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Dinkelscherben: Ende der Chlorung in Dinkelscherben ist in Sicht

Dinkelscherben

Ende der Chlorung in Dinkelscherben ist in Sicht

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    Seit etwa anderthalb Jahren wird das Trinkwasser in Dinkelscherben gechlort. Nun steht fest, was noch zu tun ist, damit das ein Ende hat. Einen genauen Termin für das Ende der Chlorung gibt es aber noch nicht. 
    Seit etwa anderthalb Jahren wird das Trinkwasser in Dinkelscherben gechlort. Nun steht fest, was noch zu tun ist, damit das ein Ende hat. Einen genauen Termin für das Ende der Chlorung gibt es aber noch nicht.  Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Es ist das Dauerthema in der Marktgemeinde: Seit Juni 2018 wird das Trinkwasser in Dinkelscherben gechlort. Nun gibt es nur noch wenige Maßnahmen, die vor dem langersehnten Ende der Chlorung erledigt werden müssen. Einen genauen Termin gibt es aber noch nicht.

    Bürgermeister Kalb: Dinkelscherben hat eine der sichersten Wasserversorgungen

    In den vergangen Monaten wurde in der Gemeinde viel Geld in die Sanierung des maroden Wassernetzes gesteckt. Aus Sicht des Dinkelscherber Bürgermeisters Edgar Kalb ist ein Ende der Chlorung längst überfällig. Zuletzt erklärte er, die Marktgemeinde habe mittlerweile „eine der sichersten Wasserversorgungen im ganzen Landkreis“. Gerne stelle man sich dem Vergleich mit anderen Kommunen. Vor Kurzem fand nun ein Treffen zwischen Gemeindevertretern, Landrat Martin Sailer und der Leiterin des Gesundheitsamts Monika Kolbe statt. Dabei ging es vor allem um die Frage: Wie lange muss das Wasser noch gechlort werden? Zwar ist diese Frage noch immer offen, dennoch sei das Gespräch „angenehm und konstruktiv“ verlaufen, erklärt Bürgermeister Edgar Kalb auf Nachfrage. Es gebe nun eine „klare, transparente Regelung“, was noch zu tun ist, bis die Chlorungsanordnung aufgehoben werden kann. Konkret geht es dabei um drei Dinge.

    Das sind die Forderungen des Gesundheitsamts

    • TotleitungenDas sind Wasserleitungen, die seit mindestens einem Jahr nicht genutzt werden, aber trotzdem am Netz hängen. Weil in ihnen für längere Zeit Wasser steht, gelten sie als Gefahrenquelle. Sie zu entfernen, ist eine der Bedingungen des Landratsamtes. Im Mai hatte der Dinkelscherber Gemeinderat beschlossen, die rund 200 Totleitungen im Gemeindegebiet zu entfernen. Konkret heißt das, dass die Oberfläche dort aufgerissen wird, wo die Totleitungen liegen. Viele Straßen müssten anschließend wieder asphaltiert werden. Aktuell fehlen noch etwa 90 Leitungen. Im Schnitt fallen pro entfernter Totleitung etwa 2500 Euro Kosten für die Gemeinde an. Insgesamt macht das rund eine halbe Million Euro.
    • KFR-Ventile und Systemtrenner Laut Bürgermeister Kalb besitzen bereits 95 Prozent der Haushalte sogenannte KFR-Ventile. Diese Hausanschlüsse müssen hinter dem Wasserzähler installiert sein. Die Ventile verhindern, dass Wasser aus der jeweiligen Hausinstallation in das Versorgungsnetz zurückfließt und damit zu Verunreinigungen der Wasserversorgung führen können. Systemtrenner sind zum Füllen der Heizung nötig, um das Zurückfließen von Heizungswasser ins Trinkwassernetz zu verhindern. Laut Kalb sind 89 Prozent der Haushalte bereits damit ausgestattet.
    • Tiertränken Viehtränken gelten laut Gesundheitsamt als Risikofaktor. Deshalb habe man alle Landwirte angeschrieben, die eine solche Tränke besitzen. Konkret geht es um 49 Stück im Versorgungsgebiet. Sie müssen den Vorschriften des Gesundheitsamts angepasst werden. Aktuell seien 78 Prozent der Tränken in Ordnung, erklärt Bürgermeister Kalb.

