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Baiershofen: Kreative Freinacht-Aktion: Maiwichtel singen ein Lied für Baiershofen

Baiershofen

Kreative Freinacht-Aktion: Maiwichtel singen ein Lied für Baiershofen

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    Den Liedtitel "Ich wäre so gerne Millionär" haben die Maiwichtel Andrea Lechner und ihrem Mann gewidmet.
    Den Liedtitel "Ich wäre so gerne Millionär" haben die Maiwichtel Andrea Lechner und ihrem Mann gewidmet. Foto: Helene Weinold-Leipold

    "Eurovision - ein Lied für Baiershofen" verkündet eine große Tafel kurz hinter dem Ortsschild. Wer nichtsahnend von Altenmünster nach Baiershofen fährt, dürfte darüber staunen, doch Eingeweihte ahnen schon: Die Maiwichtel haben wieder zugeschlagen! Sie ließen sich auch von den Corona-Maßnahmen nicht nehmen, den Mai zu begrüßen.

    Normalerweise ist Baiershofen ein ruhiger Ort, der sich vor allem als pittoreskes Angerdorf deutschlandweit einen Namen gemacht hat. Doch in der letzten Aprilnacht und am 1. Mai kommt Leben in den zweitkleinsten Ortsteil von Altenmünster, denn die Maiwichtel, eine Gruppe von rund zehn Männern und Frauen, lassen sich seit neun Jahren alljährlich einen ganz besonderen Freinachtscherz einfallen, mit dem sie ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger - und auch einander gegenseitig - humorvoll aufs Korn nehmen. Im vergangenen Jahr riefen sie ihren Ort zum "Film- und Fernsehdorf" aus und widmeten 40 Häusern und Höfen Plakate mit Film- und Serientiteln wie "MacGyver", "Das Dschungelbuch" und "Kommissar Rex". Davor hatte Baiershofen auch schon jeweils einen Monat Mai lang den Titel "Gewerbedorf" oder gar "Königreich" getragen.

    Die Baiershofer haben 58 Schilder für die Freinacht gemalt

    In diesem Jahr waren die Maiwichtel besonders fleißig: 58 Schilder mit Songtiteln entstanden wegen der Kontaktbeschränkungen sämtlich in Heimarbeit und wurden heimlich an Gartenzäunen und Holzpfosten angebracht. "Wegen der Corona-Auflagen war das nicht ganz einfach", verrät einer der anonymen Wichtel, "wir konnten ja nur ehepaarweise bis 22 Uhr und nach 5 Uhr morgens im Dorf unterwegs sein". Da wurde hie und da schon mal ein Baiershofer auf das subversive Treiben am Gartenzaun aufmerksam.

    Doch die meisten sind schon das ganze Jahr über gespannt auf die nächste Aktion der Maiwichtel. "Und wenn man dann sogar selber drankommt, freut man sich umso mehr", erzählt Karin Hass, die im vergangenen Jahr zum zweiten Mal Großmutter wurde und deshalb den Babysitter-Boogie gewidmet bekam.

    Für die Kirche St. Leonhard haben die Wichtel gleich zwei Lieder ausgewählt: "Ein bisschen Frieden“ und "Die weißen Tauben sind müde". Doch Pfarrer Thomas Pfefferer kriege die müden Tauben "alle wieder in den Griff", heißt es auf den Infoblättern zu den Schildern und Liedern, die am Ortseingang in einem Kasten bereitliegen. In Reimform greifen die Maiwichtel darin die Anspielungen und Insiderscherze aus den Songtexten auf.

    Ein Senior, der seit Kurzem mit dem E-Bike durch den Ort braust, wird mit dem Lied "Ja, wir san mit'm Radl da" gewürdigt, zu "Marmor, Stein und Eisen bricht" heißt es: "… aber der Beton von der Firma Wiedemann nicht". Vor dem Bürgerhaus, in dem sich nach Corona wieder "Fußballstars und Profischützen" treffen, kann man sich "Es lebe der Sport" und "Im Leben geht so mancher Schuss daneben" vorspielen lassen, und am Haus eines Bauleiters prangt der Zimmermannsong.

    Ein Sandkasten als Schiff für die Kreuzfahrt-Fans

    "(K)ein Schiff wird kommen" steht am Zaun von Marlies Hofmeier, die wegen der Pandemie auf ihre geliebten Kreuzfahrten verzichten muss. Doch hinter dem Schild ist ein Sandkasten in Schiffsform vor Anker gegangen. "Weil’s so gut zum Lied passt, hat unser Enkel Finn das Schiff schon ein paar Tage vor seinem zweiten Geburtstag bekommen", erklärt Marlies Hofmeier strahlend.

    Ein paar Häuser weiter spricht der Jäger Roland Haag neben dem Bild eines Wildschweins zum Liedtitel "Der Jäger aus Kurpfalz" in ein Mikrofon : Ein Fernsehteam des Augsburger Senders a.tv ist nach Baiershofen gekommen, um über die Aktion zu berichten.

    Deswegen haben sich auch ausnahmsweise zwei der Maiwichtel bei Tageslicht aus der Deckung gewagt - wenn auch bis zur Unkenntlichkeit vermummt. Sie tanzen neben einem Wegweiser, der nach New York (6344 km), Rio de Janeiro (9562 km) und Tokio (9390 km) zeigt, während der Sänger Patrick Granado live den Hit "New York, Rio, Tokyo" von Trio Rio aus dem Jahr 1986 zum Besten gibt.

    QR-Codes, um die Lieder anzuhören

    Auch ohne diese Performance können Besucher des Ortes die Oldies und Volkslieder hören: Auf jedem Schild klebt ein QR-Code, der sich mit dem Smartphone scannen lässt und zu einem Youtube-Video mit dem entsprechenden Song führt. Noch eine weitere Überraschung haben sich die Wichtel ausgedacht: Wer mag, kann einen Zettel mit dem Titel seines Lieblingsliedes in einen der Infokästen an den Ortseingängen werfen. Die Baiershofer Familie, deren Lied am Ende des Monats die meisten Stimmen erhalten hat, darf sich auf ein Liveständchen am Hoftor freuen.

    Der TV-Beitrag über die Maiwichtel-Aktion in Baiershofen ist am Dienstag, 4. Mai, um 18.30 Uhr in der Sendung "Land und Leute" auf a.tv zu sehen.

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