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Bonstetten: Bürgerentscheid: Wie geht es mit diesem Haus weiter?

Bonstetten

Bürgerentscheid: Wie geht es mit diesem Haus weiter?

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    In dem Gebäude an der Bahnhofstraße sind zurzeit die dienstlichen Räume der Gemeinde Bonstetten, die Feuerwehr und der Musikverein untergebracht.
    In dem Gebäude an der Bahnhofstraße sind zurzeit die dienstlichen Räume der Gemeinde Bonstetten, die Feuerwehr und der Musikverein untergebracht. Foto: Marcus Merk

    Das sagt Bürgermeister Anton Gleich

    Warum sollten die dienstlichen Räume der Gemeinde, also Sitzungssaal, Sekretariat, Bürgermeisterbüro und Gemeindearchiv, in einen Neubau umziehen?

    Anton Gleich: Entscheidend für die Beurteilung ist das Gesamtgebäude, das nach über 30 Jahren sanierungsbedürftig ist und den heutigen Anforderungen an Sicherheit, Technik, Brandschutz und Energieeffizienz nicht mehr entspricht. Es gibt ferner keinen Aufzug und keinen barrierefreien Zutritt zum Gebäude, dem Sitzungssaal und den Toiletten. Eine Ertüchtigung des Gebäudes wäre daher, sofern überhaupt durchführbar, nur mit großem finanziellem Aufwand möglich. Es ergibt somit wirtschaftlich keinen Sinn, Feuerwehr und Musikverein auszulagern und das Gebäude dann allein für gemeindliche Zwecke zu sanieren. Ein Problem stellt unter anderem das Gemeindearchiv dar, das mittlerweile an seine Kapazitätsgrenzen stößt und teilweise feucht ist. Ferner ist der Sitzungssaal (44 Quadratmeter), der unter anderem vom

    Wie könnte das neue Mehrzweckgebäude aussehen, welche Vorteile hätte es und wie ist der aktuelle Planungsstand?

    Gleich: Wie das neue Gebäude aussehen soll, ist noch komplett offen, denn wir steigen ja erst in die Planung ein. Insofern können momentan noch keine Pläne oder Skizzen gezeigt werden. Im neuen Mehrzweckgebäude sollten die bewährten gemeinsamen Nutzungen mit Rathaus, Feuerwehr und Musikverein erhalten bleiben, jedoch den aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Während die Feuerwehr wegen gesetzlicher Vorgaben mehr Platz benötigt, wird es beim Musikverein unter anderem wegen der neuen Holzwinkelmusikschule eng. Eine Generalsanierung stünde bereits seit Jahren im Musikheim an.

    Wie geht es weiter, wenn das Bürgerbegehren Erfolg hat?

    Gleich: Das Gesamtprojekt muss dann neu überdacht werden, denn ohne Rathaus fällt eine der drei bisherigen Komponenten weg. Wir müssten dann auch klären, ob wir zwei Liegenschaften dauerhaft unterhalten und finanzieren können und wie wir damit umgehen, dass bei einem Neubau zwei Drittel des alten Gebäudes leer stehen würden. Vorrangig würde auch die Sanierung des alten Gebäudes anstehen. Erst danach würden wir dann sehen, was wir uns noch leisten können.

    Wie geht es weiter, wenn das Bürgerbegehren scheitert und das Ratsbegehren Erfolg hat?

    Gleich: Wir werden, wie vorgesehen, in das Projekt einsteigen, das heißt der Planer wird in der nächsten Sitzung das gesamte Konzept vorstellen. Hier werden zuerst die Bürger, aber auch die Vereine und Organisationen beteiligt. Die Bürgerbeteiligung ist nicht nur im Förderprogramm vorgeschrieben; sie ist auch mir sehr wichtig. Die daraus gewonnenen Ergebnisse werden dann im Gemeinderat ausgewertet und münden schließlich in eine Ausschreibung für einen Architektenwettbewerb.

    Was würde dann mit dem alten Verwaltungsgebäude passieren?

    Gleich: Darüber haben wir im Gemeinderat noch nicht gesprochen. Wenn das Gebäude leer steht, stünde zum Beispiel die Überlegung an, ob es vermietet oder veräußert werden soll. Nicht zur Debatte steht für mich der Abriss. Da entsprechende Gerüchte im Ort gestreut werden, möchte ich auch klarstellen, dass weder ich noch irgendein Mitglied meiner Familie Interesse daran hat, das Gebäude zu kaufen.

    Das sagt die Bürgerinitiative

    Warum sollten die dienstlichen Räume der Gemeinde Bonstetten, also Sitzungssaal, Sekretariat, Bürgermeisterbüro und Gemeindearchiv, in dem Gebäude bleiben, in dem sie sind?

