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Ausstellung: Eine Krippe, die sich wie ein Karussell dreht

Ausstellung

Eine Krippe, die sich wie ein Karussell dreht

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    Was dem Betrachter der Krippenausstellung in einem ehemaligen Schreibwarengeschäft am Marktplatz in Fischach sofort auffällt, ist die Liebe der Darstellungen zum Detail.
    Was dem Betrachter der Krippenausstellung in einem ehemaligen Schreibwarengeschäft am Marktplatz in Fischach sofort auffällt, ist die Liebe der Darstellungen zum Detail. Foto: Siegfried P. Rupprecht

    Der Ausstellungsort ist gewöhnungsbedürftig, auch wenn die Krippenfreunde Augsburg und Umgebung mittlerweile bereits zum vierten Mal ihre Werke in den Schaufenstern des ehemaligen Schreibwarengeschäfts Pfitzmayr am Fischacher Marktplatz präsentieren. „Wir erreichen damit viele Menschen“, machte Vereinsvorsitzender Werner Kramer bei der Eröffnung aufmerksam. Diese sehen in den Auslagen eine eindrucksvolle Revue von über 20 Krippenarbeiten aus den vergangenen Jahren. Eine Schau, die gefühlvoll und kurzweilig zugleich auf das Weihnachtsfest einstimmt.

    Pfarrer Sebastian Nößner freut sich vor allem über die unterschiedlichen Stile der Krippen. Er sagt: „Ich bin von der breiten Palette überrascht. Sie reicht von orientalisch geprägten Werken bis hin zu alpenländischen.“ Als ungewöhnlich, jedoch sehr positiv bezeichnete er, dass bei einigen

    Alfred Baumeister gehört den Krippenfreunden seit fünf Jahren an und beteiligt sich an der Ausstellung mit einer liebevoll gestalteten Stallszene im bäuerlichen Ambiente. Dennoch ist in seiner Präsentation etwas anders. „Die allermeisten Künstler zeigen den Blick in den Stall“, berichtete Baumeister. Er hat die entgegengesetzte Richtung gewählt, also den Blickwinkel vom Stall hinaus auf das Umfeld. „Dieser Perspektivwechsel ist mir besonders wichtig“, sagte er. Damit könne er mehr Einfallsreichtum umsetzen. Zudem sei diese Sichtweise eine besondere Herausforderung an das eigene kreative Können.

    Apropos Kreativität: Alle Werke zeigen das große Potenzial der Krippenarchitekten. Und das steckt vor allem im Detail. Da setzen karge Wüstenlandschaften und nächtliche Einsamkeit, gepaart mit individuell eingesetzter Beleuchtung, ebenso künstlerisch wertvolle Akzente wie filigrane Gemüsekörbe, Sensen, Torbögen, Feuerstellen, Straßenszenen, Baumrinden oder Bonsai- und Thymianelemente. Dort ein Kinderwagen ziehender Engel, hier ein Maria und das Kind tragender störrischer Esel, den Josef nur mit Mühe am Zügel führt. Alle diese Interpretationen lassen die Betrachter eintauchen in wohlige Geborgenheit oder mystische Atmosphäre.

    Von allen Unikaten geht aber die vom Engel an die Hirten verkündete zentrale Botschaft von der Geburt des Heilands aus. Sehnsüchte sind spürbar, Hoffnungen, Trost und Kraft, trotz zum Teil widriger Umstände. „Um diese Assoziationen zu erwecken, ist bei den Krippengestaltern die Liebe zum Detail notwendig, ja unumgänglich“, resümierte Werner Kramer.

    Er ist es auch, der bei der Präsentation mit einer beweglichen Krippe für ein Novum sorgt. Der Karussellcharakter lenke auf eine andere Krippenbaukultur, meinte Kramer. Damit werde auch auf die Ziele des Vereins hingewiesen, nämlich die Pflege, Förderung und Weiterverbreitung der Krippen auf religiöser, erzieherischer, künstlerischer und volkskundlicher Basis zu gewährleisten. Gegründet wurde der Verein 1919 als Augsburger Ortsgruppe der Bayerischen Krippenfreunde. Seit 2014 residiert die Ausstellung in Fischach.

    Nächstes Jahr feiern die Mitglieder das 100-jährige Vereinsbestehen. Dann gehört auch die Schaufensterpräsentation in der Staudengemeinde der Vergangenheit an. Das leer stehende Gebäude weicht dem neuen Ortsmitte-Projekt. Die Krippenschau 2019 findet in Oberschönenfeld statt. „Weitaus größer und umfangreicher, eventuell auch unter einem bestimmten Motto“, wie Werner Kramer verriet. Noch ist das Zukunftsmusik. Derzeit gilt es, in den Schaufenstern den großen Einfallsreichtum der Krippenbauer und die unendlich vielen filigranen Einzelheiten in den unterschiedlichsten Darstellungen zu entdecken und im besten Sinne auch zu genießen.

    Die frei zugängliche Ausstellung ist ganztägig bis zum 17. Januar zu sehen und jeweils von 6 bis 8 Uhr sowie von 16 bis 23 Uhr beleuchtet.

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