Johanna Haas aus Bobingen hatte einen Gast ohne Tischmanieren bei sich im Garten: Auf einem Video hat sie einen Igel aufgenommen, der deutlich hörbar Nüsse und Rosinen frisst. Aber warum schmatzen sie eigentlich?
Hannelore Pentenrieder von der Igelhilfe Schwaben in Neusäß kümmert sich seit fast drei Jahrzehnten um Igel. 47 Tier päppelt sie momentan auf ihrer Igelstation auf. Im Herbst hat sie viel zu tun, weil Igel im Moment verstärkt aktiv sind. Aber die Frage, warum die Tiere schmatzen, hat sie sich in 30 Jahren ehrenamtlicher Arbeit noch nicht gestellt bekommen. Froh macht es sie auf jeden Fall: „Das zeigt, dass ihnen das Futter, das wir ihnen geben, gut schmeckt“, sagt Pentenrieder. Die Igel-Expertin vermutet, dass das Schmatzen damit zu tun hat, dass die Tiere beim Fressen ihr Maul öffnen. Die eindringende Luft verursache die Geräusche.
Durch den Klimawandel haben Igel es immer schwerer
Igel hätten es zunehmend schwerer, erklärt sie. „Durch den Klimawandel wird es trockener und es gibt weniger Insekten“, sagt die ehrenamtliche Igelmutter. Für den Igel, der sich mit Würmern, Schnecken und Insekten ernährt, ist das ein Problem. Pentenrieder empfiehlt, ihn das ganze Jahr über zu füttern. Sie rät zu Katzenfutter und einer Schale Wasser, wenn man Igel im Garten hat. Man sollte auch auf Mähroboter verzichten, die für Igel allzu oft den Tod oder schwere Verletzungen bedeuten. Die Tiere würden von den Maschinen nämlich oft nicht als Hindernis erkannt und einfach überfahren.
So findet man Hilfe für Igel
Anlaufstellen Tierärzte und Tierkliniken sind erste Anlaufstationen für einen gefundenen Igel. In der Regel behandeln die Tierärzte diese auch kostenlos, Spenden sind jedoch willkommen. Zudem haben Ärzte meistens Adressen von Tierschützern und Pflegestellen.
Anlaufstellen Die Familie Hebenstreit ist keine offizielle Igelstation. Doch wenn ein Igel Hilfe braucht und sie noch Platz haben, nehmen sie ihn gerne bei sich auf. Auf Facebook haben sie seit Kurzem eine eigene Seite namens „G’schichten aus dem Igelgarten“.
Informationen Internetseiten rund um den Igel sind etwa www.pro-igel.de; igel-in-bayern.de oder igelhof-aurachtal.jimdo.com. (ddz)
Birgit Miller von der Katzenhilfe Langweid hilft ab und an, wenn jemand einen verletzten Igel vorbeibringt. „Vielleicht schmatzen Igel, weil ihnen keiner beigebracht hat, dass das unhöflich ist“, sagt sie und lacht. Eine ernsthafte Erklärung hat sie aber nicht. Ihre Nachbarin füttert Igel und diese haben ähnlich schlechte Manieren, wie die von Johanna Haas: „Man hört jedes Mal, wenn der Igel da ist“, sagt sie. Wenn man tagsüber einen Igel sieht, sei das Grund zur Sorge: „Die sind nachtaktiv, wenn sie tagsüber draußen sind, stimmt irgendwas nicht.“ Man sollte aber vermeiden, den Igel anzufassen. „Das ist eine Stresssituation für das Tier“, sagt Birgit Miller. Auch Menschenfutter sei nicht für das Tier geeignet.
Auch der Tierarzt weiß nicht, warum Igel schmatzen
Marcus Krause von der Tierklinik Gessertshausen behandelt hauptsächlich Wild- und Zootiere. Auch er ist sich nicht sicher, warum Igel schmatzen: „Das ist einfach das Geräusch, das sie beim Kauen machen“, sagt er. Ganz besonders im Spätsommer und im Frühherbst seien häufig Jungtiere tagsüber zu sehen. Wenn es kälter wird, mache es durchaus Sinn, die Tiere ohne Platz zum Überwintern zu retten. Das gelte auch für Exemplare, die zu mager sind, um den Winterschlaf zu überleben, zu retten. Die Tierklinik sei aber nicht zum Wiederaufpäppeln der Tiere da. Krause sagt: „Wenn möglich, bitte selber um die Tiere kümmern, oder bei einem entsprechenden Verein vorbeibringen.“ Um verletzte Tiere kümmere sich die Klinik aber selbstverständlich.
Lesen Sie dazu die Glosse: Was nützt das gute Image?
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