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Emersacker: Emersacker stimmt nun doch gegen Sand- und Kiesabbau im Wald

Emersacker

Emersacker stimmt nun doch gegen Sand- und Kiesabbau im Wald

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    Kies und Sand sollen in einem Waldstück bei Emersacker abgebaut werden. Das passt der Gemeinde nun doch nicht mehr.
    Kies und Sand sollen in einem Waldstück bei Emersacker abgebaut werden. Das passt der Gemeinde nun doch nicht mehr. Foto: Roland Weihrauch, dpa (Symbolfoto)

    Das gab es in Emersacker noch nie: Erstmals berief der Gemeinderat eine Sondersitzung ein. Grund dafür waren die heftig umstrittenen Pläne zum Sand- und Kiesabbau in einem Waldstück zwischen Emersacker und Welden. Dazu müsste einiges an Wald gerodet werden. Nun hat das Gremium seine erste Entscheidung zu den Plänen der Fugger'schen Stiftung revidiert.

    Nachdem etwa 30 Zuhörer die Sitzung live verfolgen wollten, musste das Los entscheiden, wer in den Bürgersaal durfte. Alle anderen – das waren immerhin 160 Bürger - hatten aber die Möglichkeit, mittels Livestream die Sitzung zu Hause zu verfolgen. Doch warum kam es erstmals zu einer Sondersitzung in Emersacker?

    Im Dezember hatte der Gemeinderat mit 11:1 Stimmen dem Trockenabbau von Sand und Kies durch die Fugger'schen Stiftungen in einem Waldstück zwischen Emersacker und Welden zugestimmt. Das passte vielen Bürgern überhaupt nicht. Sie äußerten heftige Kritik an der geplanten Waldrodung und dem Abbau von Sand und Kies. Bürgermeister und Gemeinderäte gingen daraufhin noch einmal in sich.

    Gemeinderat Emersacker revidiert Entscheidung zum Kiesabbau im Wald

    Bis zum heutigen Mittwoch konnte die Entscheidung noch revidiert werden. Und das tat der Gemeinderat am vergangenen Montag in der Sondersitzung dann auch. Einstimmig wurde die Entscheidung vom Dezember aufgehoben. Ebenso einstimmig wurde dem Vorbescheid das gemeindliche Einvernehmen verwehrt, da öffentliche Belange dagegen sprechen.

    In einem "Zehn-Punkte-Papier" sind die Argumente, die nach der Auffassung des Gemeinderates gegen das Vorhaben der Fugger'schen Stiftungen sprechen, aufgeführt. So widerspreche das Projekt den Darstellungen des Flächennutzungsplanes sowie des Landschaftsplans, in dem das Grundstück unter anderem als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist. In dem Gebiet befinde sich auch die "Rehlach", eine Fläche, die für die Pflanzen- und Tierwelt sehr wertvoll sei und von der überlegt werde, ob sie in die Biotopkartierung aufgenommen werden soll.

    Was aus Sicht der Gemeinde Emersacker gegen Kiesabbau spricht

    Für das Kinderhaus St. Martin sowie die Grundschule liegt das betroffene Gebiet in unmittelbarer und gut erreichbarer Nähe, um den Wald in pädagogischer Hinsicht zu erleben. Laut Antrag soll die Gemeinde Emersacker nicht vom Lkw-Verkehr betroffen sein. In der Praxis werde das sicher anders aussehen, erklärte Bürgermeister Mengele. Schwerlastverkehr würde auch über andere Feldwege oder den Kellerweg abfahren und das Auffüllmaterial aus allen Richtungen kommen.

    Nachdem der Kies- und Sandabbau durch ein privates Unternehmen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben werden soll, sei davon auszugehen, dass Verfüllmaterial von Anbietern mit dem höchsten Preis angenommen werde. Dies sei mit Sicherheit nicht immer Aushub, vermutete Mengele, sondern es werde auch der Einbau von Deponiematerial erfolgen.

    Auch der Naturschutz steht in den Augen des Gemeinderates dem Vorhaben entgegen. Im Landschaftsschutzgebiet Naturpark Westliche Wälder gelegen, seien dauerhafte Schäden des Naturhaushaltes zu erwarten. Eine Rodung des biologisch wertvollen und robusten Mischwalds etwa 40 Jahre vor der eigentlichen Ernte sei nicht nachvollziehbar. Zudem liegt in etwa 400 Metern Sichtweite auf der gegenüberliegenden Seite des geplanten Abbaugebietes eine der sogenannten Denzel-Kapellen. Ziel des Kapellenbaus war es, einen Ort der Stille und Ruhe zu schaffen und Gelegenheit zur inneren Einkehr zu haben. Außerdem gibt es auch keine positive Resonanz aus den Nachbargemeinden. Insbesondere die Orte Zusamzell und Welden wären durch den zusätzlichen Schwerlastverkehr vermutlich betroffen.

    Kreis Augsburg muss entscheiden, ob Sand abgebaut werden darf

    Letztlich muss allerdings der Landkreis über das Vorhaben entscheiden. Gemeinderat Rudolf Roßmann erklärte, dass die Gemeinde unter dem Strich bei der Entscheidung nichts mitzureden habe. Mit der Verweigerung des Einvernehmens und dem "Zehn-Punkte-Papier" könne man dem Landratsamt sowie den eingeschalteten Fachbehörden jedoch signalisieren: "Leute, schaut hin!"

    Um die Frist in jedem Fall einzuhalten, gab Bürgermeister Karl-Heinz Mengele den neuen Beschluss des Gemeinderates gestern persönlich im Landratsamt in Augsburg ab. Nun wollen sich die Bürgermeister der Holzwinkelgemeinden zum Thema Sand- und Kiesabbau in einer Videokonferenz besprechen.

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