Wie geht es weiter mit dem Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm: Gibt es eine Schnellbahn an der Autobahn oder folgt die Trasse zumindest teilweise der bestehenden Strecke? Seit Jahren sorgt diese Frage für politischen Zoff zwischen Augsburg Stadt und Land und dann sind da noch die Günzburger, die um den überregionalen Anschluss ihrer Stadt bangen. Am Freitag nun könnte es Antworten geben. Denn Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter-Josel will die bisherigen Ergebnisse der Planungen für das Milliardenprojekt vorstellen. Erste Details sind schon durchgesickert.
In den Räumen der Regierung von Schwaben soll der Beauftrage des Konzerns für Bayern vor einem Koordinierungsrat für das Projekt sprechen, der erstmals zusammentritt. In dem Gremium sitzen Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Auch sie sind gespannt, was Josel präsentieren wird. Wenig später sollen dann Kommunalpolitiker und Medien informiert werden, wo sich die Bahn den Ausbau der Strecke vorstellen kann.
Bahnausbau: Die Bahn klammert Gebiete aus
Dem Vernehmen nach wird Josel eine Hand voll Korridore benennen, durch die in Zukunft Züge in weniger als einer halben Stunde zwischen Augsburg und Ulm fahren können. Aber bringen diese Korridore eine Vorentscheidung in der Frage, die vor allem im Raum Augsburg seit Jahren für Zoff sorgt: Schwenkt die Bahn auf eine Schnellstrecke entlang der Autobahn um oder hält sie sich an die bisherigen Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans? In diesem steht ein Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben, danach ist in Richtung Neu-Ulm eine Strecke möglich, die von der jetzigen Trasse abweicht.
2022/23 will die Bahn, so der bisher veröffentlichte Fahrplan, in das behördliche Raumordnungverfahren gehen. Endgültig entscheiden soll über den Verlauf der Trasse der Bundestag. Doch schon am Freitag dürfte klar werden, welche Gebiete die Bahn nicht mehr im Visier hat.
Der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU), der in dem Koordinierungsrat sitzt, erwartet noch keinen endgültigen Fingerzeig, ob die Bahn Autobahnvariante oder der Bestandsvariante den Vorzug geben will. "Das würde mich überraschen", sagte Sailer am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion. Er betonte auch, dass Landkreis, Städte und Gemeinden im westlichen Landkreis klar dem Ausbau der Bestandsstrecke den Vorzug geben. Sailer: "Daran ist nicht zu rütteln."
Dieser Ausbau hätte den Charme, dass er in einem halbwegs überschaubaren Zeitraum Verbesserungen für den Nahverkehr mit sich brächte, eine Modernisierung von Bahnhöfen und besseren Lärmschutz. Der Haken: Die jetzt schon stark belastete Strecke müsste ausgebaut werden, während sie in Betrieb ist. Zudem gilt es zum Beispiel im Bereich von Diedorf und Neusäß Engstellen mit zusätzlichen Gleisen zu passieren.
Bahnausbau: Das spricht für die Autobahn
Seit Jahren ist deshalb auch eine Strecke entlang der Autobahn im Gespräch, auf der Fern- und Güterverkehr rollen sollen. Sie hat vor allem innerhalb der Wirtschaft und der Politik in Augsburg Freunde, während die neue Trasse auf dem Land auf erbitterten Widerstand treffen würde. Am Ende könne eine neue Trasse das Gesamtprojekt erheblich verzögern und scheitern lassen, warnt der Neusässer Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) seit Jahren.
Die Grünen fordern mehr Geld für die Schiene
Beide Positionen zu vereinen, versuchen die Grünen. Ihre Landtagsabgeordneten Stephanie Schuhknecht, Cemal Bozoglu und Max Deisenhofer verschickten am Donnerstag eine gemeinsame Erklärung. Darin begrüßen sie die angestrebte Fahrzeitverkürzung auf bis zu 26 Minuten und sprechen sich für eine offene Trassendiskussion aus. Allerdings müsse der Ausbau auch echte Verbesserungen für den Nahverkehr bringen. Das Rezept dafür: "Insgesamt brauchen wir mehr Geld für die Schiene und weniger für den Straßenbau - egal ob im Nah- oder Fernverkehr.“
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