Der Stadtrat kam einer Empfehlung des Werkausschusses nach und billigte die Gebührenkalkulation für die Jahre 2021 bis 2024. Bisher betrug der Preis pro Kubikmeter Wasser 91 Cent. Das ist im Vergleich zu anderen Kommunen sehr günstig. So kostet der Kubikmeter Wasser zum Beispiel in Augsburg je nach Verbrauch bis zu 2,20 Euro. Ab 1. Januar 2021 steigen die Gebühren um 68 Cent auf 1,59 Euro pro Kubikmeter Wasser - das entspricht einer Steigerung um fast 75 Prozent. Die Preise für die Grundgebühren ändern sich nicht. Wie in den vergangenen Jahren war der Stadtrat der Auffassung, dass die Bürger durch den Wasserverbrauch ihre Kosten selbst beeinflussen können.
Eine durchschnittliche, vierköpfige Familie in Gersthofen verbraucht laut statistischem Bundesamt 186 Kubikmeter Wasser pro Jahr. Auf das Jahr gerechnet würde die Erhöhung diese Familie also circa 126 Euro kosten.
Gersthofen hat Jahre lang zu wenig berechnet
"Dieser extreme Anstieg ist dem Bürger schwer vermittelbar", kritisierte Max Lenz (Bewegung Zukunft). Bürgermeister Wörle entgegnete ihm: "Der Grund ist, dass wir bisher viel zu billig waren und die letzten Jahrzehnte zu wenig Gebühren in der Kalkulation hatten."
Wörle hatte bereits im Werkausschuss deutlich gemacht, dass in der neuen Kalkulation der gesamte Störfall im Leitungsnetz eingepreist sei, der maßgeblich zu der Erhöhung geführt habe. Der aktuelle Zustand der Leitungen entspricht laut Stadtwerke-Geschäftsführer Bernhard Schinzel den Bedürfnissen Gersthofens in den 70er-Jahren. Seitdem ist die Stadt deutlich gewachsen, sowohl mit Wohnbebauung als auch mit Gewerbeflächen. Und nun müsse das Leitungsnetz modernisiert und angepasst werden - nicht zuletzt auch, um die Chlorung des Trinkwassers beenden zu können.
Bereits im Gange ist die Sanierung der Be- und Entlüfter für das Wassernetz auf dem Stadtgebiet. Beauftragt damit wurde die Firma Leiter, die bereits die elf Anlagen an den Staatsstraßen saniert. Für jede dieser Sanierungen sind allerdings Straßensperrungen und aufwendige Genehmigungen nötig. Nach einer Schätzung der Stadtwerke sollen diese Arbeiten in der 13. Kalenderwoche 2021 abgeschlossen sein. Nach Plan also Ende März bis Anfang April.
Zahlreiche Maßnahmen stehen an
Auch im Wasserwerk sind Sanierungsmaßnahmen vonnöten. Bereits umgesetzt wurden die Sanierung der Luftaustauschanlage und der Umbau eines Rückspülbeckens. Zudem wurden zahlreiche Rohre neu verlegt. Aufgrund des hohen Alters der Anlage soll auch deren Elektrik eingehend überprüft werden. Die Druckpumpwerke Peterhof und Weidenlohe müssen ebenfalls modernisiert werden. An der Weidenlohe sollen einzelne technische Komponenten ausgetauscht werden. Ein 81.000 Euro schwerer Auftrag wurde bereits erteilt. Am Peterhof kursieren zwei Varianten - eine Bestandssanierung für 99.000 Euro oder eine aufwendigere Renovierung für 200.000 Euro.
Zu den aufwendigsten Maßnahmen gehört die Modernisierung der Hausanschlüsse. Hierfür sind, das hat Bürgermeister Michael Wörle mehrfach betont, die Hauseigentümer selbst verantwortlich. So müssen moderne Ventile eingebaut werden, welche einen Rückfluss des Wassers von einem Haus ins städtische Leitungsnetz verhindern. Zunächst hatte die Stadt den Eigentümer eine Frist bis Ende 2020 gesetzt, diese aber nach Kritik nicht zuletzt durch die Handwerker, aufgrund der Corona-Situation und des Lockdowns bis zum 28. Februar 2021 verlängert.
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