstand das Schloss in seiner jetzigen Form. Heute ist dort ein Seniorenheim.
Jüdischer Friedhof, Kirche, Eiscafé - Fischach hat viel zu bieten
Der asphaltierte Feldweg nach Fischach beeindruckt mit einem schönen Ausblick auf einen waldigen Hang – dort ist das 1894 errichtete Schlösschen Lehnersberg zu sehen – und auf die dahinschlängelnde Neufnach. Nach 2,4 Kilometer stößt man direkt auf die Fischacher Pfarrkirche St. Michael mit ihrem sechsgeschossigen Turm und den Giebelaufsätzen. Ihre Weihe erfolgte 1499. Zu bewundern sind vor allem die Stuckarbeiten und Deckenfresken. Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte die Umgestaltung des Langhauses im Barockstil.
In mittelbarer Nähe zur Kirche bieten sich zwei weitere Einkehrmöglichkeiten an: Der Gasthof Zur Traube, Augsburger Straße 6, der sich seit mehr als 100 Jahren in Familienbesitz befindet und mit einer gutbürgerlichen, schwäbischen Küche aufwartet, sowie das Eiscafé Limone, Hauptstraße 11, mit seinen Eis-, Pizza- und Pasta-Spezialitäten.
Rund 100 Meter weiter auf der Hauptstraße erinnert die Thoma-Linde an der Einmündung von Blumenstraße und Triebgasse an den 1864 in Fischach geborenen Kirchenmaler Leonhard Thoma. Künstlerisch ist er den sogenannten Nazarenern zuzuordnen. Zudem macht an der Thoma-Linde ein Denkmal an die jüdischen Einwohner Fischachs aufmerksam, die nahezu 400 Jahre im Ort lebten.
Ein weiteres Zeugnis dieser Kultur ist ein Stück weiter zu entdecken. Der jüdische Friedhof an der Kohlbergstraße 18b wurde 1774 angelegt. Dort sind noch 403 der ursprünglich 420 Gräber erhalten geblieben. Eine Seltenheit stellen zwei aus Eichenholz gefertigte Grabbretter aus den Jahren 1815 und 1833 dar. Wieder zurück auf der Hauptstraße ist nach knapp einem Kilometer der Ausgangspunkt an der Wilhelm-Wörle-Straße erreicht. Übrigens ist rund 500 Meter weiter, an der Itzlishofer Straße 7, mit den Erkstuben eine weitere Einkehrmöglichkeit gegeben.
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