    Kränzle/Wagner: Wollen wir alle 30 Jahre ein neues Rathaus bauen? Die dienstlichen Räume (ca. 100 Quadratmeter bzw. 30 Prozent Flächenanteil am Gebäude) sind im jetzigen Rathaus, Baujahr 1985!, gut aufgehoben. Die energetische Sanierung wurde von CSU/UW seit Jahren verhindert. Für Umbau- und Renovierungsmaßnahmen gibt es im Unterschied zum Neubau hohe staatliche Zuschüsse. Andere Gruppierungen werden in freie Räume einziehen. Noch ist zum Beispiel der Heimat- und Landschaftspflegeverein in einem alten Lagerhaus untergebracht. Diese Immobilie wurde von der Gemeinde erst 2016 mit den Stimmen von

    Warum lehnen Sie den Umzug in ein neues Mehrzweckzentrum ab?

    Kränzle/Wagner: Für einen Umzug muss mit hohen Kosten ein Rathausneubau erstellt werden. Der Abriss des Gebäudes mit anschließendem Verkauf des Grundstücks bedeutet eine folgenschwere Verschwendung von Steuermitteln! Den Bürgern will man vormachen, dass Kosten für Neubau plus Ausstattung des Rathauses bei größerer Fläche (ca. 200 qm inkl. Archiv) durch Synergieeffekte beim Unterhalt zum Nulltarif möglich sind. Wir rechnen mit Mehrkosten bis 500 000 Euro beim Neubau gegenüber dem Erhalt des Rathauses plus energetischer Dachsanierung. Da neue Nutzungsmöglichkeiten entstehen, spielen Unterhaltskosten aufgrund des Mehrwerts eine untergeordnete Rolle. Bürgerfreundlichkeit bemisst sich an anderen Kriterien als einem Rathausneubau in einer willkürlich definierten Ortsmitte.

    Wie sollte Ihrer Meinung nach das Mehrzweckgebäude aussehen/genutzt werden?

    Kränzle/Wagner: Für ein Feuerwehrgerätehaus sehen wir Bedarf. Wir befürworten ein neues Musikheim mit Übungsräumen für die künftige Musikschule Holzwinkel. Über weitere Nutzungen kann gesprochen werden, sobald klar ist, was mit dem Rathaus geschieht. Die CSU/UW Fraktion hat erst vor drei Wochen von einem neuen Bürgersaal gesprochen. Der jetzige werde für eine Erweiterung der Kindertagesstätte (Baujahr 2011) gebraucht. Wir brauchen demzufolge einen neuen Bürgersaal im Mehrzweckgebäude.

    Wie geht es weiter, wenn Sie mit Ihrem Anliegen beim Bürgerentscheid Erfolg haben?

    Kränzle/Wagner: Die Bürger haben sich für unsere Rathausimmobilie entschieden, deren Fassade künstlerisch und unverwechselbar von Marcel Zapf gestaltet wurde. Diese Haus verkörpert ideell auch ein Stück Identität und Historie der Gemeinde. Vom Bestandsschutz profitieren praktisch andere Vereine neben Musik und Feuerwehr. Das Ja zum Bürgerbegehren bedeutet jetzt grünes Licht für ein neues Mehrzweckgebäude mit Augenmaß. Die Gemeinde spart sich viel Geld und kann aufgrund finanzieller Spielräume weitere wichtige Aufgaben zum Nutzen aller Bonstetter Bürger anpacken.

    Wie geht es weiter, wenn Sie mit Ihrem Anliegen beim Bürgerentscheid scheitern?

    Kränzle/Wagner: Die negativen Folgen sind gravierend: Die Ratsgebäude wird trotz guter Substanz unter Wert veräußert. Nutzungsansprüche anderer Gruppierungen neben aktiver Feuerwehr und Musikverein bleiben auf der Strecke. Die Gemeinde kommt in Finanznot bei Pflichtaufgaben wie der Erweiterung der Kita oder der notwendigen Straßensanierungen, vordringlich im Baugebiet Ost. Für einen neuen Bürgersaal sowie für eingegangene Verpflichtungen bei freiwilligen Leistungen wie den Radwegebau mit dem Landkreis (Anteil ursprünglich 70 000 jetzt 300 000 Euro) oder für das Holzwinkel Naturfreibad (allein Gutachten ca. 100 000 Euro) wird das Geld am Ende fehlen.

    (Leo Kränzle und Gertrud Wagner haben für die „Initiative zur maßvollen Gestaltung der Ortsmitte“ auf die Fragen geantwortet. Sie sitzen für die Grünen im Gemeinderat.)

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