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Agawang: Radlserie: Auf den Spuren des Freiherrn von Zech

Agawang

Radlserie: Auf den Spuren des Freiherrn von Zech

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    Ein großer Teil der Freiherr von Zech-Radtour durch den Naturpark Westliche Wälder verläuft auf der ehemaligen Weldenbahn-Trasse.
    Ein großer Teil der Freiherr von Zech-Radtour durch den Naturpark Westliche Wälder verläuft auf der ehemaligen Weldenbahn-Trasse. Foto: Marcus Merk

    „He! Wir sind hier nicht bei der Tour de France!“, frozzelt Martin Geh, als Edgar Brandl wieder mal das Tempo anzieht. „Dafür liebt er mich“, grinst Edgar Brandl gemein, als sein Freund später mühevoll einen Berg hinauf strampelt. Die beiden leidenschaftlichen Mountainbiker aus Agawang erinnern manchmal ein Wenig an Waldorf & Statler, die bei der Muppet-Show auf dem Balkon sitzen. Doch richtig böse sind sie einander nie. Im Gegenteil: Mehrmals in der Woche fahren sie nach Feierabend zusammen aus. „Biken?“ steht dann in einer kurzen Whats-App-Nachricht. „Wenn wir zusammen fahren, reden wir manchmal eine Stunde lang gar nichts miteinander“, sagt Brandl. Man mag es kaum für möglich halten.

    Durch mehrere Täler

    Ihre Lieblingstour führt durch den Naturpark Westliche Wälder. Dabei haben sie die Freiherr von Zech-Radtour an ihre Bedürfnisse angepasst. „Bei dieser Tour kommt man durch die schönsten Flecken des Naturparks und durchfährt die drei Bereiche Holzwinkel, Stauden und Reischenau. Außerdem die Täler von Schmutter, Zusam, Laugna, Roth und Schwarzach“, so das Duo. Und da die beiden auch keine Kostverächter sind, haben sie das Bahnhöfle in Horgau als Startpunkt ausgewählt. „So hat man für das Tourende immer ein lohnendes Ziel“, freuen sie sich schon auf die Ankunft.

    Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten warten am Wegesrand. Hier der Biergarten des Parkhotel Schmis  in Adelsried.
    Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten warten am Wegesrand. Hier der Biergarten des Parkhotel Schmis in Adelsried. Foto: Marcus Merk

    Doch zunächst heißt es warten, bis das Unwetter vorüber gezogen ist. Dessen Folgen werden uns später noch in Deubach und Gessertshausen vor Augen geführt. „In 20 Minuten ist alles vorbei“, stellte Edgar Brandl mit Blick auf seine Regenradar-App fest. In der Tat: Auf der ehemaligen Weldenbahn-Trasse kann sich das Trio in Richtung Adelsried in Bewegung setzen. Zunächst geht es dabei unter der Ortsverbindungsstraße hindurch, später dann unter der Autobahn A8, auf der sich mal wieder ein Stau abzeichnet, und der neuen Umgehungsstraße. „In Adelsried gibt es Skulpturen verschiedener Künstler, die im Rahmen des Kultursommers im Holzwinkel installiert wurden“, entpuppt sich Brandl als Kunstfreund. Die beiden anderen lockt eher der direkt am Radweg gelegene Biergarten des Parkhotel Schmid. Doch dazu ist es noch etwas zu früh.

    In Adelsried drückt man am besten die Fußgängerampel, bevor man die Augsburger Straße überquert. Auf der anderen Straßenseite geht es am Alten Bahnhof, neben dem noch ein Stück der Original-Gleise im hohen Gras liegt, vorbei parallel zur Laugna auf der Trasse bis Ehgatten weiter.

    Dieses Bild dürfte man eigentlich nicht sehen.  Die Radler ignorieren die Sperrung bei Kruichen.
    Dieses Bild dürfte man eigentlich nicht sehen. Die Radler ignorieren die Sperrung bei Kruichen. Foto: Marcus Merk

    (Achtung! Diese Zeilen dürfen Sie jetzt nicht lesen! Die Straße ist derzeit zwar ab Kruichen gesperrt, doch mit dem Fahrrad kann man die Umleitung umgehen. Man muss halt manchmal kurz schieben.)

