Ferien im Wohnmobil werden immer beliebter. Und wer in einem solchen Mobilheim unterwegs war, der hat möglicherweise an einem Tisch aus Zusamzell gegessen. Denn die Firma Holzbearbeitung Kraus GmbH hat sich seit Jahrzehnten auf die Herstellung von Möbelteilen für Caravans spezialisiert und fertigt für zwei große Anbieter von
Zwar boomt die Wohnmobilbranche in Corona-Zeiten, doch gleichzeitig haben die Nachfrage nach Holz und dadurch auch der Preis gewaltig angezogen. "Wir bezahlen für Massivholz deutlich mehr als noch vor einem Jahr", sagt Karl Fritz Kraus. Noch stärker fällt für seine Firma der Preisanstieg für Sperrholz ins Gewicht: "Hier ist die Verfügbarkeit begrenzt". Das gelte ebenso für Kunststoffe und Harze, die derzeit nicht ohne weiteres lieferbar seien. Leim und Harze hätten sich zum Teil um 50 Prozent verteuert.
Gestiegener Holzpreis trifft auch die Kunden
Der Mehrpreis werde zumindest teilweise an die Kunden weitergegeben, für deren Wohnmobile und Caravans die Campingfans wiederum mehr bezahlen müssten. Aber auch den Betrieb selbst trifft die Preisentwicklung: Die seit Langem geplante und dringend erforderliche Überdachung zwischen zwei Hallen verteuert sich erheblich, sagt der Firmenchef.
Wie Wohnmobilkomponenten in dem Werk beidseits der St.-Nikolaus-Straße in Zusamzell entstehen, erläuterte Karl Fritz Kraus den Mitgliedern des Gewerbe-Verbandes Altenmünster und Bürgermeister Florian Mair bei einem Rundgang durch die zehn Hallen – vom Holzlager über den Plattenzuschnitt, die Laminatpresse und die Lackiererei bis hin zu den CNC-Fräsen. Dabei lüftet er auch das Geheimnis stabiler und zugleich extrem leichter Möbelteile: In einen Rahmen aus maßgenau zugeschnittenen Leisten wird eine Styroporplatte oder ein Wabengitter aus Pappe eingepasst, bevor die so entstandene Platte beidseitig dicht mit Laminat bedeckt wird. Anschließend werden die Kanten geschliffen und lackiert.
130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Firma Kraus in Zusamzell
Das Unternehmen mit einer überdachten Fläche von knapp 14.000 Quadratmetern und 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich aus einem Ein-Mann-Betrieb entwickelt, den der Schreinermeister Karl Kraus senior, der Vater des heutigen Firmenchefs, 1954 gründete. Die erste Werkstatt richtete er im ehemaligen Kuhstall seiner Eltern ein. Schon ab 1967 produzierte er Möbelteile für Caravans, bis der Hauptkunde um das Jahr 1970 in Konkurs ging. "Es hätte nicht viel gefehlt, und es hätte die Firma nicht mehr gegeben", berichtet Karl Fritz Kraus.
Sein Vater fand jedoch neue Kunden, sodass das Unternehmen überlebte. 1978 kam der Junior von der Ausbildung in Rosenheim in den väterlichen Betrieb, der neben Caravan-Ausstattungen Möbel und Bank-Einrichtungen fertigte. Auch eine weitere Krise Mitte der Neunzigerjahre stand die Kraus Holzbearbeitung GmbH durch und feierte 2004 ihr fünfzigjähriges Bestehen, das der Firmengründer gerade noch erlebte.
Die Führung durch den traditionsreichen Betrieb war die letzte große Veranstaltung in der Amtszeit von Karl Fritz Kraus als Vorsitzendem des Gewerbe-Verbandes Altenmünster. Kraus stand dem Verband seit dessen Gründung im Jahr 2000 vor und will bei den Neuwahlen im kommenden Jahr nicht mehr für den Vorsitz kandidieren, sondern einem jüngeren Nachfolger Platz machen.