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Auch Knospen halten Winterschlaf

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Auch Knospen halten Winterschlaf

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    Isabella Engelien Schmidt weiß genau, woran sie die verschiedenen Knospen unterscheiden kann.
    Isabella Engelien Schmidt weiß genau, woran sie die verschiedenen Knospen unterscheiden kann. Foto: Marcus Merk

    Landkreis Augsburg Wenn Isabella Engelien-Schmidt durch den Wittelsbacher Park spaziert, mag sich mancher Parkbesucher über ihren zielstrebigen Schritt zu den scheinbar trostlosen kahlen Sträuchern und Bäumen wundern.

    Angelegt werden die Knospen bereits im Spätsommer und Herbst, nur austreiben würden sie in dieser Schlafphase nicht. Erst aus der Winterruhe in der gleichnamigen Jahreszeit kann man sie erwecken, weiß Isabella Engelien-Schmidt. Das geschieht durch Hormone, Tageslicht und Temperatur – genau darin liegt auch die Gefahr. Treibt eine Knospe jetzt aus, weil es noch keine Minusgrade gab, ist der dort abgelagerte Frostschutz abgebaut. Den braucht sie aber, wandert die Temperaturanzeige doch noch in den Minusbereich. Einst galten austreibende

    Isabella Engelien-Schmidt bestimmt Sträucher und Bäume nicht nur mit Blick auf die Knospen. Der Standort und die Rinde sind ebenfalls Bestimmungsmerkmale, die ihr helfen, den Strauch oder Baum zu erkennen. Am vielfältigsten ist die Welt der Knospen selbst. Wer einen genauen Blick auf die Knospen an den kahlen Ästen wirft, sieht unterschiedlichste Formen, Farben und Anordnungen und spürt mit etwas Fingerspitzengefühl feinste Unterschiede der Oberflächenstruktur. Die Knospen der Esche sind schwarz gefärbt, die des Bergahorns sind grün, die der Silberlinde grün-gelb und die der Silberweide behaart. Auch die Knospen der Eberesche und des Apfels sind leicht behaart. „Gerade jetzt ist die Verwechslungsgefahr hoch, solange die Knospen eng an den Ästen anliegen“, erklärt Engelien-Schmidt.

    Ein Blick auf den Bestimmungsschlüssel soll Verwechslungen vermeiden. Demnach soll zunächst differenziert werden, ob die Knospen gegenüberliegend oder abwechselnd angeordnet sind. Anschließend werden bei den gegenüberliegend angeordneten Knospen Schuppenanzahl sowie Farbe, Position und sonstige Merkmale wie Form und Gestalt herangezogen, um die Knospe zu bestimmen. Bei den anderen Knospen wird zwischen zweizeilig und spiralförmig angeordneten Knospen unterschieden, deren jeweilige Größe beim Unterscheiden helfen kann. Engelien-Schmidt empfiehlt: „Nie sollte nur ein Ast betrachtet werden.“ Erst der Vergleich mehrerer Äste lasse eine Aussage darüber zu, ob die Knospen an allen Ästen gleich gestaltet sind oder sich nach Blüten-, Blatt oder End- oder Seitenknospen unterscheiden.

    Ein weiteres Bestimmungsmerkmal kann die Rinde sein. Sie besteht aus mehreren Schichten. Mit dem bloßen Auge erkennt man zunächst die Borke, die vor Regen, Kälte, Pilzen und Verdunstung schützt. Die Borke schützt die darunterliegende Bastschicht, in der Nährstoffe und Flüssigkeit transportiert werden. Bei großen Temperaturschwankungen spalten sich etwa beim Bergahorn nur Borkenplatten ab, um die wichtige Bastschicht dennoch zu schützen. Darunter liegt die Wachstumsschicht, die durch das Aufspringen der Knospen im Frühjahr zum Wachstum ermuntert wird. Und noch ein Detail macht die enge Verbindung der Äste mit ihren Knospen und der Rinde deutlich: die Lentizellen. Auf dünnen Ästen werden damit punktartige Öffnungen bezeichnet, die der Atmung dienen. Auf dem Stamm findet man sie in Form von Korkwarzen, wenn die Borke erst fest geworden ist.

    Nur mit Blick auf die Knospen eine familiäre Verbindung unterschiedlicher Pflanzen zu erkennen, ist schwierig. So sind die Knospen des Bergahorns grün gefärbt und die des Spitzahorns purpur. Die Robinie hält ihre Knospen komplett versteckt. Auch gibt es in der faszinierenden Knospenwelt Kombi-Varianten, bei denen Blüten- und Blätterknospe zusammen veranlagt sind, etwa beim Bergahorn. Der Apfel hingegen ist ein Beispiel zweier verschiedener Knospen-Varianten: Die Blütenknospen sind rund, die Blattknospen eher länglich. So wird klar: Nur wer mit Argusaugen seinen Blick auf die feinen Details der Pflanzenwelt richtet, wird die faszinierende Vielfalt erkennen, die Isabella Engelien-Schmidt schon seit Jahrzehnten fesselt.

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