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Diedorf: Warum in Diedorf die Kita-Plätze nicht reichen könnten

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Warum in Diedorf die Kita-Plätze nicht reichen könnten

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    Am Samstag soll die neue Kita in Willishausen bezogen werden. Das Projekt hat die Gemeinde Diedorf viele Millionen Euro gekostet. Dennoch könnten schon bald neue Plätze in Krippe und Kindergarten nötig werden.
    Am Samstag soll die neue Kita in Willishausen bezogen werden. Das Projekt hat die Gemeinde Diedorf viele Millionen Euro gekostet. Dennoch könnten schon bald neue Plätze in Krippe und Kindergarten nötig werden. Foto: Marcus Merk

    Die Zahlen sind zunächst einmal beruhigend: Nach der E-Mail-Anmeldung der Eltern, die für ihre Kinder einen Betreuungsplatz in einem Kindergarten im Gemeindegebiet ab September 2021 benötigen, sehe es so aus, als ob die derzeitigen 423 Plätze rein rechnerisch ausreichen könnten, so die zuständige Sachbearbeiterin Nicole Gebele jetzt im Gemeinderat. Das bedeutet aber, dass sich Eltern nicht darauf verlassen können, in der nächstgelegenen Kita einen Platz zu bekommen, sondern möglicherweise einen längeren Weg auf sich nehmen müssten. Eine Besonderheit dabei ist zudem, dass es in Diedorf eine landkreisweit noch nicht gekannte Nachfrage nach Plätzen in einem Waldkindergarten gibt. Dennoch gibt es vor allem einen Faktor, der dafür sorgen könnte, dass nicht jedes Kind einen Platz für die Tagesbetreuung bekommt.

    Nicole Gebele spricht damit den Fachkräftemangel an. "Wir müssen noch andere Lösungsmöglichkeiten finden, um die Gruppen besetzen zu können", spricht sie vor den Gemeinderäten an, dass es bereits jetzt nicht immer mit den üblichen Stellenanzeigen möglich ist, genügend Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zu finden. Der Einschulungskorridor, bei dem Eltern von Vorschulkindern seit einigen Jahren erst im Frühjahr entscheiden müssen, ob ihr Kind die Kita noch ein Jahr länger besucht, sowie mögliche Zuzüge seien weitere Unsicherheitsfaktoren in der Planung für die Kitas.

    Baugebiete sind Unsicherheitsfaktoren in der Diedorfer Kita-Planung

    Zuvor hatte Günter Katheder-Göllner von der Fachstelle Jugendhilfeplanung im Landratsamt über den zukünftigen Platzbedarf in den Kitas gesprochen. Vor Kurzem hat der Landkreis dazu ein digitales Prognosewerkzeug programmiert. Auf der Grundlage einer Excel-Tabelle kann damit mit den spezifischen Daten der Gemeinde errechnet werden, wie hoch der Bedarf in den kommenden Jahren sein könnte. Wobei Katheder-Göllner jedoch einschränkte, dass nicht alle Möglichkeiten exakt berechnet werden könnten. Beispielsweise gebe es im Landkreis keine andere Kommune, in der die Zahl der Kinder im Kindergartenalter so viel höher liege, als die eigentlichen Geburten vor Ort.

    Erst vor einem Jahr wurde der Anbau des Horts an der Diedorfer Grundschule bezogen. Nun könnten bald schon die Plätze dort nicht mehr ausreichen.
    Erst vor einem Jahr wurde der Anbau des Horts an der Diedorfer Grundschule bezogen. Nun könnten bald schon die Plätze dort nicht mehr ausreichen. Foto: Andreas Lode (Archivbild)

    Grund seien die Zuzüge. Und die seien vor allem beeinflusst durch die Ausweisung von neuen Baugebieten oder Bauvorhaben. Auch statistische Zufälle gebe es einfach immer wieder - egal, wie gut man rechne. "Da brauchen sie dann schon mal eine Kita-Gruppe mehr, aber das kann man nicht planen."

    So viele Geburten gibt es in Diedorf in einem Jahr

    So kamen in Diedorf in den Jahren 2000 bis 2019 im Schnitt 77 Kinder auf die Welt - 2020 waren es aber 105. Je nachdem, mit welchen Varianten gerechnet wird, wird allerdings klar: In den kommenden Jahren werden mehr Betreuungsplätze nötig, der Höhepunkt im Kindergartenbereich wird für 2023/24 mit zwischen 455 und 477 Plätzen gerechnet. Zur Verfügung stehen aktuell 423. Ähnlich sieht es im Krippenbereich aus: 114 Plätze gibt es aktuell, schon in einem Jahr müsste aber eine weitere Gruppe hinzukommen. In den folgenden Jahren wird, so die Vorausberechnung, der Platzbedarf wieder leicht sinken.

    In Diedorf werden im Jahr durchschnittlich 77 Kinder geboren. Hinzu kommen aber noch die Zuzüge. Und manchmal spielt der Zufall eine Rolle.
    In Diedorf werden im Jahr durchschnittlich 77 Kinder geboren. Hinzu kommen aber noch die Zuzüge. Und manchmal spielt der Zufall eine Rolle. Foto: Winfried Rein (Symbolbild)

    Die Entwicklung werde sich in der Schulkindbetreuung fortsetzen, so Günter Katheder-Göllner. 239 Kinder werden aktuell in Diedorf nach Schulschluss betreut, im Schuljahr 2025/26 könnten es jedoch, je nach Berechnungsvariante, zwischen 309 und 402 Kinder sein. Der Vortrag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Gemeinde Diedorf gerade ein großes Kita-Projekt zu Ende bringt. Am Samstag, 6. März, soll die neue Kita St. Nikolaus in Hausen bezogen werden. Schulkindbetreuungsplätze sollen in den nächsten Monaten im Anbau der Mehrzweckhalle in Anhausen entstehen. Es könnte nicht das letzte Projekt dieser Art sein, mutmaßt Bürgermeister Peter Högg.

    Eltern in Diedorf wollen einen Waldkindergarten

    Eine weitere Variante kommt in Diedorf hinzu. Eine erstmalig im Landkreis durchgeführte Abfrage unter Eltern hat ergeben, dass 71 Kinder am liebsten in einem Waldkindergarten betreut werden sollen - und zwar tatsächlich an jedem Tag der Arbeitswoche und teilweise auch bis spät in den Nachmittag hinein. Bereits im September 2021 könnten der Umfrage nach zwei volle Gruppen starten. "Das werden wir nicht schaffen", machte der Bürgermeister allerdings gleich klar.

    Auf der Betreuung von Kindern liege neben der Unsicherheit bei den Zahlen noch ein weiteres Damoklesschwert, so Günter Katheder-Göllner. Auf Sicht fahre man auf einen Mangel bei den Betreuerinnen zu. Allein mit den jetzigen Fachkräften sei das Problem nicht zu lösen, auch wenn der Landkreis sich um Hilfe für die Städte und Gemeinden bemühe. "Man wird sich etwas einfallen lassen müssen, damit die Qualität so bleibt wie bisher", so der Fachmann. Erst in der vergangenen Woche hatte der Freistaat die Dauer der Ausbildung zur Erzieherin von fünf auf drei Jahre verkürzt.

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