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Corona-Pandemie: Ein Jahr Corona: Als das Virus in die Region kam

Am 4. März 2020 werden im Landkreis Augsburg die ersten Coronavirus-Infektionen nachgewiesen. Ende des Monats sind es bereits mehr als 200 Fälle.
Foto: Cdc/planet Pix Via Zuma Wire, dpa
Corona-Pandemie

Ein Jahr Corona: Als das Virus in die Region kam

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    Ein Arzt (78) aus Schwabmünchen wird von einer Patientin in seiner Praxis mit Corona infiziert und von dem Virus selbst schwer getroffen. Seniorenheime leiden nicht nur unter Corona-Ausbrüchen, sondern auch unter der Einsamkeit, die mit Besuchsverboten und Kontaktbeschränkungen einhergeht. Ein Gastronom gerät mit der Öffnung seines Lokals mitten in eine Pandemie - und infiziert sich dann auch noch selbst. Drei Schicksale, die den Weg des Virus in die Region nachzeichnen, aber leider keine Einzelfälle sind.

    Ein Jahr ist es her, seit das Coronavirus den Landkreis Augsburg erreicht hat: Bei zwei Bürgern, die damals mit starken Erkältungssymptomen von einer Reise zurückgekehrt waren, konnte der Erreger am 4. März 2020 per Abstrich nachgewiesen werden. Eine Woche nach den ersten Befunden waren 27 Fälle bekannt, Ende des Monats knapp über 200.

    „Das war schon heftig“Dr. Sebastian Lochbrunner über seine Corona-Infektion

    Als einen der ersten Menschen in der Region hat es Mitte März 2020 Hausarzt Dr. Sebastian Lochbrunner böse erwischt: Der 78-Jährige, der immer noch in seiner Praxis in Schwabmünchen aktiv ist, hatte sich bei einer Patientin angesteckt. Wie er das Pandemie-Jahr erlebt hat, erzählt er im Interview.

    Herr Lochbrunner, wie war das vor einem Jahr und wie geht es Ihnen heute?

    Lochbrunner: Das war schon heftig damals, mir ging es eine Woche richtig schlecht und ich war froh, als es vorbei war. Jetzt ist so weit alles in Ordnung, aber ich gehöre zu denen, die trotz Erkrankung keine Antikörper gebildet haben.

    Dr. Sebastian Lochbrunner betreibt in Schwabmünchen eine Hausarztpraxis.
    Dr. Sebastian Lochbrunner betreibt in Schwabmünchen eine Hausarztpraxis. Foto: Carmen Janzen

    Dann werden Sie sich impfen lassen?

    Lochbrunner: Auf jeden Fall. Ich habe noch keinen Termin, hoffe aber, dass ich in den nächsten Wochen drankomme.

    Würden Sie sich denn auch mit AstraZeneca impfen lassen?

    Lochbrunner: Ja klar. Alle Impfstoffe, die in Europa zugelassen sind, wurden streng getestet, da kann man sich drauf verlassen – auch, wenn sie künftig vielleicht aus China oder Russland kommen. Die Folgen einer Corona-Erkrankung sind ungleich schlimmer als mögliche Nebenwirkungen einer Impfung.

    Wenn sie nach zwölf Monaten Corona-Pandemie in Deutschland Bilanz ziehen: Was haben wir richtig, was falsch gemacht?

    Lochbrunner: Der Spagat zwischen medizinischen und wirtschaftlichen Erfordernissen ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn man lockert und Geschäfte öffnet, dann lässt es sich kaum verhindern, dass die Infektionszahlen wieder ansteigen. Insgesamt finde ich, dass wir das in Deutschland ganz gut hingekriegt haben. Der größte Fehler war wohl, dass man im Herbst, als die Zahlen angestiegen sind, keinen schärferen Lockdown verhängt hat.

    War das nicht sehr stressig in ihrer Praxis, die ja in der ersten Welle zu den drei Corona-Schwerpunkt-Praxen im Landkreis zählte?

