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Bahn: Stillstand an der Staudenbahn

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Stillstand an der Staudenbahn

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    Von wo kommt er, der Zug, wenn er kommt? Derzeit ist eher die Frage, wann die Staudenbahn kommt und den regelmäßigen Personenverkehr zwischen Langenneufnach und Augsburg aufnimmt.
    Von wo kommt er, der Zug, wenn er kommt? Derzeit ist eher die Frage, wann die Staudenbahn kommt und den regelmäßigen Personenverkehr zwischen Langenneufnach und Augsburg aufnimmt. Foto: Marcus Merk

    So viel Betrieb ist selten am Bahnsteig in Fischach. Damen im Kostüm, Herren im Anzug: Warten sie auf den Zug? Der kommt nicht und sie wissen es. Aber sie warten. Wieder einmal. Diesmal auf Antworten aus München. Denn Innenminister Joachim Hermann (CSU) hat zwar inzwischen zugesagt, dass die Staudenbahn zwischen Langenneufnach und Gessertshausen beziehungsweise Augsburg wieder fahren wird. Doch der Zeitpunkt des Starts wurde nach hinten verschoben.

    Ende 2021 solle es los gehen, hatte Hermann im Frühsommer an Landrat Martin Sailer geschrieben. Die Verzögerung sei auf die Bahn zurückzuführen. Deren Konzept für die Fernverkehrszüge, die Augsburg künftig anfahren sollen, bereitet der Bayerischen Eisenbahngesellschaft offenbar Kopfzerbrechen. Sie organisiert für den Freistaat den regionalen Zugverkehr, der auf den Fernverkehr abgestimmt werden muss, und hat den Start der sogenannten Augsburger Netze um zwei Jahre auf 2021 verschoben. Gemeint ist damit die Ausschreibung und Vergabe der regionalen Zugverbindungen an Anbieter wie die Deutsche Bahn (DB) oder die Bayerische Regio Bahn (BRB). Die Staudenbahn als ein Bestandteil der Augsburger Netze steht damit vorerst auf dem Abstellgleis.

    Fährt die Staudenbahn im Probebetrieb schon ab 2019?

    Daran haben auch Vorstöße der örtlichen Landtagsabgeordneten bislang nichts geändert. Ihr Vorschlag: Die Staudenbahn soll in einer Art Probebetrieb doch schon ab 2019 fahren. In München hält sich die Begeisterung offenbar in Grenzen. Der Vorschlag werde noch geprüft, hieß es Anfang der Woche aus dem Innenministerium, als Carolina Trautner nachhakte. Die CSU-Landtagsabgeordnete sieht das Positive. Für den Betrieb der Staudenbahn seien ja auch noch Arbeiten an der Strecke, den Übergängen und den Haltepunkten nötig. Trautner: „Lieber starten wir später und haben Erfolg.“

    Das sieht Hubert Teichmann eindeutig anders. Der Geschäftsführer der Firmengruppe Staudenbahn und einer der Vorkämpfer für die Wiedereinführung des Zugverkehr, hält die Verzögerung für nicht hinnehmbar. Seine Bahnbetriebsgesellschaft Stauden soll die 13 Kilometer lange Strecke zwischen Gessertshausen und Langenneufnach ertüchtigen und unterhalten. Teichmann schätzt die Investitionen dafür auf 15 Millionen Euro. Rechnen soll sich der Aufwand über die Benutzungsgebühr, welche für die regelmäßig verkehrenden Personenzüge fällig wird. Je länger diese fahren, desto besser, sagt Teichmann: „Zwei Jahre mehr sind eine deutliche Entspannung.“

    Staudenbahn soll Augsburg und München schneller erreichbar machen

    Doch bislang sei es ihm nicht einmal gelungen, einen gemeinsamen Termin mit den Bürgermeistern von Fischach, Langenneufnach, und Gessertshausen zu bekommen. Auf deren Unterstützung für den vorzeitigen Probebetrieb hofft Teichmann und fühlt sich hingehalten: „Ich mag bald nicht mehr.“

    Das ficht einen wie Franz Settele in seinem Glauben an den Erfolg der Staudenbahn nicht an. Der CSU-Mann aus Langenneufnach verweist auf die Wiederbelebung anderer Bahnstrecken wie zu letzt bei Weißenhorn. „Es hat bisher überall funktioniert und bei uns muss es auch klappen,“ sagte Settele am Dienstagnachmittag am Fischacher Bahnhof. Dort ließ sich der CSU-landtagsabgeordnete Berthold Rüth über das Projekt Staudenbahn informieren. Rüth ist Vorsitzender der Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“. Diese Gruppe aus Politikern, Forschern und Fachleuten soll in einem Bericht aufzeigen, wie das flache Land im Wettlauf mit den Städten um Lebensqualität und Bevölkerung nicht zu sehr ins Hintertreffen gerät. Zentral dafür sei das Angebot an Arbeitsplätzen und Mobilität, sagt Rüth. Wenn das stimme, „ziehen die Menschen nicht aus den Dörfern weg.“ Genau deshalb ist die Staudenbahn in den Augen von Landrat Martin Sailer so wichtig. Mit ihr würden nicht nur Augsburg, sondern auch der Großraum München für die Menschen besser erreichbar. Doch bis dahin werden noch einige Jahre vergehen.

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