Daheim arbeiten, daheim lernen, daheim Freizeit verbringen - und dabei nicht völlig aus dem Takt geraten. Vor dieser Aufgabe stehen die Familien im Augsburger Land seit gefühlten Ewigkeiten. Wenn dann noch der Drucker streikt und Arbeitsblätter nicht ausgedruckt werden können oder die Leitung zum Schulserver zusammenbricht, wird das ohnehin schon angekratzte Nervenkostüm aller Beteiligten noch dünner.
In Biberbach ziehen die 129 Schüler mit ihren Eltern und den 14 Lehrkräften der Grundschule kräftig an einem Strang, damit Schule auch im Corona-Lockdown funktioniert. Sie haben alle nötigen Infos in der elektronischen "Wolke", stehen per E-Mail oder telefonisch im ständigen Austausch. Sie können sich im Videocall sehen und Fragen stellen, wenn es hakt beim Verständnis des Unterrichtsstoffs.
In der Grundschule Biberbach liegen Arbeitsmappen für Schüler
Wöchentlich liegen in der Schule Arbeitsmappen fix und fertig gepackt zur Abholung und zum Austausch gegen die bearbeiteten Mappen bereit. „Das läuft wirklich gut“, ist Schulleiterin Christa Bobinger glücklich, dass die Konzepte, die sie und ihr Team in ständigem Feedback mit den Eltern ausgeklügelt haben, funktionieren.
Erkenntnisse aus dem ersten Lockdown im Frühjahr haben sie konsequent umgesetzt. Wochenpläne geben dem Lernen Struktur. Die fertigen Materialmappen befreien die Eltern von der Last, Arbeitsblätter auszudrucken und zusammenzustellen.
Die sogenannte Cloud eines Spezialisten für Schulanwendungen macht den Informationsaustausch einfach. Diese "Wolke" ist ein elektronischer Datenspeicher, der über das Internet angesteuert werden kann. Notebooks und Tablets stehen als Leihgeräte zur Verfügung, wo die elektronische Ausstattung im Elternhaus nicht vorhanden ist oder wenn in einem Haushalt mit mehreren Kindern nicht genügend Geräte für das Homeschooling vorhanden sind.
Biberbach: Direkter Kontakt zwischen Schülern und Lehrern ist wichtig
Das wichtigste Element ist für Bobinger aber der regelmäßige Kontakt zwischen Schülern und Lehrern per Videocall. „Die Kinder müssen einander und die Lehrkräfte regelmäßig sehen“, ist die Schulleiterin überzeugt. Die Viertklässler kommen jeden Tag beim Video-Weckruf um halb neun zusammen. Auch für die Schüler der dritten Klassen gibt es pro Tag als Ergänzung zum selbstständigen Lernen eine Online-Unterrichtsstunde. Für individuelle Fragen stehen die Lehrkräfte in einem festgelegten Zeitfenster zur Verfügung.
„Nach einer Woche waren die Kinder fit. Einloggen, Mikrofone ein- und ausschalten, alles kein Problem“, so Bobinger. Für die Jüngeren gibt es Erklärvideos der Lehrkräfte und zwei bis drei Mal in der Woche Videocalls in Absprache mit den Eltern. „Jeder gibt sein Bestes und es läuft gut“.
Biberbach: Heimunterricht ist eine Herausforderung für die Eltern
Für Simone Liepert als Mutter von gleich zwei Grundschülern ist trotzdem jeder Tag eine Herausforderung. Mit Erstklässlerin Helene ist das Arbeiten relativ einfach. Das Pensum für Sohn Lorenz, der in der dritten Klasse lernt, ist schon anspruchsvoller. Lernvideos und der persönliche Kontakt, wenn auch über den Bildschirm, ist für beide Kinder sehr wichtig.
Helene und Lorenz wechseln wegen der Berufstätigkeit der Eltern zwischen dem Lernen daheim und der Notbetreuung in der Schule, wo sich rund zehn Prozent der Kinder je nach Bedarf der Familien einfinden. Denise Müller kennt als Mutter und Lehrerin beide Seiten der Medaille. Zumindest die Schüler der Biberbacher Grundschule werden durch den Distanzunterricht keine Lücken beim Lernen haben, ist Müller überzeugt. Auch wenn der direkte Kontakt mit den Schülern natürlich fehlt. Dem kann sich Marion Langkait, die Vorsitzende des Elternbeirats, nur anschließen. Das Angebot der Biberbacher Schule ist gut und funktioniert. Doch freuen sich alle schon auf den Tag, wenn die Schulen wieder öffnen.
Spenden für den Kauf von Luftreinigungsgeräten in Biberbach
Auch auf die Zeit nach dem Lockdown bereitet sich die Schule vor. Schon fast 6000 Euro haben Schülereltern und Unterstützer nach einem Aufruf vor Weihnachten für die Anschaffung von hochwertigen Luftreinigungsgeräten gespendet.
Ein Schülervater hat zwei Geräte als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde hat bereits drei der rund 4000 Euro teuren Geräte angeschafft und inzwischen vier weitere bestellt. Und immer noch gehen weitere Spenden ein. „Unglaublich“ ist für Christa Bobinger die Unterstützung für die Schule von privater Seite wie auch von der Gemeinde. Alle acht Klassenzimmer werden bei der Rückkehr der Kinder mit den Geräten ausgestattet sein, die dann mit Hepa-Filtern nicht nur in Pandemiezeiten für gesundes Raumklima sorgen werden.
Schule in Biberbach: Gemeinschaftsprojekte bringen Schwung
Weil das Leben nicht nur aus Lernen besteht, bringen auch Gemeinschaftsprojekte wie die Schnee-Challenge Schwung in den ungewöhnlichen Lernalltag. Da wird beispielsweise die schönste und die größte Schneeskulptur prämiert. Fotos von spitzohrigen Jedi-Meistern, einer Monsterschildkröte oder dem pfiffigen Snoopy auf seiner Hütte trudeln bei so einer Challenge im Minutentakt bei Christa Bobinger ein.
In solchen Momenten gerät die Schulleiterin schon mal ins Schwärmen über „ihre“ Kinder. Alle will sie mitgenommen sehen auf der Reise durch die unbekannten Untiefen des Distanzunterrichts. Keiner soll unterwegs verloren gehen. Bis dato gibt es keinen Hinweis darauf, dass das nicht klappen wird.
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