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Ettelried: Gerüchte um Erweiterung: Was geschieht in der Kiesgrube in Ettelried?

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Gerüchte um Erweiterung: Was geschieht in der Kiesgrube in Ettelried?

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    Seit sieben Jahren betreibt die Firma Gebrüder Huber Bodenrecycling GmbH im Wald beim Dinkelscherber Ortsteil Ettelried eine Kiesgrube. Dort wird nicht nur Sand und Kies abgebaut, sondern auch Bauschutt entsorgt. Im Ort sind viele Menschen von dem Schwerlastverkehr dadurch genervt.
    Seit sieben Jahren betreibt die Firma Gebrüder Huber Bodenrecycling GmbH im Wald beim Dinkelscherber Ortsteil Ettelried eine Kiesgrube. Dort wird nicht nur Sand und Kies abgebaut, sondern auch Bauschutt entsorgt. Im Ort sind viele Menschen von dem Schwerlastverkehr dadurch genervt. Foto: Marcus Merk

    Tonnenschwere Lastwagen auf dem Schotterweg in Richtung Kiesgrube. Die Kennzeichen verraten: Sie kommen aus dem Großraum München, aus Ober- oder Niederbayern. Seit sieben Jahren betreibt die Firma Gebrüder Huber Bodenrecycling GmbH im Wald beim Dinkelscherber Ortsteil Ettelried eine Kiesgrube. Seither gibt es im Ort Beschwerden und Gerüchte über die „Deponie“, wie man die Anlage im Ort nennt. Besonders in der Debatte um die geplanten Windräder, die unweit der Anlage geplant sind, taucht das Thema immer wieder auf. Doch was geschieht dort eigentlich?

    Man wisse, dass die Grube in Ettelried ein umstrittenes Thema ist, erklärt Geschäftsführer Klaus Zernikow auf Nachfrage unserer Zeitung. Er kann die Aufregung allerdings nicht verstehen. Man habe nichts zu verbergen. „Wir betreiben eine Grube, in der Kies, Schotter, verfestigter Schotter und Sand abgebaut werden“, sagt er. „Parallel dazu läuft die Rekultivierung mit Wiederverfüllung und der Herstellung von Ausgleichsflächen“. Wiederauffüllung, damit meint Zernikow auch das Einlagern von Bauschutt und Bodenaushub. Genau das ist es, was viele Ettelrieder stört.

    "Sondermülldeponie" mit negativen Folgen für Umwelt und Mensch?

    Einer von ihnen ist Klaus Menzel. Er spricht von einer „Sondermülldeponie“, mit negativen Folgen für Umwelt, Grundwasser, Mensch und Tier. Menzel ist enttäuscht, dass die Dinkelscherber aus seiner Sicht nicht ausreichend über das Geschehen im Ettelrieder Wald informiert wurden. Die Belastungen durch den Schwerlastverkehr im Ort und durch „undurchschaubare Einlagerungen in die Deponie“, würden ignoriert, sagt Menzel. Außerdem berichtet er von einer geplanten Erweiterung der Anlage. Entsprechende Gerüchte würden im Ort seit einiger Zeit die Runde machen. Was ist dran?

    Betreiber: Eine Erweiterung der Kiesgrube in Ettelried ist nicht geplant

    Klaus Zernikow, Geschäftsführer der Betreiberfirma, sagt: nein. Es gebe keine konkrete Planung zur Erweiterung der Kiesgrube. Zernikow: „Aus der geografischen Lage der Grube wäre, wenn überhaupt, nur eine Erweiterung nach Westen denkbar. Dazu müssten jedoch die geologische Eignung der potenziellen Fläche untersucht werden und mit dem Verpächter Gespräche geführt werden. Beides ist nicht geschehen.“ Der Verpächter des Grundstücks ist Caspar Freiherr von Schnurbein. Ihm gehört auch ein großer Teil des Waldes, in dem der Investor Juwi AG einen Windpark plant. Schnurbein bestätigt, dass es keine Gespräche hinsichtlich einer Erweiterung gegeben hätte. Allerdings gab es die „vage Überlegung“, die bestehende Grube etwas nach Westen zu erweitern. Auch das Landratsamt Augsburg bestätigt, dass aktuell kein Antrag zu einer flächenmäßigen Erweiterung der Anlage vorliege. Allerdings liege der Behörde eine Anfrage bezüglich der Verfüllhöhen und Geländemodellierung vor, teilt ein Sprecher des Landratsamtes mit.