    Lochbrunner: Nein, Stress hatte ich keinen. Natürlich gab es viele Anfragen und viel Beratungsbedarf, aber das ist alles eine Frage der Organisation und deshalb bei uns gut gelaufen.

    Apropos Anfragen: Gibt es denn schon erste Anrufe von Patienten, die einen Impftermin bei Ihnen wollen?

    Lochbrunner: Oh ja, da rufen fast jeden Tag Menschen an. Das sind vor allem Patienten, die ich schon viele Jahre betreue, die sich am liebsten von mir impfen lassen wollen.

    Glauben Sie, dass Schnelltests helfen, die Pandemie einzudämmen?

    Lochbrunner: Ich sehe das eher skeptisch. Bei Selbsttests weiß ja keiner, was die Menschen dann mit dem Ergebnis machen, es fehlt die Kontrolle. Und sämtliche Schnelltests sind nur in der hochinfektiösen Phase aussagekräftig. Ein PCR-Test ist da deutlich zuverlässiger.

    Vorne Discokugeln, hinten Schnelltestzentrum. Das PM in Untermeitingen wurde zur Teststation umfunktioniert.
    Vorne Discokugeln, hinten Schnelltestzentrum. Das PM in Untermeitingen wurde zur Teststation umfunktioniert. Foto: Marcus Merk

    Insgesamt 173 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion wurden im Landkreis Augsburg gezählt. Der Großteil davon geht auf die Ausbruchsgeschehen in verschiedenen Pflegeeinrichtungen während der zweiten Infektionswelle im Herbst/Winter zurück. Allein in der Woche vom 1. bis 8. November wurden 746 Neuinfektionen im Landkreis registriert, was die Sieben-Tage-Inzidenz von 130 auf über 280 – den bis heute höchsten Wert – hinaufschnellen ließ.

    Eine Einrichtung, die vom Coronavirus schwer getroffen wurde, ist das Johannesheim in Meitingen. Vor allem um den Jahreswechsel herum eine harte Zeit durchgemacht, als es zu einem regelrechten Ausbruch kam. Doch Geschäftsführer Stefan Pootemans betont vor allem das Positive, was in diesem Jahr sichtbarer geworden ist. Mit Freude erzählt er, wie sein Team die Herausforderungen bewältigt hat.

    "Das Johannesheim war sehr erschöpft"Geschäftsführer Stefan Pootemans über den Corona-Ausbruch im Seniorenheim

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    Es ist eine positive Erfahrung, die für Pootemans in den Tagen des Corona-Ausbruchs noch viel sichtbarer wurde als in den Wochen zuvor: „Man hält zusammen, geht gut miteinander um“, hat er festgestellt. Es war eine enorme Kraftanstrengung für alle, doch die gegenseitige Unterstützung war enorm. Seine Mitarbeiter sorgten sich dabei nicht nur um die Bewohner des Heims, sondern auch um ihre erkrankten Kollegen. Sie habe halt einfach etwas mehr gekocht und das Essen ihrer Kollegin gebracht, die zu Hause in Quarantäne war, berichtet er von der Erzählung einer Mitarbeiterin. Andere übernahmen den Einkauf für ihre Kollegen, die ihre Wohnung nicht verlassen durften.

    „Corona hat uns getroffen“, sagt Pootemans über diese Wochen, „das Johannesheim war sehr erschöpft.“ Doch es habe sich nun wieder aufgerichtet. Dass dies gelungen ist, verdankt es auch Helfern wie zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen. Die Rentnerinnen haben sich gemeldet und im Heim wieder mit angepackt. „Das hat extrem geholfen“, so Pootemans. Eine von ihnen führt auch jetzt noch regelmäßig die Reihentestungen durch und entlastet so die Pflegekräfte.

    Der Leiter des Johannesheims in Meitingen, Stefan Pootemans.
    Der Leiter des Johannesheims in Meitingen, Stefan Pootemans. Foto: Marcus Merk

    Im Alltag hat sich das größere Hygienebewusstsein quasi in Salamitaktik immer mehr breitgemacht. Die Regeln seien schleichend strenger geworden, doch die Dinge haben sich inzwischen eingespielt. Die nun möglichen Schnelltests seien eine große Hilfe, nach wenigen Minuten können Angehörige zum Besuch der Bewohner ins Haus hinein.

