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Bauprojekt: Gersthofer Bahnhof: Vom Gammelbahnhof zum Schmuckstück

Bauprojekt

Gersthofer Bahnhof: Vom Gammelbahnhof zum Schmuckstück

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    Die Stadt Gersthofen will ihren Bahnhof sanieren. Das marode Gebäude ist mittlerweile abgerissen. Auf einen neuen Bau wird verzichtet, die Anlage soll barrierefrei werden.
    Die Stadt Gersthofen will ihren Bahnhof sanieren. Das marode Gebäude ist mittlerweile abgerissen. Auf einen neuen Bau wird verzichtet, die Anlage soll barrierefrei werden. Foto: Marcus Merk

    Jahrelang war der Bahnhof in Gersthofen die denkbar schlechteste Visitenkarte für die Stadt. Das marode Gebäude ist inzwischen abgerissen. Nun will die Stadt den Haltepunkt an der Bahnlinie AugsburgDonauwörth modernisieren. Doch bis alles fertig ist, wird es noch ein Weilchen dauern.

    Bahnhof Gersthofen: "Gammligster Bahnhof Bayerns"

    Das alte Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1844 stand viele Jahre lang leer und wurde immer maroder und mehrfach beschädigt. Obdachlosen diente es als Unterschlupf. Geplant wurde es übrigens vom Architekten Eduard Rüber, der mindestens 24 Bahnhöfe und Stationsgebäude in ganz Bayern errichtete. Zudem war er beim Bau des Augsburger Hauptbahnhofs mitbeteiligt.

    Sein schlechter Zustand brachte dem Bahnhofsgebäude bei einem Wettbewerb der bayerischen Grünen den zweifelhaften Titel „Gammligster Bahnhof Bayerns“ ein. Der Gersthofer Volksmund sprach sogar noch drastischer vom „Somalia-Bahnhof“. Da nicht damit zu rechnen war, dass die Bahn etwas unternehmen werde, beschloss der Stadtrat, das Gebäude zu kaufen – was nach jahrelangen Verhandlungen am 6. Dezember 2011 schließlich gelang. Über die Kaufsumme wurde damals absolutes Stillschweigen vereinbart.

    Danach versuchte die Stadt, das marode Gersthofer Gebäude zu retten und eine Nutzung zu finden. Als dies nicht gelang, wurde das historische Gebäude abgerissen. Wieder gab es Komplikationen: Zunächst wurde geplant, einen neuen Bahnhof in ein Hotel zu integrieren, das auf dem ehemaligen Bahngelände für die Geschäftskunden der Firma Kuka entstehen sollte. Diese hatte ein Schulungszentrum im Turm im benachbarten Hery-Park.

    Doch der Naturschutz machte diese Pläne zunichte: In einem verwilderten Wäldchen leben seltene Fledermäuse, eine Libellenart sowie eine streng geschützte Eidechsenart. Im Nachhinein ein glücklicher Umstand, denn inzwischen ist die Firma Kuka komplett aus Gersthofen abgezogen.

    Nun will die Stadt auf ein neues Gebäude am Bahnhalt ganz verzichten. Allerdings soll im Jahr 2019 ein Tunnel unter den Gleisen hindurchgeführt werden, damit die Bahnkunden bequem von einer Seite der Bahnlinie zur anderen gelangen können. Denn da immer wieder Menschen den verbotenen „direkten Weg“ über die Schienen nehmen, kam es bereits wiederholt zu tödlichen Unfällen.

    Förderprogramm für Bahnhof: Bleibt Stadt auf einer Million Euro sitzen?

    Wie es sich für einen modernen Haltepunkt gehört, wird er künftig barrierefrei sein: Jeweils ein Aufzug an jedem Ende des Tunnels lässt Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen bequem zu den Bahnsteigen gelangen. Außerdem sind diese auch über eine längere Rampe von der Bahnhofstraße aus zu erreichen. Gleichzeitig mit dem Umbau werden auch die Bahnsteige angehoben, sodass barrierefreies Ein- und Aussteigen möglich ist. Dies ermöglicht ein kürzlich noch zugesichertes Förderprogramm für kleinere Bahnhöfe, von dem die Stadt Gersthofen profitiert.

    Allerdings müssen die Baukosten vorfinanziert werden. Im schlimmsten Fall bliebe die Stadt auf gut einer Million Euro Kosten sitzen – was der Stadtrat aber in Kauf nimmt. Die restlichen Umbauten – dazu gehören neben dem Tunnel samt Aufzügen und den Rampen auch einige neue Autostellplätze östlich der Bahnlinie – summieren sich auf rund zehn Millionen Euro und werden ohnehin aus dem Stadtsäckel finanziert.

    In dieser Summe inbegriffen ist eine Aufwertung des verwilderten Wäldchens mit seinen Tieren. Für den Einschub des Tunnels wird die Bahnlinie im Juni 2019 sechs Tage gesperrt. Fertiggestellt ist der neue Halt voraussichtlich Ende 2020.

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