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Dinkelscherben: Viel Wirbel nach deutlichen Aussagen über Asyl-Heim

Dinkelscherben

Viel Wirbel nach deutlichen Aussagen über Asyl-Heim

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    Seit eineinhalb Jahren leben im Kreisjugendheim in Dinkelscherben Asylbewerber 
    Seit eineinhalb Jahren leben im Kreisjugendheim in Dinkelscherben Asylbewerber  Foto: Bild: Marcus Merk

    Michael Gruber hat für mächtig Wirbel gesorgt. Seit der Leiter des Kreisjugendheims in Dinkelscherben, in dem seit eineinhalb Jahren Asylbewerber untergebracht sind, die Zustände sowie das Verhalten von Teilen der Bewohner dort anprangerte, ist eine lebhafte Diskussion im Gange. In Leserbriefen und sozialen Netzwerken wird Gruber als Mann gefeiert, der endlich sagt, was Sache ist. Deutlicher Widerspruch kommt dagegen von der Polizei und von den Integrationsbeauftragten in

    Evi Madalenko-Stuhler, Integrationsbeauftragte der Gemeinde, attackiert Gruber frontal und fordert seine Ablösung: „Ich bin der Meinung, dass sich das Landratsamt überlegen sollte, ob er der richtige Mann auf diesem Posten ist, wenn er seine Position ausnutzt, um Menschen zu denunzieren und in der Bevölkerung schlechte Stimmung gegen die Flüchtlinge zu machen“.

    Ebenso wie Inge Herz, die Integrationsbeauftragte der evangelischen Kirche in Dinkelscherben, hat sie den Eindruck, dass Gruber die Asylbewerber oft ungleich behandelt. Es herrsche ein sehr rauer Umgangston in dem Schullandheim. „Herrn Gruber fehlt es an Einführungsvermögen für diese traumatisierten und teils behinderten Menschen“ kritisiert Madalenko-Stuhler. Beide Frauen betonen, dass sich die Flüchtlinge ihnen und auch anderen Frauen gegenüber stets respektvoll und zuvorkommend benehmen würden.

    In dem Dinkelscherber Heim sind nach Angaben des Landratsamtes in Augsburg an die 60 Männer im Alter zwischen 20 und 49 Jahren untergebracht. Acht kommen aus Eritrea, vier aus Pakistan, zwei aus Nigeria, einer aus Somalia und 45 aus Syrien. So unterschiedlich wie die Nationalitäten sind auch die Perspektiven der Männer.

    Drei von ihnen haben feste Jobs, 35 befinden sich in Sprachkursen, weil mangelnde Deutschkenntnisse das größte Hindernis auf dem Arbeitsmarkt sind. Ein gutes Drittel der Männer ist mehr oder minder beschäftigungslos.

    Laut Michael Püschel, der am Landratsamt den Geschäftsbereich Schulen leitet, zu dem auch das Dinkelscherber Heim zählt, handelt es sich dabei überwiegend um Flüchtlinge, deren Asylantrag abgelehnt sei. Sie sollten das Land verlassen und haben dementsprechend keine Arbeitserlaubnis. Eine Abschiebung unterbleibt jedoch über Monate hinweg. Eine weitere Gruppe sind Männer, die erst kurz im Land sind und deswegen keine Arbeitserlaubnis haben.

    Im Dinkelscherber Heim treffen Menschen aus den verschiedensten Ländern aufeinander und durchlaufen ein langes Anerkennungsverfahren, in dem einem Teil klar wird, dass sie falschen Versprechungen glaubten, als sie sich auf den Weg machten. Dass das auch für Frust unter den Bewohnern sorge, sei doch klar, sagt Püschel. Auch Gruber hatte die langen Verfahren kritisiert. Nach seinem Auftritt vor dem Schul- und Kulturausschuss des Kreistags, über den unserer Zeitung berichtet hatte, versuchten mehrere Medien Gruber zu interviewen. Er lehnte jedoch ab. Sein Chef Püschel interpretiert den Auftritt als „emotionalen Ausbruch“. Die Situation in dem Heim sei ohne Zweifel nicht leicht. Und dessen Leiter Gruber leide darunter, dass der daran so wenig ändern könne. Beschwerden über Gruber habe es bislang erst eine gegeben.

    Die Diskussion in Leserbriefen und in sozialen Netzwerken konzentriert sich derweil auf einen anderen Punkt. Gruber hatte in seinem öffentlichen Auftritt berichtet: „Da wird einer meiner Putzfrauen Dreck vor die Füße geworfen mit dem Satz: ,Du Frau, du putzen’“. Das sorgte für helle Empörung und die Frage: „Warum putzen die Menschen nicht selbst?“

    Antwort: Weil das der Landkreis nicht will. Geschäftsbereichsleiter Püschel begründet dies so: In den Mietverträgen mit dem Freistaat habe der Landkreis die Verantwortung übernommen für die Sauberkeit im Sanitär- und Gemeinschaftsbereich. Deshalb setzte man dort die Reinigungskräfte ein, die ohnehin Bestandteil des Personals sind. In ihren Zimmern dagegen seien die Bewohner sehr wohl für die Sauberkeit verantwortlich.

    Für besondere Aufregung sorgten Grubers Aussagen, dass einige Bewohner von der Polizei überwacht würden. Siegfried Hartmann, der Sprecher des Polizeipräsidiums, betont: „Das entspricht nicht der Wahrheit. Wir hören in Dinkelscherben weder Telefone ab noch überwachen wir das Internet.“ Dafür seien richterlicher Beschlüsse und entsprechende Verdachtsmomente nötig. Das sei in

    Für Bernhard Heimann, den Leiter der Polizeiinspektion Zusmarshausen, stellt das Heim keinen besonderen kriminellen Schwerpunkt dar. „Es kommt schon mal vor, dass es unter den Bewohnern Probleme gibt und wir wegen Körperverletzung oder Beleidigung ermitteln müssen. Es ist aber nicht so, dass wir jeden Tag oder jeden zweiten oder dritten Tag vor Ort sind.“

    Das Dinkelscherber Jugendheim soll bis Ende 2017 Asyl-Unterkunft bleiben und danach saniert werden, ehe es wieder in Betrieb geht.

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