    Eine Erfahrung wird das Leben im Johannesheim auch über die Pandemie hinaus verändern. Das große Sommerfest war nicht möglich, weil die Bewohner der verschiedenen Wohngruppen sich nicht begegnen durften. Deshalb wurden an fünf Tagen kleine Sommerfeste organisiert, ein Schausteller baute dazu ein historisches Fahrgeschäft im Gelände auf. Es zeigte sich, dass für die Organisation nicht mehr Arbeit nötig war wie für ein großes.

    Doch für die Bewohner war es ein großer Gewinn, in kleinen, überschaubaren Gruppen zu feiern. „Der Einzelne hat viel mehr davon“, so die Feststellung, und darum gehe es doch in einer Einrichtung wie dem Johannesheim, sagt der Geschäftsführer. Also wurde auch das Oktoberfest in dieser Form gefeiert, auch das gefiel. Große Feste mit allen Bewohnern werden in Zukunft die Ausnahme sein.

    Das Johannesheim in Meitingen.
    Das Johannesheim in Meitingen. Foto: Marcus Merk

    Dass das Coronavirus unser Leben so lange verändern und einschränken würde, war vor einem Jahr kaum absehbar. Manche Branchen treffen die Einschränkungen besonders, etwa den Handel oder die Gastronomie. Sinnbildlich für das harte Los der Wirte steht Sebastian Kahl, der das Wirtshaus zum Strasser in Gersthofen inmitten der Pandemie übernahm und sich im November auch noch selbst mit dem Coronavirus infizierte.

    „Wir haben inzwischen länger geschlossen als geöffnet“Sebastian Kahl, Strasser-Wirt in Gersthofen

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    Auch durch seine Erkrankung musste Kahl den Betrieb des Strassers zwischenzeitlich einstellen. „Fünf Tage waren nicht angenehm, ich war nur noch platt.“ Aber er habe wenigstens nicht ins Krankenhaus gehen müssen und auch keine Beatmung gebraucht. „Heute geht es mir wieder sehr gut, ich gehe viermal in der Woche joggen.“ Und auch der Geschmacks- und Geruchssinn seien zurückgekehrt.

    Schon vor der Eröffnung hatte er mit der Agentur für Arbeit abgeklärt, dass er Kurzarbeit anmelden kann. „Sonst wäre das Risiko zu groß gewesen. Denn ich wollte niemanden aus meinem Team entlassen müssen. Dank Kurzarbeit ist uns das bis heute gelungen.“ Derzeit bietet er an den Wochenenden Speisen to go an. „Das tun wir, um Präsenz zu zeigen, zu signalisieren, dass wir noch da sind“, so Kahl. „Kostendeckend ist das leider nicht.“

    Bei der Neuereröffnung des "Wirtshaus zum Strasser" (von links): Reinhold Dempf, Sebastian Kahl und Umberto Freiherr von Beck-Peccoz.
    Bei der Neuereröffnung des "Wirtshaus zum Strasser" (von links): Reinhold Dempf, Sebastian Kahl und Umberto Freiherr von Beck-Peccoz. Foto: Marcus Merk

    Vor dem Lockdown lief das Geschäft dem Wirt zufolge ganz gut, sowohl am Mittag als auch am Abend. Das Team war eingespielt. Wenn jetzt irgendwann wieder Gäste bewirtet werden dürfen, müsse man gleichsam wieder bei null anfangen, das Wirtshaus wieder ins Bewusstsein der Menschen bringen. „Aber das Hygienekonzept steht noch vom Vorjahr.“ Es werde auf jeden Fall spannend. Sebastian Kahl versichert: „Wir bleiben da!“

    Seit 1. März dürfen die ersten Geschäfte nun wieder öffnen, auch für weitere Lockerungen gibt es eine Perspektive. Wie es weiter geht, hängt dabei stark vom weiteren Infektionsgeschehen ab.

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