Auch diesmal sind wir wieder im näheren Südwesten Augsburgs, im Holzwinkel inmitten des Naturparks Westliche Wälder. Und dort finden wir ein Pfarrdorf, dessen Name auf einen Mann namens „Heriprecht“ zurückgeht, so Freiherr Wolf-Armin von Reitzenstein in seinem „Lexikon schwäbischer Ortsnamen“. Und wie so oft in diesem baumreichen Gebiet wurde auch diese Siedlung dem Wald abgerungen, wie die zweite Silbe – mittelhochdeutsch „riet“ gleich gerodet – belegt.
So gesehen könnte der Holzwinkel auch Rodewinkel heißen. Roden war die Voraussetzung unserer Vorfahren für landwirtschaftliche Nutzung und somit auch für Sesshaftigkeit. Die Geschichte lehrt uns aber auch, dass es schnell zu viel des Guten sein kann. Berühmtestes deutsches Beispiel ist die Lüneburger Heide, einst ein Waldgebiet, das dem Schiffsbau der am Meer liegenden Hansestädte zum Opfer gefallen ist. Nicht verschwiegen werden darf, dass die Lüneburger Heide heute ein attraktives Naturschutzgebiet ist – kein Freibrief für Raubbau an der Natur.
Das 1000-Bewohner-Pfarrdorf Heretsried gehört heute mit seinen Ortsteilen Lauterbrunn und Monburg zur Verwaltungsgemeinschaft Welden. Kulturell Interessierten ist Heretsried auch wegen seines griechischen Theaters ein Begriff.
Erwähnt wird der Ort erstmals als „Herbrehtsriet“ im Jahr 1242. Folglich konnte 1992 das 750. Jubiläum gefeiert werden. Der aktuelle Ortsname taucht phonetisch in der Schreibweise „Heretßried“ 1437 auf. In den folgenden Jahrzehnten mutiert das erste „e“ zu „ö“.
Das seit 1962 geführte rotgrundige Wappen wird durch ein mittiges senkrechtes goldenes Schwert geteilt. Aus Betrachtersicht links ist ein nach innen gewendeter, silberner Äbtissinenstab abgebildet, rechts ein ebenfalls silbernes Rodewerkzeug, eine Reutehaue. Der Äbtissinenstab, so Professor Walter Pötzl, bezieht sich auf die Zugehörigkeit zum Kloster Holzen (Allmannshofen), das heute weitgehend gastronomisch genutzt wird. Das Schwert ist das Attribut des Kirchenpatrons St. Martin.
Auf eine über 700-jährige Geschichte blickt auch der Nebenort Lauterbrunn zurück. Der Name „Lutirbrunnon“ wird erstmals 1143 erwähnt (so von Reitzenstein). Die Gemeinde dagegen datiert das erste Erwähnen des Ortsnamens später, und zwar 1254 in einer Schenkungsurkunde eines Herrn von Bocksberg an das Kloster Kaisheim, eine ehemalige Zisterzienserabtei im gleichnamigen Ort (Donau-Ries). Der Name bedeutet wohl eigentlich „kaiserliche Wohnstätten“ entsprechend dem lateinischen „Caesarea“. Und so findet sich auch im seit 1964 geführten Wappen ein goldenes „K“ mit Krone.
Die erste Silbe des Namens Lauterbrunn findet sich in zahlreichen Ortsnamen. Mit „lauter“ ist dabei nicht die Steigerung von laut, sondern die heute noch gebräuchliche Bedeutung von rein und klar (mittelhochdeutsch „luter“). Folglich bedeutet Lauterbrunn wohl saubere, klare Quelle, auch Brunnen. Auch darauf geht das Wappen ein, und zwar mit einer quer verlaufenden Wellenlinie.
Zur Gemeinde Heretsried gehört auch Monburg. Ein Weiler, über den wenig bekannt ist. Im Internet-Auftritt berichtet die Gemeinde von einer Burg im 15. Jahrhundert, die einer Sippe namens „Mawo“ (vielleicht auch „Mauwo“ wie bei Monheim im Donau-Ries) zugeschrieben wird.