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Aretsried: Einsatz bei Müller-Milch zwischen Himmel und Erde

Aretsried

Einsatz bei Müller-Milch zwischen Himmel und Erde

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    Der 500-Tonnen-Riesenkran hievte für Müller-Milch in Aretsried lautlos und im Zeitlupentempo zwei 20 Meter hohe Tanks mit je 20 Tonnen Gewicht punktgenau auf ihre Plätze.
    Der 500-Tonnen-Riesenkran hievte für Müller-Milch in Aretsried lautlos und im Zeitlupentempo zwei 20 Meter hohe Tanks mit je 20 Tonnen Gewicht punktgenau auf ihre Plätze. Foto: Siegfried P. Rupprecht

    So mancher Passant blieb stehen und traute seien Augen kaum. Lautlos und wie von Geisterhand gesteuert schwebte in 20 Meter Höhe ein 25 Tonnen schwerer Tank in Aretsried durch die Luft. Die Befestigung am Kranausleger war kaum zu sehen. Angehoben und bewegt wurde das silberglänzende Unikum von einem 500-Tonnen-Kran.

    Der spektakuläre Einsatz erforderte die komplette Sperrung der Weiherstraße zwischen Arnold- und Hirtenstraße. Dort war der sechsachsige Krangigant platziert, um die beiden Tanks auf eine Müller-Milch-Fläche zwischen Weiher- und Zollerstraße zu hieven. Ein Gerät, das es nur ein paar Dutzend Mal in Deutschland gibt. Sieben Stunden dauerte es, bis der Kran aufgebaut war.

    Seit 24 Jahren bei der Spezialfirma Schmidbauer beschäftigt

    Allein das Leergewicht des Krans, einem Demag AC 500, kommt auf rund 90 Tonnen. Wenn der Kranriese mit seinen Gegengewichten bestückt ist, addieren sich nochmals circa 160 Tonnen dazu. Und das alles ohne Ladung. Damit sei der Kran perfekt ausgestattet für Einsätze in den verschiedensten Bereichen, von Industriemontagen bis hin zum Brückenbau oder wie hier zur Aufstellung von Tanks, erklärte Kranführer Stephan Pirner. Er ist seit 24 Jahren bei der Spezialfirma Schmidbauer in Gräfelfing beschäftigt, davon 19 Jahre als Kranführer tätig.

    Die technischen Daten eines Demag AC 500

    Maximale Tragfähigkeit/Ausladung: 500 Tonnen bei drei Metern. Hauptausleger: 14,7 bis 56 Meter. Hauptauslegerverlängerung: sechs bis 30 Meter. Maximale Auslegerlänge: 51,8 plus 90 plus 4 = 145,8 Meter. Starrer Hilfsausleger: 8,4 bis 62,4 Meter. Wippbarer Hilfsausleger: 24 bis 90 Meter.

    Transportlänge: 19,3 Meter. Länge Unterwagen: 17,15 Meter. Wenderadius: 15,8 Meter. Unterwagenmotor: Daimler Chrysler (448 kW bzw. 610 PS). Oberwagenmotor: Daimler Chrysler (205 kW bzw. 279 PS).

    Höchstgeschwindigkeit: 64 Stundenkilometer. Antrieb/Lenkung: 16 x 8 x 14. Bereifung: 14.00. Maximale Steigfähigkeit: 36 Prozent. Maximales Gegengewicht: 160/180 Tonnen.

    Kosten: Von der Firma Demag lag bei Redaktionsschluss keine Auskunft vor. Bei unserer Recherche fanden wir bei einem Händler einen vergleichbaren Kran, Baujahr 2000, mit 67.000 Kilometern und rund 13.000 Betriebsstunden für knapp 1,3 Millionen Euro.

    Für solche Einsatzbereiche sei ein besonderer Mobilkran unerlässlich, ergänzte der 46-Jährige. „Ein präziser Hub verlangt eine spezifische Technik, die passgenau dimensioniert ist.“

    Bedienung mit zwei Joysticks

    Den riesigen Ausleger könne er bis maximal 146 Meter ausfahren, und das bei einem Lastengewicht bis zu 500 Tonnen, so Pirner weiter. Die Tanks bugsierte er in einem Cockpit mit zwei Joysticks auf Knopfdruck. An der Frontseite der Kabine erstreckte sich ein Computersystem mit übersichtlicher Anzeige aller wichtigen Informationen über die Krangeometrie.

    Kranführer sei für ihn ein Traumberuf, gesteht Pirner. Man komme sich vor wie ein glückliches Kind, nur eben mit einem Riesenspielzeug. Doch mit Spielen habe seine Arbeit nichts zu tun, relativierte er sofort. „Konzentration, Verantwortung, Fingerspitzengefühl, Raumempfinden und technisches Know-how sind unabdingbar“, berichtete er. Zudem müsse man Teamplayer sein.

    Als Führer eines 500-Tonnen-Krans brauche man jedoch eine verständnisvolle Familie, betont Stephan Pirner. Immerhin sei er oft drei bis vier Wochen an einem Stück unterwegs – und das in ganz Europa.

    Ein derartiger spektakulärer Einsatz ist nicht alltäglich

    Im Gegensatz zu Stephan Pirner ist für Projektleiter Thomas Schmid von Müller-Milch ein derartiger spektakulärer Einsatz nicht alltäglich. „Das kommt bei uns nicht oft vor“, sagt er. Die zwei neuen Tanks hätten allerdings nichts mit dem geplanten Hochregallager zu tun, machte er aufmerksam, vielmehr mit einer Innovation innerhalb der Molkerei. „Die Tanks werden für das neue Konzept der Quark- und Dessertproduktion benötigt.“ Dafür investiere das Unternehmen insgesamt einen einstelligen Millionenbetrag.

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