    Im Scheppacher Forst bei Zusmarshausen (auf dem Foto zu sehen) stehen bereits einige Windräder. Nun plant ein Investor weitaus größere Anlagen bei Ettelried. Dagegen formiert sich im Ort Widerstand. Doch es gibt es auch einige Befürworter, wie den Waldbesitzer in Ettelried.
    Im Scheppacher Forst bei Zusmarshausen (auf dem Foto zu sehen) stehen bereits einige Windräder. Nun plant ein Investor weitaus größere Anlagen bei Ettelried. Dagegen formiert sich im Ort Widerstand. Doch es gibt es auch einige Befürworter, wie den Waldbesitzer in Ettelried. Foto: Alfred Erdt

    Grundsätzlich wird das abgetragene Material in der Grube mit Bodenaushub und Bauschutt wieder aufgefüllt, erklärt der Betreiber. Dieses Material darf eine Belastung bis zum sogenannten Zuordnungswert Z1.2 haben. Dabei handele es sich in der Regel um Bauschutt. Vor Anlieferung werde jedes Material gemäß den gesetzlichen Vorgaben untersucht und von einem externen Gutachter freigegeben.

    Woher kommt der Bauschutt, der in Ettelried entsorgt wird?

    Woher der Schutt stammt, möchte der Betreiber aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ nicht verraten. Nur so viel: „Das Verfüllmaterial stammt zum allergrößten Teil aus dem Großraum Augsburg-München.“ Auftraggeber seien zum Beispiel Wohnungsbau-, Industrie- oder Logistikunternehmen. Geliefert werde der Schutt zum Teil von Transportunternehmen aus dem Raum Oberbayern. Zernikow: „Wenn ein LKW ein oberbayerisches Kennzeichen besitzt, heißt das nicht zwingend, dass das Material von weiter her kommen muss. Er kann durchaus Material aus dem näheren Umkreis geladen haben.“ Der Grundbesitzer Freiherr von Schnurbein betont, dass nach dem Abbau der für Hoch- und Tiefbau notwendigen Rohstoffe das ursprüngliche Landschaftsbild wieder hergestellt wird und dazu die Grube wieder verfüllt werden muss. Ein Drittel der Grube sei wieder mit klimabeständigem Mischwald bepflanzt, ein weiteres Drittel folgt.

    Schutt aus den großen Städten in ländliche Gebiete wie Ettelried

    Grundsätzlich erfüllt der Betreiber der Grube alle Auflagen, erklärt Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb. Die Anlage an sich falle nicht in den Verantwortungsbereich der Gemeinde. Persönlich sei er „sehr gespalten“, was die Grube angeht. Er sehe die Belastung durch den Schwerlastverkehr. Andererseits müsse der Bauschutt ja irgendwo entsorgt werden. Das grundsätzliche Problem sei, dass der Schutt von großen Baustellen in den Städten im ländlichen Gebiet entsorgt wird.

    Gemeinsam mit dem Betreiber Klaus Zernikow habe Kalb nach Anhaltspunkten gesucht, wie die Gemeinde von der Anlage profitieren kann. Man sei sich bei einem Gespräch gegen Ende des vergangenen Jahres einig darüber geworden, dass ein großer Teil der anliefernden Laster künftig über die Burtenbacher Umgehung geleitet werden soll, um die Ettelrieder zu entlasten. Außerdem ging es bei dem Gespräch der beiden um das Thema Gewerbesteuer. Die fließe laut Kalb nämlich größtenteils nach München. Das soll sich ändern.

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