    Wann kann die Chlorung in Dinkelscherben aufgehoben werden?

    Sind diese drei Punkte erledigt, kann die Chlorung in Dinkelscherben beendet werden, erklärt das Landratsamt auf Nachfrage. Darüber seien sich die Gemeindeverwaltung und das Staatliche Gesundheitsamt einig. Abgesehen von diesen Punkten habe die Gemeinde mittlerweile alle geforderten Unterlagen vorgelegt. „Diese wurden vom Gesundheitsamt geprüft und für sehr gut befunden“, teilt das Landratsamt mit. Anfang kommenden Jahres wolle man die Verbesserungen auch vor Ort in Augenschein nehmen.

    Das sind coliforme Bakterien

    Coliforme Keime sind Bakterien, die sowohl in der Umwelt als auch in der Darmflora von Mensch und Tier vorkommen.

    Sie sind keine Krankheitserreger, sondern gelten als Indikatorbakterien, da sie schnell und einfach eine frische Wasserbelastung durch mögliche Verunreinigungen fäkaler oder nicht-fäkaler Art anzeigen.

    Der Name leitet sich ab von den Escherichia-coli-Bakterien, die zu dieser großen Keim-Familie gehören.

    Unter dem Mikroskop sehen coliforme Keime aus wie rötliche Kommas.

    Erst eine genaue Analyse kann klären, welche Bakterienart bei coliformen Keimen tatsächlich vorliegt.

    Nimmt man über längere Zeit coliforme Keime zu sich, können Gesundheitsprobleme auftreten, etwa Durchfall und Entzündungen.

    Ist Trinkwasser durch coliforme Keime belastet, sollte es abgekocht werden.

    Zudem wird betroffenes Wasser meist mit Chlor versetzt.

    Die Gemeinde bittet alle Bürger darum, die Hausinstallationen und die Tiertränken in Ordnung zu bringen und sich zeitnah per Mail (info@dinkelscherben.de), per Brief oder mittels Anruf (08292/2020) bei der Gemeinde zu melden.

    Die Chronologie der Chlor-Krise in Dinkelscherben

    • Mai 2018 Im Hochbehälter Breitenbronn wird ein coliformer Keim gefunden. Bürger aus zwölf Ortsteilen von Dinkelscherben sowie Osterkühbach und Schönebach müssen ihr Trinkwasser abkochen.
    • Juni 2018 Das Gesundheitsamt ordnet eine Sicherheitschlorung für das Trinkwasser in der gesamtem Wasserversorgung des Marktes Dinkelscherben an.
    • Juli 2018 Als im Netz stabile Chlorwerte vorliegen, wird die Abkochanordnung schnellstens wieder aufgehoben.
    • August 2018 Eine Risikoanalyse wird von den Stadtwerken Augsburg erstellt. Sie soll zeigen, welche Bereiche ausgebessert werden müssen.
    • März 2019 Das Gericht entscheidet, dass die Anordnung zur Chlorung des Wassers rechtens ist. Die Gemeinde hatte dagegen geklagt.
    • Mai 2019 Die Gemeinde beschließt, rund 200 Totleitungen zu entfernen.
    • August 2019 Nachdem die Gemeinde eine Vielzahl an Sanierungsmaßnahmen am Wassernetz durchgeführt hat, wird erneut ein Antrag auf das Ende der Chlorung gestellt.
    • November 2019 Das Gesundheitsamt kündigt an, sich im Januar ein Bild des Wassernetzes vor Ort machen zu wollen.

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