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Ellgau: Ein junges Filmteam setzt Ellgau im Cineplex gekonnt in Szene

Ellgau

Ein junges Filmteam setzt Ellgau im Cineplex gekonnt in Szene

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    Sie posieren schon wie die Profis bei der Kinopremiere ihres Films „Ein Jahr in unserem Dorf“: das Ellgauer Drehteam (von links) Michael , Veronika , Lea , Emma Englisch, Marlene , Lena-Marie Mayer und Amelie .
    Sie posieren schon wie die Profis bei der Kinopremiere ihres Films „Ein Jahr in unserem Dorf“: das Ellgauer Drehteam (von links) Michael , Veronika , Lea , Emma Englisch, Marlene , Lena-Marie Mayer und Amelie .

    In Ellgau dürfte es am Sonntag nach der Kirche ganz schön ruhig im Ort geworden sein. Denn bei knapp 1100 Bewohnern und 290 verkauften Kinotickets war gestern schließlich mehr als ein Viertel aller Ellgauer im Kino in Meitingen. Nicht der neueste Blockbuster, sondern ein Streifen zum Anfassen übte die magische Anziehungskraft aus: Die Premiere von „Ein Jahr in unserem Dorf“ der Nachwuchsfilmer vom Ferienprogramm war ausgebucht.

    Was als coole Freizeitbeschäftigung für ein paar Tage im Sommer 2018 begann, wuchs sich zum Großprojekt über zwölf Monate aus. In den Ferien mehrmals in der Woche, weniger häufig während der Schulzeit trafen sich die sieben Schüler zwischen elf und 13 Jahren mit ihren Mentoren. Film- und Fernsehproduzent Fred Steinbach und seine Frau Heike zeigten ihren Nachbarskindern, wie das Filmemachen geht. „Ohne euch hätte das nie funktioniert“, bedankten sich die erleichterten Kids nach dem Abspann bei den beiden für viel Gelerntes und jede Menge Spaß.

    Ein Jahr lang vor der eigenen Haustüre nachgeschaut

    Der Kinosaal war rappelvoll, aber alle, die es unbedingt wissen wollten, konnten 30 Minuten lang erleben, was ihr Dorf ausmacht. Ein ganzes Jahr lang hatten die jungen Ellgauer vor der eigenen Haustüre nachgeschaut, was die Menschen so bewegt. Und das Resultat kann sich sehen lassen. So erfährt man im Film, dass ganz viele Ellgauer Wagner, Schafnitzel oder Schröttle heißen. Sie lieben ihr Dorf und finden es toll, dass man sich beim Bäcker und Metzger am Ort versorgen kann. Im Advent treffen sie sich jeden Tag an einem der 24 Weihnachtsfenster, und die Feuerwehr hat schon mal in Cowboy-Manier Kühe mit dem Lasso eingefangen. Das alles und noch viel mehr packte das Nachwuchsteam in viele Drehminuten, die schließlich zu einer halben Stunde schöner Bilder und interessanter Begegnungen wurden.

    Ständig neu gekaufte Kleider und Freizeit am Nachmittag gab es früher nicht. Die Generation Konsum staunte nicht schlecht über Berichte der älteren Ellgauer. Die Socken und die Unterwäsche wurden geflickt, solange es ging. Die Schulstunden richteten sich nach dem Wetter. Im Sommer ging es nur am Vormittag in die Schule und am Nachmittag aufs Feld. Die versäumte Zeit holten die Schüler im Winter an den Nachmittagen nach.

    Verwegene Exemplare mit Hüten und exotischen Outfits

    Dafür gönnt sich die Generation 65 plus heute auch mal was Besonderes. Zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück am Wasser samt anschließender Abkühlung in der Kneippanlage. Humor beweisen die Ellgauer auch beim Badeentenrennen. Nicht nur die einfache Version der quietschgelben Gummitiere, sondern ganz verwegene Exemplare mit Hüten und exotischen Outfits werden am Ziel aus dem Bach gefischt.

    Im Großen und Ganzen sind die Ellgauer höchst zufrieden mit ihrem idyllischen Plätzchen am großen Fluss, der die Region prägt. Wohl auch deshalb, weil es schon über 100 Jahre her ist, dass das Wasser in die Gassen des Dorfes lief. 1910 sei das letzte große Lechhochwasser gewesen, bei dem in vielen Häusern Land unter war, erzählte Dorfchronistin Hermine Zwerger im Gewand einer Magd den Kindern. Auch der neue, kleine Kreisverkehr in der Dorfmitte schmeckt nicht jedem, und manchmal riecht es ganz schön streng nach Schwein. Aber alles in allem ist es schon schön, so das Fazit aus vielen Interviews in den Straßen, in den Läden und bei den vielen Festen, die sich die Ellgauer im Jahreslauf gönnen.

    Einen richtigen Imagefilm und viele Bilder übergaben Marlene und Veronika Wech, Emma Englisch, Michael Leichtle, Lena-Marie Mayer, Lea Schafnitzel und Amelie Stemmer ihrem Bürgermeister Manfred Schafnitzel im Anschluss an die Premiere. Der versprach, dass das Material nicht im Archiv verstauben wird. Anlässe, den ganzen Film oder Auszüge davon zu zeigen, werde es sicher noch einige geben.

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