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Landkreis Augsburg: Biontech-Impfstoff fehlt: Senioren im Kreis Augsburg bangen um ihre zweite Impfung

Landkreis Augsburg

Biontech-Impfstoff fehlt: Senioren im Kreis Augsburg bangen um ihre zweite Impfung

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    In diesem Kühlschrank im Gablinger Impfzentrum wird der begehrte Impfstoff gegen das Coronavirus gelagert. Doch davon ist derzeit kaum noch etwas da.
    In diesem Kühlschrank im Gablinger Impfzentrum wird der begehrte Impfstoff gegen das Coronavirus gelagert. Doch davon ist derzeit kaum noch etwas da. Foto: Marcus Merk

    Dem Landkreis Augsburg geht der Impfstoff aus. Anders als versprochen, unterblieb eine Lieferung des Herstellers Biontech. Nun bangen Hunderte über 80-Jährige im Landkreis um ihre zweite Impfung gegen das Coronavirus. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) verspricht: "Die Gewährleistung der Zweitimpfungen im Freistaat haben Priorität und sind sichergestellt." Das funktioniert aber nur, wenn rechtzeitig Nachschub kommt. Wie das Landratsamt auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte, sind bislang weder ein konkreter Termin noch Liefermengen bekannt.

    Seit vergangenem Donnerstag ist klar, dass der Kreis kaum noch Vakzine des Herstellers Biontech hat und bislang auch keine neue Lieferung dieses Stoffs in Sicht ist. Das hat Folgen: Derzeit können keine neuen Termine zum Impfen vereinbart werden. Denn auch der versprochene Stoff des Herstellers AstraZeneca ist noch nicht im Kreis angekommen. Dazu kommen technische Probleme.

    1000 Dosen Impfstoff vom Hersteller AstraZeneca für den Landkreis Augsburg

    Noch am Samstagvormittag, 11 Uhr, überreichte Landrat Martin Sailer einer Seniorin im Gablinger Impfzentrum einen Blumenstrauß anlässlich der zehntausendsten Impfung. Zu diesem Zeitpunkt war schon längst klar, dass der Biontech-Impfstoff nicht mehr lange reichen wird. Einen Tag später, am Sonntag gegen 10 Uhr, bekam der Landkreis dann die Nachricht, dass auch der versprochene Impfstoff der Firma Moderna ausbleibt. Stattdessen rechnet man zur Zeit nur noch mit einer Lieferung des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca, die im Laufe der Woche kommen soll.

    Dieser Impfstoff wird in Deutschland erst seit wenigen Tagen eingesetzt - als drittes zugelassenes Präparat nach den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna. Das Problem: Der AstraZeneca-Impfstoff darf nur Menschen unter 65 Jahren verabreicht werden. Denn er gilt als weniger wirksam als der des deutschen Herstellers Biontech. Die Ständige Impfkommission (STIKO) weist darauf hin, dass es bislang nicht ausreichend Studien gibt, welche die Wirksamkeit von AstraZeneca bei der Gruppe der über 80-Jährigen belegen.

    Kein Vorrat für Zweitimpfungen gegen Corona im Gablinger Impfzentrum

    Die Biontech-Vorräte im Kreis reichen aber nur noch bis zum Ende der Woche, heißt es aus dem Landratsamt. Das Impfzentrum in Gablingen muss deshalb am Wochenende pausieren. Das sorgt auch unter denjenigen, die bereits einen Termin für die zweite Impfung haben, für Verunsicherung. Eine von ihnen ist Stephanie Justus aus Biberbach. Ihr Termin für die zweite Impfung steht, habe ihr eine Mitarbeiterin des Impfzentrums in Gablingen am Mittwoch versichert.

