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Landkreis Augsburg: Corona-Lockdown: Wirte im Landkreis Augsburg warten auf Unterstützung

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Corona-Lockdown: Wirte im Landkreis Augsburg warten auf Unterstützung

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    Während die  Gastronomie geschlossen ist, sind Kantinen im Kreis Augsburg in Betrieb. So auch die Kantine im Gersthofer Industriepark.
    Während die Gastronomie geschlossen ist, sind Kantinen im Kreis Augsburg in Betrieb. So auch die Kantine im Gersthofer Industriepark. Foto: Marcus Merk

    Es gibt sie noch, die Orte, an denen ein Mittagessen nach dem anderen über den Tresen geht. In den Kantinen im Augsburger Land herrscht auch während des Lockdowns Betrieb - wenn auch unter strengen Auflagen. Die Wirtshäuser hingegen bleiben wieder leer. Mit To-Go-Geschäft versuchen sich viele Wirtsleute über Wasser zu halten, das allein reiche aber nicht, sagen die Wirte. Der Staat verspricht Hilfe. Doch angekommen ist davon bislang nichts. Wie lange halten die Gastronomen das noch aus?

    Wirte im Landkreis Augsburg: Kantine in Gersthofen hat geöffnet

    Während die  Gastronomie geschlossen ist, sind Kantinen im Kreis Augsburg in Betrieb. So auch die Kantine im Gersthofer Industriepark.
    Während die Gastronomie geschlossen ist, sind Kantinen im Kreis Augsburg in Betrieb. So auch die Kantine im Gersthofer Industriepark. Foto: Marcus Merk

    Während in den Wirtshäusern zur Zeit gähnende Leere herrscht, ist die Kantine im Gersthofer Industriepark geöffnet. Viele der rund 1200 Mitarbeiter im Industriepark kommen in der Mittagspause. Doch auch hier sind die Corona-Maßnahmen allgegenwärtig. "Desinfektion, Abstand, Maske - wir haben ein umfassendes Konzept", sagt Ingrid Knöpfle, Sprecherin des Industrieparks.

    Nur etwa die Hälfte der sonst üblichen Gäste finden in der Kantine deshalb zur Zeit einen Sitzplatz. Viele nehmen ihr Mittagessen lieber eingeschweißt mit nach Hause oder zum Arbeitsplatz. Besucher von außerhalb dürfen zur Zeit nicht mehr zum Essen kommen.

    1500 Mittagessen am Tag in der Kantine im Gersthofer Industriepark

    "Wir sind froh, dass das funktioniert", sagt Knöpfle. Wichtig für die Kantine sei auch, dass die Schulen geöffnet seien. Denn ein Großteil der etwa 1500 Mittagessen, die täglich in der Kantine zubereitet werden, gehen an Kitas und Schulen im Umkreis. Kundschaft, die sich wohl auch viele Wirte zur Zeit wünschen würden. "Wir können zur Zeit einfach nicht planen. Das ist das Belastendste", sagt Marc Schumacher.

    Marc Schumacher startete mitten in der Corona-Pandemie als neuer Wirt der alten Posthalterei in Zusmarshausen.
    Marc Schumacher startete mitten in der Corona-Pandemie als neuer Wirt der alten Posthalterei in Zusmarshausen. Foto: Marcus Merk

    Er ist der neue Wirt der alten Posthalterei in Zusmarshausen und Sprecher der jungen Gastgeber des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Etwa ein Fünftel der Wirtshäuser im Verbands habe wegen den Folgen des Virus bereits dauerhaft schließen müssen. Sollte es keine schnelle Hilfen geben, drohe dieses Schicksal unzähligen Kollegen. 75 Prozent der Umsätze des Vorjahres sollen Wirte eigentlich während des zweiten Lockdowns im November vom Staat bekommen. "Das wäre zwar eine gute Sache, aber bislang kann man dieses Geld noch nicht einmal beantragen", sagt Schumacher.

    Diese Ungewissheit kennt auch Michael Seitz, der den Gasthof Stern in Gersthofen bewirtet. Der Juniorchef versucht, sich mit To-Go-Gerichten über Wasser zu halten. "Das ist selbst verdientes, ehrliches Geld", sagt der Wirt. Doch es reiche nicht aus. Von den versprochenen 75 Prozent des Vorjahresumsatzes habe auch er noch nichts bekommen. "Noch kann man ja keinen Antrag stellen, und es sieht so aus, als wenn das kompliziert wird", meint der Wirt. Anders als die erste Soforthilfe im März, müsse man die aktuelle Unterstützung über einen Steuerberater beantragen. "Und der will natürlich auch Geld", sagt Seitz. Dennoch ist er froh, dass der Staat den Wirten unter die Arme greifen will.

    Gersthofer Strasser-Wirt startet mitten in der Corona-Krise

    Mitten in der Corona-Krise ins Geschäft gestartet ist der neue Strasser-Wirt in Gersthofen, Sebastian Kahl. Ende August wurde der traditionsreiche Gasthof wieder eröffnet - wenn auch nur teilweise. Denn größere Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstage durften auch da nicht stattfinden. Weil es das Wirtshaus vor einem Jahr noch nicht gab, wird bei der staatlichen Unterstützung der vergangene Oktober als Referenzmonat herangezogen.

    Das bedeutet, Wirt Sebastian Kahl kann mit 75 Prozent des Umsatzes aus Oktober an Corona-Hilfe rechnen. "Das war wegen der ausgefallenen Veranstaltungen aber kein besonders guter Monat", sagt Kahl: "Die größeren Veranstaltungen machen für uns das Geschäft aus". Der Start ins neue Geschäft hätte für ihn wohl nicht schwerer werden können. Auch Kahl bietet nun Essen zum Mitnehmen an. "Das macht aber höchstens zehn Prozent des normalen Umsatzes aus", sagt er. Ohne finanzielle Hilfe geht es auch bei ihm nicht.

    Wirte im Kreis Augsburg plagt die Ungewissheit wegen Corona

    Wann die kommt, ist noch unklar, erklärt Marc Schumacher vom Hotel- und Gaststättenverband. Momentan sehe es danach aus, dass mit der ersten Abschlagszahlung zum Ende des Monats gerechnet werden könnte. Planungssicherheit gebe es aber nicht: "Das Kurzarbeitergeld vom Mai haben viele auch erst im September bekommen", sagt Schumacher.

    Auch sein Wirtshaus, die alte Posthalterei hat erst seit wenigen Monaten geöffnet. "Wir konnten nie den Umsatz erreichen, der ohne Corona möglich wäre", sagt Schumacher. Ihn stört vor allem die ungewisse Zukunft in der Branche. "Wenn wir wüssten, dass wir für ein paar Monate zuschließen müssen, könnten wir wenigstens planen", sagt er. Stattdessen müssten die Wirte ständig mit neuen Entscheidungen zurecht kommen. Persönlich rechne der Wirt erst im Frühjahr mit neuen Lockerungen.

    Wie trifft die Corona-Krise die Gastronomie? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juni 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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