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Bayern: Jetzt wird an der Mega-Fusion der Sparkassen in Schwaben Kritik laut

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Jetzt wird an der Mega-Fusion der Sparkassen in Schwaben Kritik laut

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    Rainer Gottwald kritisiert die Fusionspläne der Kreissparkasse Augsburg und der Sparkassen Memmingen-Lindau-Mindelheim.
    Rainer Gottwald kritisiert die Fusionspläne der Kreissparkasse Augsburg und der Sparkassen Memmingen-Lindau-Mindelheim. Foto: Julian Leitenstorfer

    Der Fahrplan für die Megafusion zur größten schwäbischen Sparkasse steht. Bereits im Juni sollen die technischen Vorbereitungen für die Banken-Ehe zwischen der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und der Kreissparkasse Augsburg beginnen. Daraus soll zum 1. Januar 2022 die Sparkasse Schwaben-Bodensee werden: Mit einer Bilanzsumme von 8,8 Milliarden Euro und 300.000 Kunden entsteht dann Bayerns fünftgrößte Sparkasse.

    Zunächst aber müssen alle Partner Ja sagen. Die Verwaltungsräte beider Institute haben das einstimmig getan, ab kommender Woche sind die Träger dran: Insgesamt vier Stadträte und drei Kreistage sollen bis zum 20. Mai ihren Segen geben. Schert nur ein Gremium aus, ist die Banken-Ehe geplatzt.

    Sparkassen-Kritiker Rainer Gottwald berät Lindauer "Bunte Liste"

    Zuletzt sind die Kommunalpolitiker in Lindau an der Reihe. Doch im dortigen Stadtrat regt sich Widerstand. Die Bunte Liste, mit sechs Sitzen stärkste Kraft in dem 30-köpfigen Gremium, meldet massive Zweifel an und stützt sich dabei auf die Expertise des Landsbergers Rainer Gottwald.

    Der frühere Controller hat sich in der Branche einen Namen als „Sparkassenschreck“ gemacht. Seit Jahren verfolgt er das Geschäft der rund 70 öffentlich-rechtlichen Sparkassen im Freistaat kritisch und gehörte auch zu den Köpfen hinter dem letzten Endes erfolgreichen Widerstand gegen eine Fusion der Sparkassen Landsberg, Fürstenfeldbruck und Dachau.

    Gottwald sagt: Die damals gescheiterte Fusion sei genauso unsinnig wie die jetzt geplante. Die Kunden hätten nichts davon, den rund 1000 Beschäftigten der Banken drohten Nachteile. „Gewinner der Fusion sind die Vorstände, Verwaltungsräte und einige Mitarbeiter, die befördert werden.“

    Muss Memmingen-Lindau-Mindelheim die Kreissparkasse Augsburg stützen?

    Gottwalds zentrale These: Die Kreissparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim müsse als die gesündere von beiden Banken die Kreissparkasse Augsburg stützen. Unter den Trägern spiele aber der Landkreis Augsburg die wichtigste Rolle, weil er mit 39,6 Prozent die meisten Anteile an der neuen Bank hält. Gottwald bemisst die wirtschaftliche Lage der beiden Banken nach deren Kapitalquoten. Diese besagen, inwieweit die Risikopositionen des Hauses durch eigene Mittel gedeckt sind. Die Quote gilt darum als wichtige Zahl, um Stabilität und Stärke von Banken zu beurteilen.

    Die Kreissparkasse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim wollen fusionieren.
    Die Kreissparkasse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim wollen fusionieren. Foto: Marcus Merk

    Laut dem im Internet einsehbaren Offenlegungsbericht lag die harte Kernkapitalquote von Memmingen-Lindau-Mindelheim Ende 2019 bei 16,72 Prozent, Augsburg hatte nur 15,48 Prozent. Für alle deutschen Sparkassen zusammen lag sie Ende 2019 bei 15,97 Prozent. Die bayerischen Genossenschaftsbanken kamen 2019 auf eine harte Kernkapitalquote von 15,64 Prozent, die Deutsche Bank auf 13,6.

    Sparkasse weist Kritik zurück: "Sachlich falsch"

    Bei der Kreissparkasse Augsburg hält man Gottwalds Schlussfolgerungen für „sachlich falsch“. In die Bewertung der wirtschaftlichen Lage fließe mehr ein als die Eigenkapitalsituation. „Beide Institute sind in Bayern überdurchschnittlich erfolgreich,“ heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Zurückgewiesen wird auch die Darstellung, die Bezüge von Vorständen und Verwaltungsräten würden aufgrund der Fusion steigen. Das wäre zwar rechtlich möglich, aber: „Die Bezüge der Vorstände sowie der Verwaltungsräte sollen durch die Fusion zur Sparkasse Schwaben-Bodensee nicht verändert werden. Vielmehr wird die Abschmelzung bei Vorstand und Verwaltungsrat insgesamt zu einer Einsparung in diesem Segment führen.“

    Für die Fusion spricht nach Ansicht der Befürworter eine Reihe von Argumenten. Die neue und größere Sparkasse könne sich in der aktuellen Niedrigzinsphase besser behaupten, weil sie leistungsfähiger sei. Man stehe vor „immensen Herausforderungen.“ Ihren Kunden könne die neue Bank mehr Möglichkeiten bei Vermögensverwaltung und Finanzierungsfragen anbieten. Ein Gutachten des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg bestätigte die Sinnhaftigkeit des Zusammenschlusses.

    Kritiker Gottwald ficht so etwas nicht an. Im Falle der gescheiterten Fusion in Landsberg habe es sogar zwei Gutachten des Sparkassenverbands gegeben. Diese seien später „von Fachleuten zerpflückt worden und in der Mülltonne gelandet“.

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