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Dinkelscherben: Vier Tage Party zwischen Reggae, Rock und Regentropfen

Dinkelscherben

Vier Tage Party zwischen Reggae, Rock und Regentropfen

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    Musikalisch bis in die Haarspitzen. Die Gamskampler präsentierten Volkspunk. Die Gruppe, die sich bodenständig gibt, beschreibt ihre Texte als lustig und hintersinnig.
    Musikalisch bis in die Haarspitzen. Die Gamskampler präsentierten Volkspunk. Die Gruppe, die sich bodenständig gibt, beschreibt ihre Texte als lustig und hintersinnig. Foto: Merk/Karrer

    Erst die Hitze, dann der Donner. Genauso vielfältig und kontrastreich wie das Wetter präsentiert sich das achte Dinkelfestival.

    Bei der Hitze am Freitag war Heiko Hoppe mit seiner Tochter Mia noch eine Runde planschen im Panoramafreibad in Dinkelscherben. Auf Empfehlung eines Freundes sind die beiden danach auf das Dinkelfestival gekommen. Zum Auftakt der Feier um 18.30 Uhr ist es fast unerträglich warm, trotzdem tummeln sich auf dem Gelände schon einige Besucher. Sie stehen wie die Hoppes aus Neusäß vor der Magic Stage und schauen sich Bauchtanz an oder sitzen schon an der Brass Stage, auf der Stainless Brass aus Dinkelscherben noch gemütliche Blasmusik spielt.

    Bauchtanz ist ein Highlight

    Heiko Hoppe ist zum ersten Mal auf dem Dinkelfestival, und er ist begeistert: „Man kommt rein, geht einmal ums Eck und ist total überrascht, wie groß das hier ist. Ich bin echt beeindruckt“, sagt er. Ein wenig Sorgen hat sich Hoppe im Vorfeld gemacht, dass auf dem Festival für seine sechsjährige Tochter nicht viel geboten sein würde, „aber jetzt haben wir schon ein Armband gebastelt, und Bauchtanz ist für sie sowieso ein Highlight“, erklärt er. Auch auf der Santa Maria, dem großen Piratenschiff, von dem man einen tollen Blick über das Gelände hat, waren die beiden schon.

    Für Hoppe sind die Attraktionen neu. Viele Auftritte haben aber Tradition. Die Bauchtanzschule von Rita Maier ist zum Beispiel jedes Jahr vertreten. Fächertanz, Flamenco, Ringtanz, die Tänzer jeder Altersstufe präsentieren die unterschiedlichsten Stile. Die Kostüme glitzern und klingeln.

    Es gibt Popcorn und Kinderschminken

    Wer sich vorbeiarbeitet an der Magic Stage und den vielen Buden mit Spezialitäten aus aller Welt, kommt am Angebot des Fördervereins der Montessori-Schule vorbei. „Wir gestalten hier seit Jahren das Kinderprogramm“, sagt Sandra Wolodin vom Förderverein. Am Anfang hätten sie noch einen recht kleinen Stand betrieben. Mit der Zeit sei das Angebot immer weiter gewachsen. Hier hat Heiko Hoppe zusammen mit seiner Tochter ein Armband gebastelt. Ansonsten kann man auch Mobiles und Kugelbahnen bauen, es gibt Popcorn und Kinderschminken. Etwas abseits steht eine Hüpfburg, und heuer hat der Förderverein sogar einen „Hau den Lukas“ aufgestellt.

    Während des kurzen Gesprächs am Stand der Kinderbetreuung ist von der Rock Stage ein vielversprechender Soundcheck zu hören. Die Steambooth Band aus Neu-Ulm und Günzburg trifft die letzten Vorbereitungen für ihre Show. Die sechs Musiker spielen allem Anschein nach vor allem Reggae.