    Handy abschalten und abschalten

    Kurz bevor man wieder auf die neue Umgehungsstraße stößt, wechselt man die Talseite und fährt am Waldrand entlang vorbei an der Ludwig-Ganghofer-Hütte nach Welden. Dort geht es dann auf der Schwarzbrunnenstraße bis zu einem kleinen Brücklein über die Laugna, vorbei am Abenteuerspielplatz, über den Wiesenweg und die Gartenstraße den Radweg bis zur Bahnhofstraße, die wir überqueren. Über den Frickenlohweg fährt man zurück auf der Weldenbahn-Trasse bis zum Streitheimer Holzplatz. Hier biegt man rechts in einen herrlichen Waldweg ein, der parallel unterhalb des Jägersteigs bis nach Streitheim führt. „Auf dem Fahrrad in der freien Natur und ohne Handy kann man abschalten und den Kopf frei bekommen“, sagt Edgar Brandl beim Anblick der fast urwaldlichen Landschaft. „Was bewegt sich denn da?“, wundert sich Martin Geh. Bei näheren Hinsehen entpuppen sich die hüpfenden Kieselsteine als winzig kleine Fröschlein, die aus den Biotopen über den Kiesweg hinweg in den Wald unterwegs sind.

    Auf diese Abfahrt kann man sich freuen. Edgar Brandl und Martin Geh (von rechts) vor dem „Downhill“ am oberen Ortsende von Streitheim.
    Auf diese Abfahrt kann man sich freuen. Edgar Brandl und Martin Geh (von rechts) vor dem „Downhill“ am oberen Ortsende von Streitheim. Foto: Marcus Merk

    Die beiden Anstiege vor und unmittelbar nach der Unterquerung der Autobahnbrücke in Richtung Streitheim sind ziemlich heftig. Dafür entschädigt die rasante Abfahrt den Streitheimer Berg hinunter mitten durch den Ort. Geradeaus geht es in die Weilerhofstraße, vorbei am Planetarium und an friedlich grasenden schneeweißen Rindern auf saftigen Wiesen nach Horgau. Dabei macht man auch einen kurzen Abstecher nach rechts Richtung Auerbach, überquert die Ulmer Straße. Weiträumig geht es dann in einer Links-rechts-links-Kombination um Horgau herum. Beim Überqueren der Roth besteht Gelegenheit zum Kneippen.

    Agawang ist der Mittelpunkt

    Wir fahren bis zur A5, die wir überqueren und rechts abbiegen. Jetzt verläuft die Tour auf dem Radweg bis nach Agawang. „Übrigens, Agawang liegt so ziemlich mittig im Naturpark Westliche Wälder“, klärt Edgar Brandl den radelnden Reporter auf. Er muss es wissen, denn es ist der Heimatort des 53-Jährigen, der bei der Polizei für Kommunikation und EDV zuständig ist. Auch Martin Geh wohnt hier. Der 48-Jährige Kellermeister hat sein Handwerk bei der renommierten Augsburg Weinkellerei Bayerl gelernt und viele Jahre dort gearbeitet. Inzwischen hat er sich mit seiner eigenen Firma „Magevin“ mit Sitz in Ursberg selbstständig gemacht.

    Trotzdem findet er immer wieder Zeit zum Radfahren. „Manchmal schwindelt der Eddi bei den Kilometerangaben“, lästert Geh, „aber ohne ihn würde ich an viele Orte gar nicht hinkommen.“ Den Verbindungsfeldweg von Agawang nach Deubach kennt Martin Geh sehr wohl. Allerdings nicht wegen dem schönen Ausblick in die Reischenau. Er wird von den beiden ortskundigen Mountainbikern auch als „Promilleweg“ bezeichnet.

    Männer allein im Wald. Ein gewaltiger Aufstieg ist nach dem Besuch des Klosters Oberschönenfeld zu meistern.
    Männer allein im Wald. Ein gewaltiger Aufstieg ist nach dem Besuch des Klosters Oberschönenfeld zu meistern. Foto: Oliver Reiser

    In Deubach, der Wurzel für die Freiherr von Zech-Tour, stand nicht nur das ehemalige Schloss der Familie Zech, sondern waren früher auch die Zech-Stuben eine beliebte Adresse. Nun steht das imposante Gebäude seit Jahren leer. „Ein Jammer“, findet nicht nur Edgar Brandl, der in Deubach aufgewachsen ist und dessen Mutter in diesem Traditionslokal bedient hat. Heute herrscht Hektik im Ort. Die Feuerwehr und zahlreiche Anwohner sind damit beschäftigt, vom Unwetter von den Feldern in die Hauptstraße gespültes Wasser und Erdreich aus den Kellern zu beseitigen.

    Abstecher nach Oberschönenfeld

    Über die Schmutter geht es durch Gessertshausen und über die B300 am Schwarzachstrand entlang. Hier lockt ein Abstecher zum Kloster Oberschönefeld mit seinem idyllischen Biergarten. Die drei Radler aber nehmen erst einmal die knackige Auffahrt bis zur Mariensäule in Angriff. Dort geht es nach recht, um am „Stauden-Stachus“, einer Kreuzung von vier Wegen, scharf links die erste Ausfahrt zu nehmen. Auf dem Höhenweg geht es nun flott ins Anhauser Tal hinunter.

