Herr Burkhart, in der Nähe des Diedorfer Ortsteils Biburg ist ein Bussard gesichtet worden, der Spaziergänger und Jogger angreift. Was steckt dahinter?
Werner Burkhart: Das ist ganz natürlich und kann passieren, wenn Menschen einem Brutnest der Vögel zu nahe kommen. Die Bussarde haben jetzt Junge, das Weibchen sitzt im Nest und das Männchen beschützt sie. Wenn sie ihr Nest beziehen, ist es noch kalt und es ist nicht viel los, wenn der Frühling kommt, ändert sich das. In Menschen, die dem Nest zu nahe kommen, sehen sie dann einen Feind.
Wollen sie diesen „Feind“ dann verletzen?
Burkhart: Nein, sie wollen ihn erst einmal nur vertreiben, indem sie auf ihn zufliegen. Nur, wenn der Mensch dann stehen bleibt oder gar auf das Nest zugeht, können sie ihm auch mal die Mütze vom Kopf reißen oder ihn mit ihren Krallen verletzen. Es sind auch nicht alle gleich aggressiv, die Temperamente sind verschieden, wie bei Menschen auch. Doch sie wollen ihnen eigentlich nichts Böses, sie sehen nur eine Gefahr für den Nachwuchs in ihm.
Was raten Sie Spaziergängern und Joggern, auf die ein Bussard zufliegt?
Burkhart: Das Beste ist, weiterzulaufen. Der Bussard wird nicht weit hinterherfliegen. Auf keinen Fall sollten sie stehen bleiben oder weiter in Richtung des Nestes gehen. Soll der Vogel tatsächlich – was wirklich selten vorkommt – einen Menschen mit seinen Krallen verletzen, ist es wichtig, dass dieser sofort zum Arzt geht, auch wenn es nur ein kleiner Kratzer ist. Die Bussarde können Bakterien oder Viren übertragen, die für Menschen etwa in Form einer Blutvergiftung gefährlich werden können. Damit ist nicht zu spaßen.
Wie lange besteht die Gefahr, dass ein Bussard sein Nest verteidigt und aggressiv wird?
Burkhart: Die Brutzeit beginnt ganz unterschiedlich im März oder April und dauert dann zwei bis zweieinhalb Monate. In dieser Zeit wäre es besser, die Stelle zu meiden, idealerweise könnte der Weg sogar abgesperrt werden. Aber das kommt auf die Gegebenheiten an, das kann ich nicht beurteilen. Interview: Lena Bauer