    In diesem Kühlschrank im Gablinger Impfzentrum wird der begehrte Stoff gelagert. Doch davon ist derzeit kaum noch etwas da.
    In diesem Kühlschrank im Gablinger Impfzentrum wird der begehrte Stoff gelagert. Doch davon ist derzeit kaum noch etwas da. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Doch einen Vorrat für Zweitimpfungen gebe es im Gablinger Impfzentrum nicht, sagt Landratsamtssprecher Jens Reitlinger. Der Stoff könne dort nämlich nur für fünf Tage gekühlt und gelagert werden. Dann muss Nachschub vom Freistaat kommen. Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums erklärt dazu auf Nachfrage: "Aktuell liegen für den Februar noch weitere Lieferzusagen in Höhe von rund 700.000 Impfdosen der verschiedenen Hersteller vor. Wie viele davon an die einzelnen Landkreise und Städte geliefert werden, richtet sich nach der Einwohneranzahl und den von den Bezirksregierungen gemeldeten Bedarfen.

    AstraZeneca-Impfstoff nur für Menschen unter 65 Jahre geeignet

    Momentan geht man im Landratsamt davon aus, dass die 1000 versprochenen Dosen von AstraZeneca in der kommenden Woche an unter 65-Jährige verimpft werden können. Sicher ist aber auch das nicht. Denn noch können keine Termine dafür vereinbart werden. Grund dafür ist ein technisches Problem. Bei der Terminvergabe arbeitet der Kreis mit einer bayernweiten Software. Die ist allerdings bislang nicht auf den neuen Stoff von AstraZeneca ausgerichtet. Man arbeite mich Hochdruck daran, das Programm anzupassen, versichert ein Sprecher des Gesundheitsministeriums unserer Redaktion. Doch solange dieses Softwareproblem nicht behoben ist, geht bei der Terminvergabe nichts.

    Noch geht man davon aus, dass dieses technische Problem bald behoben ist. Dann will sich der Kreis mit denjenigen in Verbindung setzen, die für den AstraZeneca-Impfstoff in Frage kommen. Das sind laut Landratsamtssprecher Jens Reitlinger alle, die jetzt schon auf der Prioritätenliste stehen, aber unter 65 Jahre alte sind. Höchste Priorität haben Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben oder arbeiten oder regelmäßig pflegebedürftige Menschen versorgen. Zudem alle Beschäftigten in Intensivstationen, Notaufnahmen, bei Rettungsdiensten, in der Palliativversorgung oder anderen medizinischen Einrichtungen.

    Wer kann jetzt noch einen Impftermin im Landkreis Augsburg ausmachen?

    • Derzeit können im Kreis Augsburg keine neuen Termine zur Impfung ausgemacht werden.
    • Bis Ende der Woche werden bestehende Impftermine im Gablinger Zentrum abgearbeitet. Am Wochenende ist das Zentrum wegen Impfstoffmangels geschlossen.
    • Die Termine zur Zweitimpfungsollen eingehalten werden können, verspricht der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek.
    • Bis Ende der Woche sollen 1000 Dosen des neuen Impfstoffs AstraZeneca im Landkreis ankommen. Dieser darf nur an unter 65-Jährige verabreicht werden. Bekommen sollen ihn vor allem Mitarbeiter im medizinischen Bereich. Das Landratsamt will sich mit den Kandidaten baldmöglichst in Kontakt setzen.
    • Wann über 80-Jährige wieder Termine zur Impfung ausmachen können, ist unklar. Vereinbaren können nur diejenigen Senioren einen Termin, die vorher vom Landratsamt einen entsprechenden Brief bekommen haben. Weil die Impfdosen begrenzt sind, lost der Kreis aus, welche von den rund 15.500 über 80-Jährigen zuerst an der Reihe sind.
    • Alle, die nicht auf der Prioritätenliste stehen, aber wegen Vorerkrankungen dennoch ein berechtigtes Interesse an einer vorzeitigen Impfung haben, können sich per E-Mail an eine dafür eingerichtet Einzelfallkommission wenden. Adresse: einzelfall@LRA-a.bayern.de

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Impf-Chaos: Was ist das Versprechen des Ministers wert?

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