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Agrarpolitik: Die Milchquote ist weg - und was bleibt?

Agrarpolitik

Die Milchquote ist weg - und was bleibt?

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    Die Quote ist gefallen, und bei einigen Milchbauern regt sich jetzt die Angst. Dazu gehört Brigitte Mayr aus Langerringen, die auf ihrem Hof 25 Milchkühe hält. „Die kleinen Betriebe sind damit zum Aufhören verdammt.“ Für große Betriebe sei es einfacher, soviel zu produzieren, dass auch etwas abfällt. Bei den bestehenden Fixkosten und den niedrigen Milchpreisen könnten die Kleinen nicht mehr mithalten.

    Im Landkreis Augsburg gab es 2013 etwa 740 Milchkuhhalter, von denen jeder im Durchschnitt 32 Kühe besitzt. Der Wegfall der Quote allerdings wird für sie kaum bemerkbar sein, meint der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes Günther Felßner. Er befasste sich am Freitag als Hauptredner beim Bauernabend in Biburg ausführlich mit der Quote. Das Ziel nämlich, eine Preissteuerung und -stabilität zu erreichen, habe die Quotenregelung im besten Fall bis Anfang der neunziger Jahre erreicht. Auch die Absicht, einen deutlichen Strukturwandel in der Milchwirtschaft zu verhindern, konnte die Quote nicht erfüllen. Trotz ihrer Einführung haben bis heute etwa 80 Prozent der deutschen Milchviehhalter aufgegeben. Felßners Fazit: „Die Quote hat keinen Sinn mehr, und das schon seit 15 Jahren.“

    Ähnlich sieht das auch Josef Sailer aus Westendorf. „Ich weine der Quote keine Träne nach, ich habe damit immer nur Kosten gehabt.“ Denn Preisschwankungen hat es trotzdem immer gegeben. Ein Milchpreis von 30 Cent ist auch während der Quote schon einmal vorgekommen. Zu einem großen Teil trägt der Handel Schuld an den niedrigen Milchpreisen, glaubt Sailer: „Die nutzen aus, dass zu viel Milch da ist, das zumindest behaupten sie“. Auch wenn der derzeitige Milchpreis nicht zufriedenstellend ist, glaubt der Bauer mit seinen 70 Milchkühen auf lange Sicht gut leben zu können. „Mit meinem jetzigen Bestand läuft es gut so, das reicht mir.“

    Auch Hubert Fischer glaubt, dass der Markt schuld ist an den niedrigen Milchpreisen. „Die Molkereien drücken die Preise, obwohl nicht zu viel Milch da ist.“ Nach dem Wegfall der Quote sieht der Milchbauer aus Diedorf kein baldiges Ende für diesen Sinkflug voraus. Im Moment müsse er auf die eigenen Ersparnisse zurückgreifen, um seinen Betrieb mit 65 Kühen zu erhalten. Bei gleichbleibenden Kosten sei sein monatliches Einkommen im Vergleich zum Vorjahr um 4000 Euro geschrumpft. „Das ist zäh, und belastet die gesamte Familie.“

    Die Konkurrenz fordert einen Mindest-Milchpreis

    Die sinkenden Milchpreise sind auch für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM ein rotes Tuch. Mit einem „Tag der Milch“ hat der BDM am 1. Juni mit Mahnfeuern versucht, auf die Situation der Bauern aufmerksam zu machen. Der BDM, die Konkurrenzorganisation zum Bauernverband, möchte einen festen Milchpreis von 40 Cent etablieren.

    Günther Felßner vom Bauernverband sieht bei dem niedrigen Milchpreis vor allem die Molkereien in der Verantwortung. Obwohl eine hohe Nachfrage besteht und die Lager leer sind, seien die Preise auf den Tiefststand von 2009 gesunken. Bei den steigenden Produktionskosten könnten viele Bauern ihre Milch kaum noch kostendeckend verkaufen.

    Ein klares Konzept hat Felßner noch nicht, man müsse den niedrigen Preis jetzt eine Zeit lang aushalten. Auf lange Sicht aber setzt er auf Möglichkeiten, um die Milch länger lagern zu können. Damit wären die Milchbauern ihren Lieferanten nicht mehr so stark ausgeliefert, und könnten auf bessere Preise warten.

    In der anschließenden Diskussion mahnte ein Teilnehmer an, dass die Quote und ihre Folgen ein deutlicher Beweis dafür seien, dass sich die Politik aus der Wirtschaft raushalten soll. Der Kreisobmann des Bauernverbandes, Gerhard Ringler, kann dem nicht zustimmen. Zahlreiche Regelungen und Subventionen des Staates würden die Landwirtschaft und die Bauern unterstützen und deren Arbeit effektiver machen.

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