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Augsburger Land: Handel im Wandel: Wie Geschäfte in der Innenstadt überleben können

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Handel im Wandel: Wie Geschäfte in der Innenstadt überleben können

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    Wie entwickelt sich der Einzelhandel im Augsburger Land? Bei einer Kundenbefragung im Citycenter Gersthofen zeiget sich, dass der Drogeriemarkt ein Magnet ist.
    Wie entwickelt sich der Einzelhandel im Augsburger Land? Bei einer Kundenbefragung im Citycenter Gersthofen zeiget sich, dass der Drogeriemarkt ein Magnet ist. Foto: Marcus Merk

    In Graben investiert der Online-Riese Amazon in die Verdreifachung seines Versandlagers 150 Millionen Euro. In Untermeitingen steht im Lechpark ein ganzes Einkaufszentrum leer. Und in Gersthofen kreist die Diskussion über eine bessere Innenstadt seit einem Jahrzehnt um ein Loch, das dabei immerhin beträchtlich an Wert gewonnen hat. Drei Beispiele, ein Thema: Der Handel steckt mitten in einem tief greifenden Wandel und das hat Folgen für die Zentren von Märkten und Städten im Augsburger Land.

    Die Faktoren, die den alt eingesessenen Händlern das Leben schwer machen, sind überall ähnlich, sagt Einzelhandelsexpertin Franziska Behrenz von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Da sei einmal die Nachfolgefrage: Findet sich wer, der das Geschäft fortführen mag, bei der schon bestehenden Konkurrenz auf der grünen Wiese und der immer weiter wachsenden Wettbewerbern aus dem Internet? Behrenz: „Kaum einer geht heute noch in die Innenstadt und sucht dort, was er braucht. Jeder googelt.“ Der aus dieser Entwicklung resultierende Schwund an Geschäften mache sich in kleiner Städten schneller bemerkbar als in großen Orten wie Augsburg. Vorhanden sei dieser Trend dort aber auch.

    Gersthofen verliert trotz mehr Einwohnern an Einzelhändlern

    Für Gersthofen gibt es aktuelle Zahlen. Seit 2008 verlor die zweitgröße Stadt des Landkreises trotz eines spürbaren Bevölkerungswachstums 15 Prozent der Einzelhändler und 14 Prozent der Verkaufsfläche. Die Zahl der Leerstände hat sich von drei auf neun verdreifacht, die Wettbewerbsfähigkeit der Geschäfte sei „eher mäßig“, urteilt das Münchner Beratungsunternehmen Cima in einer Untersuchung im Auftrag der Stadt Gersthofen. Die aktuelle Corona-Krise werde den Negativ-Trend noch verschärfen.

    Anlass für diesen „Fitnesstest“ für die Innenstadt sind die schon lange gehegten Überlegungen, den Stadtkern gründlich aufzumöbeln. Zentraler Hebel soll dabei die Umgestaltung des Lochs zu einem Park mit Gastro–Betrieben sowie eine Verkehrsberuhigung in der Bahnhofstraße werden, die den künftigen Park und den zentralen Rathausplatz trennt.

    Ein Mix aus Einkaufsmöglichkeiten, Gastro, Dienstleistern, Kultur und Freizeit

    Gersthofens Stadtkern soll einen Mix aus Einkaufsmöglichkeiten, Gastro, Dienstleistern, Kultur und Freizeit bieten und so zum Verweilen einladen. Geht es dagegen weiter wie bisher, werde der Stadtkern weiter an Bedeutung verlieren, warnen die Cima-Gutachter. Sie sprechen vom „zeitnahen Risiko eines erheblichen Funktionsverlustes.“

    IHK-Expertin Behrenz drückt es direkter aus: „Es wird hart für die Innenstadt“ und das gelte nicht nur für Gersthofen. Viele Orte in Schwaben hätten ähnliche Probleme: Der Ortskern, als gute Stube der Kommune konzipiert, droht zur Problemzone zu werden. Behrenz rät deshalb zu einem aufwendigen Pflegeprogramm.

    Die Händler müssten den Einkauf in ihren Geschäften zum Erlebnis machen: Zur Buchvorstellung gibt es leckeren Wein, der Schuhladen erklärt, wie man die edlen Treter richtig pflegt. Klingt alles nach viel Aufwand und hat einen Zweck: Sich einen Stamm treuer Kunden zu schaffen, die gerne zum Einkauf kommen. Und natürlich müssen man auch im Internet vertreten sein. Einfach die Waren ins Schaufenster zu stellen, das reiche nicht mehr, sagt Behrenz.

    Gastronomisches Angebot, Parkplätze, Nahverkehr, Ruhezonen in der Innenstadt

    Genauso wie eine lose Ansammlung von Geschäften noch keine funktionierende Innenstadt ergibt. Gastronomisches Angebot, Parkplätze, Nahverkehr, Ruhezonen und eine ansprechende Gestaltung. Alles müsse Hand in Hand gehen und das sei unterm Strich eine „riesige Herausforderung.“ Zumal es nach Ansicht der IHK-Expertin damit immer noch nicht getan ist.

    Größere Städte sollten sich einen City-Manager leisten, der als Bindeglied zwischen Gastronomen. Geschäftsleuten und Verwaltung fungiert und nicht zuletzt dafür sorgt, dass die Stadtkerne mit Veranstaltungen belebt werden. Denn in Zeiten, in denen verkaufsoffene Sonntage längst keine Selbstläufer mehr sind, seien Ideen und neue Ansätze gefragt, sagt Behrenz.

    Ortskerne müssen auf neue Anbieter bauen

    Das gilt auch für den Geschäftsmix. Galten früher einmal Kaufhäuser in zentraler Lage als Kundenmagnet, müssen die Ortskerne heute auf Anbieter bauen, die sich auch in den Fachmarktzentren auf der grünen Wiese tummeln. Gut sortierte Supermärkte und Drogeriemärkte ziehen die Kundschaft noch in Scharen an, sagen die Experten. Beispiel Gersthofen: Im dortigen Einkaufszentrum City Center hatte bei einer Befragung rund die Hälfte der Besucher die dortige Drogerie zum Ziel.

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