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Altenmünster: Warum Menschen aus ganz Europa im Wohnmobilpark Station machen

Altenmünster

Warum Menschen aus ganz Europa im Wohnmobilpark Station machen

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    Sabine Welscher betreibt mit ihrem Mann den Wohnmobilpark Altenmünster.
    Sabine Welscher betreibt mit ihrem Mann den Wohnmobilpark Altenmünster. Foto: Marcus Merk

    Ulrich Schnoors Heim hat vier Räder und steht im Wohnmobilpark Altenmünster. Der Unternehmensberater kommt aus Neumünster in Schleswig-Holstein und arbeitet für Medizinkunden in Augsburg. „Erst habe ich mir überlegt, hier eine Wohnung zu mieten“, erzählt er. Doch dann hat er sich für das Reisemobil entschieden. Seit Jahrzehnten sei er beruflich auf der ganzen Welt unterwegs, jetzt habe er Sehnsucht nach etwas eigenem gehabt. „Hotelzimmer kann ich nicht mehr sehen“, sagt er. „Ich kann bestimmt 500 Hotels am Geruch erkennen.“ Seit vier Monaten steht nun sein mobiles Zuhause in

    Vor drei Jahren haben Harald und Sabine Welscher hier den Wohnmobilpark eröffnet, mit Platz für 41 Fahrzeuge. Für jedes gibt es einen Stromanschluss, dazu eine zentrale Entsorgung für Müll und Abwasser, W-Lan-Empfang und ein zentrales Gebäude mit Waschmaschine, Trockner, Duschen, Toiletten und Waschbecken. „Eigentlich hat ja jeder Wohnmobilist ein kleines Bad dabei“, erzählt

    Auch die Welschers waren früher begeisterte Wohnmobilisten. Jetzt, mit dem eigenen Park, ist dafür keine Zeit mehr. „Wir haben den Platz so gestaltet, wie wir ihn gerne hätten“, sagt Harald Welscher. Dafür hat er viel selbst gebaut, zum Beispiel den Stromzähler, bei dem man den Verbrauch am Computer ablesen kann, oder den Münzautomat fürs Frischwasser.

    Mit einem Campingplatz darf man den Wohnmobilpark nicht verwechseln, betont seine Frau. Wohnwagen und Zelte sind hier nicht erlaubt, nur Reisemobile. Die bleiben in der Regel ein bis fünf Nächte. Und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Es gibt Gäste, die beruflich da sind, so wie Ulrich Schnoor. Oder der Schreinermeister, der von hier aus auf die Baustellen fährt. Oder der Schweizer, der mit Reitsportzubehör handelt. Und dann sind da natürlich die Urlauber. Holländer und Belgier machen auf dem Weg in den Süden Zwischenstation in Altenmünster. Auch Franzosen, Österreicher, Schweizer und Norweger waren schon zu Gast. Und sogar Familien aus Amerika und Hongkong, die für ihre Europatour ein Wohnmobil gemietet haben. Deutsche Auswanderer, die in Südspanien leben, parken für ein paar Tage hier, um ihre Verwandtschaft zu besuchen, und auf der Wiese rund um den Grillplatz lassen sich gerne Clubs nieder. Es kommen aber auch Gäste aus Augsburg oder Ulm, die einfach für ein paar Tage Ruhe und Entspannung wollen, erzählt Sabine Welscher. Was sie hier machen? Wandern, radfahren – „oder einfach nur chillen“. Liegestühle und Sonnenschirme stehen schon bereit.

    Das Gelände ist eingezäunt und videoüberwacht. „Die Gäste fühlen sich dann sicher und können ihre Sachen einfach stehen lassen, wenn sie unterwegs sind“, sagt die Inhaberin. Wenn neue Gäste eintreffen und am Tor läuten, ist sie schnell zur Stelle, denn die Welschers wohnen im Ort. Und eigentlich ist die Chefin sowieso fast immer hier: zum Putzen, Rasenmähen, Abrechnen, auf einen Ratsch mit den Gästen. Ein eigener Urlaub ist während der Saison nicht drin. Der Platz ist von April bis Oktober geöffnet.

    Zwei Drittel der Kunden sind Stammgäste oder Wiederkehrer. Ulrich Schnoor hat hier eine zweite Heimat gefunden. Er zeigt sein Wohnmobil: das Bett, ein kleines Bad mit Dusche, eine Küchenzeile. Den Tisch nutzt er zum Essen und zum Arbeiten. Zu Terminen und an freien Tagen ist der Unternehmensberater mit dem Smart unterwegs. Morgens holt er sich zwei Brezen vom nahen Bäcker – und hat auch schon gelernt, dass die hier nicht Brezeln heißen, erzählt er schmunzelnd. Beim Spaziergehen oder auf dem Platz treffe er immer Menschen zum „Schnacken“ – da kommt das Nordlicht dann doch wieder durch. Ferdinand, der Hund der Welschers, begrüßt ihn stets fröhlich und darf sogar ins Wohnmobil hinein. „Er ist ein tiefenentspannter Wachhund“, sagt Schnoor, lächelt und krault dem Terrier das braune Fell.

    Ferdinand mag die Gesellschaft. Der Großteil der Gäste habe einen Hund dabei, erzählt sein Frauchen. Tiere seien bei vielen der Grund, warum sie Wohnmobilisten geworden sind. Viele seien früher mit der Familie und dem Wohnwagen beim Campen gewesen. Wenn die Kinder dann groß sind, schaffen sie sich ein Reisemobil an. Das sei flexibler und komfortabler. Und liegt im Trend. Die Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen erreichten in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 einen Rekordwert. Der Caravaning Industrie-Verband schätzt, dass es hierzulande 460000 Reisemobile gibt. Vor 30 Jahren waren es noch nicht einmal halb so viele.

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