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Ellgau: Geschichten der "Nähre" und anderer Ellgauer Originale

Ellgau

Geschichten der "Nähre" und anderer Ellgauer Originale

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    Anton Schröttle kaufte das Grundstück mit der Hausnummer 99, heute Hauptstraße 10, und baute eben dort im Jahr 1935 ein Haus.
    Anton Schröttle kaufte das Grundstück mit der Hausnummer 99, heute Hauptstraße 10, und baute eben dort im Jahr 1935 ein Haus. Foto: Repro Steffi Brand

    Maria Rieger wurde am 17. Januar 1912 als fünftes Kind der Eheleute Johann und Therese Rieger im Anwesen Nummer 7 in Ellgau geboren. Sie wuchs mit acht Geschwistern auf, besuchte eine Haushaltsschule und erlernte den Beruf der Damenschneiderin. Am 10. Februar 1935 heiratete sie Anton Schröttle, alias "Schreiner Toni", der aus dem Anwesen Nummer 39 stammte (heute Mühlstraße 5). Anton Schröttle hatte bereits im Jahr 1933 das Grundstück mit der Hausnummer 99 (heute Hauptstraße 10) gekauft und baute eben dort ein Haus.

    Dieser kurze Auszug über Maria Rieger, die später als Dorfnäherin Maria Schröttle in Ellgau lebte und arbeitete, ist eine von vielen Geschichten, die das Ellgauer Anwesenbuch zu einem unvergleichlichen Erinnerungsstück machen wird. Hermine Zwerger, die bereits tatkräftig an der Chronik der Gemeinde Ellgau mitgewirkt hat, erklärt den Zusammenhang der beiden Werke: Weil in der Dorfchronik, die vor einigen Jahren erschienen ist, längst nicht alle Bilder Platz gefunden haben, entstand die Idee zum Anwesenbuch. Das soll nun unter dem Titel "Ellgau – alte Häuser erzählen Geschichten" im Herbst 2021 erscheinen. Im Gegensatz zur Dorfchronik ist das Anwesenbuch weniger historisch, dafür aber menschlicher, erklärt Hermine Zwerger.

    Rund 100 alte Bilder aus Ellgau sollen Platz finden

    Auf insgesamt 150 Seiten sollen dort etwa 100 Fotos Platz finden – und zwar die der Anwesen mit den Nummern 1 bis 100 mit alten Aufnahmen und neuen Bildern. Hinzu kommen Kurzbiographien von Ellgauer "Originalen" oder Personen, die für eine bestimmte Gruppe stehen. Walter Biehal (Heimatvertriebener, Gastwirt), Konrad Bolzmacher (Junggeselle), Anna Laske (Heimatvertriebene, Posthalterin), Ulrich Mordstein (Gemeindediener), Pfarrer Paul Regner (letzter Pfarrhof-Bewohner), Maria Schädle (Mesnerin), Bartholomäus Schädle (Dorfschmied), Johann Wagner (Dorfschreiner) und Erna Zwerger (Landfrau) werden in Kurzbiographien vorgestellt.

    Im Jahr 1929 schloss Maria Rieger ihre Ausbildung zur Damenschneiderin mit der Note sehr gut ab. Das Bild zeigt sie mit ihrem Gesellenstück.
    Im Jahr 1929 schloss Maria Rieger ihre Ausbildung zur Damenschneiderin mit der Note sehr gut ab. Das Bild zeigt sie mit ihrem Gesellenstück. Foto: Repro Steffi Brand

    Und auch über Maria Schröttle, die unter dem Spitznamen "Nähre" als Dorfnäherin im Ort ihr Geld verdiente, gibt es noch mehr zu erfahren als die einleitenden Worte. Maria Schröttle arbeitete in ihrer Küche und in den Häusern ihrer Kunden und schneiderte Kleidung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Auch verstand die Dorfnäherin es, aus alten Kleidern neue Schätze zu fertigen.

    Viele Gespräche brachten die Geschichten aus Ellgau

    Wie die Autoren des Anwesenbuchs diese und andere Geschichten erfahren haben? "In vielen Gesprächen", verrät Hermine Zwerger. Über Maria Schröttle berichtete ihre Tochter Josefine, die 1949 zur Welt kam und noch heute in dem ursprünglichen Anwesen ihrer Eltern lebt. Sie verrät auch, wie sie die Kindheit als Tochter der Dorfnäherin Maria Schröttle erlebt hat: "Ich musste mit einer Nähnadel Fäden ziehen, was sehr mühsam war. (…) Wenn meine Mutter wegschaute, nahm ich doch ab und zu eine Rasierklinge oder Schere dazu – es ging einfach schneller."

    Die Kurzbiographien hat das Team, das sich um das Anwesenbuch kümmert, bereits fertig. Und dabei kam nicht selten heraus, dass das Leben in der Vergangenheit vor allem aus Arbeit bestand, was aber die Lebensqualität nicht zu mindern schien. Nun müssen noch die Fotos geprüft werden, so dass auch wirklich die aussagekräftigsten alten und auch neuen Aufnahmen ins Buch kommen. Ab dem Frühjahr sollen dann die letzten Aufnahmen gemacht werden, bevor das Buch fertiggestellt werden kann, ein Probedruck folgt und das Werk im DINA4-Format final in gedruckter Form vorliegen wird.

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