    Das Festival muss friedlich bleiben

    „Das ist mal was anderes, das hatten wir auf dem Dinkelfestival noch nie“, erklärt Andreas Kalb. Er ist beim Organisationsteam für das Buchen der Bands zuständig. „Gestern hatten wir zum Beispiel auch unsere erste Schlagerband“, ergänzt Kalb. Er achte immer auf Abwechslung, allerdings verpflichte er die Gruppen, die gut ankommen, auch gerne wieder. Wichtig ist ihm vor allem, dass das Festival friedlich bleibt. Am Freitag zieht er deshalb die Zwischenbilanz: „Enorm entspannt.“

    Ziemlich entspannt warten auch die Gamskampler vor der Rock Stage auf ihren Auftritt. Für jeden, der im Dialekt nicht so bewandert ist wie die drei, erklären sie ihren Namen: „Das ist eigentlich ein altehrwürdiger Handwerksberuf.“ Ins Hochdeutsche übersetzt, bedeute der Name so viel wie Gämsenkämmer. Mittlerweile steht der Begriff aber eher für einen Taugenichts. Es scheint, als wollten die drei gar nicht im Mittelpunkt stehen. Sie hießen alle drei Hans, erklärt einer. Auch auf der Bühne sprechen sie sich nur mit diesem Namen an. Die Gamskampler geben sich bodenständig. „Heute muss jeder studieren, erfolgreich sein, irgendwie abheben“, erklärt einer von den drei Hansen. Gegen diesen Trend wollen sie mit ihrem Volkspunk ansingen. Auch beim Auftritt ist das zu spüren. Sie verschenken zum Beispiel einen „original Gamskampler-Meterstab“ und singen Zeilen wie „Wir brauchen die Macher“. Nicht nur sie selbst beschreiben ihre Texte als „lustig“ und „hintersinnig“, sie bringen das auch auf die Bühne.

    Aus Bratislava in der Slowakei angereist

    Direkt neben den Gamskamplern stehen die Mitglieder einer Band, die mit dem Namen sicherlich gar nichts anfangen können. Die Creedence Clearwater Revival Band wird zwar erst am Samstag spielen, ist aber schon aus Bratislava in der Slowakei angereist. Insgesamt hat die Tribute-Band vier Mitglieder. Jaro Sowrek und die Brüder Michael und Peter Jarabek waren vergangenes Jahr mit einer Greenday Tribute Band auf dem Dinkelfestival. Zusammen mit Dano Randus wollen sie jetzt Creedence Clearwater Revival auch in Dinkelscherben aufleben lassen.

    Mittlerweile ist es dunkel geworden. Vor allem vor den Bühnen und den Ständen mit Getränken und Essen muss man sich zwischen unzähligen Grüppchen hindurchschlängeln. Beim Dinkelfestival trifft man immer Bekannte, so viel ist sicher. Das bestätigen auch Gerhard Aumann, Uschi Kreisel und Traudel Scholtes. An einer langen Tafel sitzen die drei mit vielen Freunden zusammen. „Wir sind die Generation 48“, erklärt Aumann.

    Eine echte Leistung der Marktgemeinde

    Sie seien alle im Jahr 1948 geboren und dann 1954 zusammen in Dinkelscherben auf die Volksschule gegangen. Seitdem haben einige Dinkelscherben verlassen, andere sind zurückgekommen, aber mindestens einmal im Jahr habe Uschi Kreisel dafür gesorgt, dass sich alle wiedersehen, so Aumann. Kreisel erklärt: „Ich habe jedes Jahr die Klassentreffen des Jahrgangs 48 organisiert, und seit es das Dinkelfestival gibt, treffen wir uns hier. Das ist ein Selbstläufer.“ Das Fest ist in ihren Augen eine echte Leistung der Marktgemeinde. „Das schafft nicht jeder Ort“, betont sie.

    Gegen 22 Uhr ist immer mehr Wetterleuchten um Dinkelscherben herum zu sehen. Die Stimmung trübt das nicht, denn lange ist kein Tropfen zu spüren.

    Erst gegen 23.15 Uhr, während Stainless Brass, die mittlerweile auf Rock und Pop umgestiegen sind, einen Song von Moop Mama als allerletzte Zugabe spielen und auf der Rock Stage die Show „Quotime“ ein Tribut an die Rocklegenden von Status Quo abliefert, fängt es richtig zu regnen an. Keine 20 Minuten später ist das Gewitter da. Ein Glück, dass das Wetter so lange durchgehalten hat.

    Wie die Leistung des Organisationsteam zu beurteilen ist, lesen Sie in unserem Kommentar: Macht doch was ihr wollt

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