Napoleon würde sich im neuen – nach ihm benannten – Hotelzimmer sicher wohlfühlen. Gut, eine Badewanne oder einen Flachbildfernseher hatte das Hotel Post zu seiner Zeit nicht zu bieten. Ansonsten aber hat man sich bei der Gestaltung des größten Zimmers ganz nach den Ansprüchen des berühmtesten Gastes gerichtet, sagt Marc Schumacher. Gemeinsam mit seiner Frau führt er künftig die neue alte Posthalterei in Zusmarshausen. In ein paar Wochen soll alles fertig sein. Beim Rundgang wird schon jetzt deutlich, dass sich die neue Gastwirtschaft mit Hotel sehen lassen kann.
In den vergangenen Jahren war in einem der ältesten Gebäude in Zusmarshausen die Welt zu Gast. Das Haus war seit 1648 eine Posthalterei auf der Strecke zwischen Wien und Paris. Zahlreiche Postkutschen kamen in den Ort. Oftmals blieben die Boten über Nacht. Und natürlich auch zahlreiche Promis. Neben Napoleon nächtigte zum Beispiel Zar Alexander II. hier. Und ja, auch Diktator Hitler war zu Gast. In neuerer Zeit ließen es sich Schlagersänger oder Fußballstars in dem vielleicht bekanntesten Hotel im Landkreis gut gehen. Doch dann wurde es still um das Gasthaus. Über zwei Jahre hatte es geschlossen. Schließlich kauften die Gesellschafter der Firma Sortimo das Gebäude. Und seit etwa einem Jahr wird gebaggert, entkernt und saniert. Nun steht die alte Posthalterei kurz vor der offiziellen Neueröffnung.
Alten Posthalterei in Zusmarshausen: Öffnungszeiten und Angebote
Die ersten Gäste hat das neue Pächterpaar Manuela und Marc Schumacher bereits empfangen. Derzeit hat die Gaststätte unter der Woche zum Mittagstisch geöffnet. Am Sonntag kann à la carte bestellt werden – momentan allerdings nur mit Reservierung. Außerdem finden Veranstaltungen und Feiern statt. An Weihnachten ist das Gasthaus bereits ausgebucht, aber für die Silvestergala mit Menü und anschließender Party gibt es noch freie Plätze, sagt Schumacher. Der normale Gastrobetrieb, täglich bis 22 Uhr geöffnet, soll im Februar starten. Die ersten Hotelzimmer können bereits gebucht werden. Die günstigsten Zimmer liegen bei etwa hundert Euro für eine Übernachtung mit Frühstück.
Insgesamt wird es in der Posthalterei 66 Zimmer geben, etwa die Hälfte ist fertig. Etwa 200 Gäste haben darin bereits übernachtet, überwiegend Geschäftsleute. Ein Höhepunkt ist das Napoleon-Zimmer mit Blick auf die zentrale Kreuzung in Zusmarshausen. Ein Historiker habe ihn bei der Einrichtung unterstützt, erzählt Schumacher. Er durchforstete alte Dokumente, um das Zimmer möglichst historisch zu gestalten. „Das Zimmer ist heute genauso groß wie damals, als Napoleon hier übernachtete“, sagt Schumacher. Damals nannte man den Raum den „blauen Salon“. Die Farbe findet sich deshalb auch heute wieder. Aufgeteilt haben die Schumachers die Hotelzimmer in drei Kategorien. Neben den luxuriösen „Adelszimmern“ gibt „Posthalterzimmer“ und günstigere „Kutscherzimmer“. Letztere befinden sich im ausgebauten Dachgeschoss des Gebäudes. An den Decken finden sich alten Holzbalken, teils noch im Original aus dem 17. Jahrhundert. „Das hat einen ganz besonderen Charme“, sagt Schumacher. Alle Zimmer sind mit großen Betten und hochwertigen Sanitäranlagen ausgestattet. In den Duschen finden sich nicht die üblichen Einmal-Shampoos und Seifen, sondern nachhaltige Alternativen. Es sind Kleinigkeiten wie diese, die sich durch das gesamte Konzept des Pächterpaars ziehen.
Regionale und saisonale Küche in der alten Posthalterei in Zusmarshausen
Wo es geht, versuchen die beiden auf unnötigen Müll zu verzichten. Was auf den Teller kommt, stammt überwiegend aus der Region. Eier von Zusmarshauser Weidehühnern, Rindfelisch aus dem Allgäu, Schweinefleisch von einem Hof bei Augsburg, Gänse aus der Nähe von Regensburg. Mit Bier wird das neue Gasthaus von der Zusmarshauser Brauerei Schwarzbräu und der Augsburger Brauerei Riegele beliefert. „Wir sind ein Heimathotel“, sagt Schumacher. „Wir bieten regionale und saisonale Küche.“ Die Gerichte werden selbst zubereitet, die Lebensmittel sollen nachhaltig und von hoher Qualität sein. Eine feste Standardkarte soll es nicht geben. Abgesehen von einigen Klassikern wollen die Pächter immer wieder etwas Neues anbieten. „Wir wollen ein Angebot für alle schaffen“, sagt Schumacher. Neben Gerichten mit Fleisch und einem umfangreichen vegetarischen Angebot, soll es ebensoviele vegane Gerichte geben.
Die werden künftig in den modernen, hellen Gasträumen in dem insgesamt 5500 Quadratmeter großem Gebäude serviert. Im Erdgeschoss finden sich zwei Gasträume, mit Blick in die offene Küche. Im Gewölbekeller ist noch einmal Platz für etwa 50 Gäste. Außerdem gibt es einige Tagungsräume, die bei Bedarf zu Gasträumen umfunktioniert werden können. Insgesamt ist Platz für 550 Gäste, sagt Schumacher.
Marc und Manuela Schumacher betreiben auch Restaurant Silberwald in Neu-Ulm
Das neue Pächterpaar hat bereits Erfahrung in der Gastronomie. Manuela Schumacher arbeitete nach ihrem Tourismus- und BWL-Studium in verschiedenen Gastrobetrieben. Ihr Mann lernte sein Handwerk im Ulmer Maritim-Hotel. Seit 2017 führen die beiden das Traditionsrestaurant Silberwald in Neu-Ulm. Auch hier gibt es einen Biergarten und bayerische Küche. In Zusmarshausen haben die beiden mittlerweile bereits ein Team von 30 Mitarbeitern. In den kommenden Monaten sollen es noch mehr werden. Während ihr Team in Neu-Ulm die Gastronomie in Zukunft weitestgehend allein übernehmen soll, will sich das Gastro-Paar auf die Posthalterei Konzentrieren. Vor knapp einem Jahr sind die beiden nach Zusmarshausen gezogen. „Wir wollen hier bleiben“, sagt die Marc Schumacher. Er will im kommenden Jahr auch als Kandidat für den Gemeinderat antreten. Er steht auf einem der hinteren Listenplätze der CSU.
Mehr zur Gaststätte und zu den Angeboten finden Sie im Internet unter www.posthalterei.com.
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