    Eine eiskalte Erfrischung gibt es an der Antoniusquelle bei Biburg.
    Eine eiskalte Erfrischung gibt es an der Antoniusquelle bei Biburg. Foto: Oliver.reiser@arcor.de

    Unmittelbar vor der Boccia-Hütte und dem Sportplatz des SSV Anhausen biegt man scharf nach rechts ab. In einem weiten Bogen nach links erreicht man Anhausen. Immer den Anhauser Bach in Sichtweite. Die nächste Station ist Diedorf und das Biodiversitätsprojekt „Schmuttertal“. Erneut muss man eine Fußgängerampel in Anspruch nehmen, um beim Gasthof Adler die stark frequentierte Hauptstraße zu überqueren und in leichtem aber stetigem Anstieg Richtung Biburg zu fahren. Dort biegt man nach links auf die Ulmer Straße ein, die man aber nach wenigen hundert Metern nach rechts schon wieder verlässt. Auf der Buchenbergstraße geht es nun wieder in den Wald hinein. An der Antoniusquelle wartet eine Erfrischung: Eiskaltes Quellwasser,. Ein Schild besagt zwar „Kein Trinkwasser“, doch das Radler-Trio gönnt sich dennoch einen kräftigen Schluck, der ihnen nicht geschadet hat. „Wir stillen hier immer unseren Durst“, sagt Edgar Brandl.

    An der alten Römerstraße

    Den Buchenberg hoch – mit einem Aussichtspunkt in einer scharfen Kurve – führt der Weg nach Aystetten. Die Abfahrt an prächtigen Villen vorbei hinunter in den Ort macht richtig Spaß. Unten angekommen erfolgt eine Kehrtwendung zurück auf den Weldenbahn-Radweg. Der führt jetzt fast kerzengerade zum Startpunkt zurück. „Bei den sieben Wegen“ verlassen wir jedoch die Trasse, um uns noch die Überreste der Dammstraße „Via Julia“ anzusehen. Diese alte Römerstraße führte einst von Günzburg nach Salzburg. Unser Weg führt nach einer letzten Rechtskurve in den Biergarten des Bahnhöfle in Horgau. Übrigens: Kein einziger Regentropfen hat die Radler erwischt.

    Krönender Abschluss. Im neu eröffneten Biergarten des Bahnhöfle in Horgau gönnen sich die Radler ein Kaltgetränk. Inhaberin Katharina Urban bringt die Speisekarte.
    Krönender Abschluss. Im neu eröffneten Biergarten des Bahnhöfle in Horgau gönnen sich die Radler ein Kaltgetränk. Inhaberin Katharina Urban bringt die Speisekarte. Foto: Oliver Reiser

    Fazit

    Eine sowohl von der Streckenbeschaffenheit als auch der Kilometerzahl her sehr anspruchsvolle Mountainbike-Tour, die man auch mit dem E-Bike und Tourenrad fahren kann. Für Rennräder ist das Terrain nicht geeignet ist. Im speziellen Fall waren die Bedingungen durch die vom Unwetter verursachten Bodenverhältnisse sogar noch weiter erschwert. Die herrliche Landschaft und die vielen markanten Punkte lassen die Zeit jedoch wie im Flug vergehen. Rasante Abfahrten entschädigen für kräftezehrende Aufstiege.

    Fakten

    • Streckenlänge: ca. 54 Kilometer. Höhenmeter: 383. Zeitbedarf: ca. 3,5 - 4 Stunden
    • Besonderheiten am Wegesrand: Skulpturen und Alter Bahnhof in Adelsried, Ganghoferhütte und Theklakirche in Welden, Kneippanlage an der Roth in Horgau, Klosterkirche, Heimatmuseeum und Staudenhaus in Oberschönenfeld, Bürgerpark Diedorf, Antoniusquelle und Köhlerhütte, Trichtergruben und Erzschürfstellen in Biburg, Damm der Römerstraße Via Julia bei Aystetten.
    • Einkehrmöglichkeiten: Parkhotel Schmid Adelsried, Walderholungsheim Kruichen (nur am Wochenende), Gasthof Hirsch und Bahnhofswirtschaft in Welden, Hotel Schwarzer Reiter, Sab’s Cafe, Sportgaststätte in Horgau, Hubertusklaus Deubach, Klosterstüble Oberschönenfeld, Waldgaststätte Anhauser Tal, Gasthof Traube, Gasthof Wilhelmshöhe in Anhausen, Gasthof Adler in Diedorf, Gasthof zum Hirsch Biburg, Grüner Hirsch Aystetten, Bahnhöfle Horgau.

    Wenn auch Sie uns Ihre Lieblingstour verraten möchten, schreiben Sie uns eine E-Mail an: sportredaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de.

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