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Gerechter oder einfach nur teuer? Der Verkehrsverbund AVV erhöht ab 11. Juni die Preise. Diese steigen – prozentual gesehen – sehr unterschiedlich an.

AVV
01.06.2017

Leere Busse wegen höherer Preise?

Von Christoph Frey

Kleinste Kreistagsfraktion kritisiert Erhöhung ab 11. Juni. Der Landrat hält dagegen

Massive Kritik an den bevorstehenden Preiserhöhungen im AVV kommt jetzt auch aus der Landkreispolitik. Die kleinste Fraktion im Kreistag, FDP/ÖDP, hatte die geplanten Erhöhungen schon vor Wochen bemängelt. Nun knöpft sie sich die Informationspolitik des Verkehrsverbundes vor, dessen Aufsichtsratsvorsitzender der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) ist. Dieser wiederum verteidigt die Erhöhung, die ab 11. Juni greift.

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Der Vorwurf von FDP/ÖDP: „Mit dem Herunterrechnen auf eine durchschnittliche Erhöhung von 3,25 Prozent hat der AVV das wahre Ausmaß der Tariferhöhung zu verschleiern versucht.“ Diese bedeutet in einzelnen Bereichen eine Erhöhung bis zu neun Prozent (wir berichteten). Davor hatte die Fraktion in einem Schreiben an den Landrat bereits im April gewarnt. „Es ist völlig inakzeptabel, dass der Speckgürtel um Augsburg und insbesondere die Zone 30 und 40 gemolken wird und die Preise derart ungleich angehoben werden“, so die ÖDP-Kreisrätin Gabi Olbrich-Krakowitzer. Ein Vorgriff auf die Tarifreform, mit der es im kommenden Jahr vollkommen andere Strukturen und Preisgefüge geben wird, sei hier nicht gerechtfertigt. Die im Zuge der Tarifreform beabsichtigte Anhebung der Fahrpreise in den Zonen 30 und 40 wäre mit einem Mehrwert verbunden, weil zum einen die Sektoren wegfallen sollen und zum anderen mehr Zonen befahren werden können. Der jetzigen massiven Preiserhöhung stehe jedoch keinerlei Mehrwert gegenüber.

Die Preiserhöhung hält die FDP/ÖDP-Fraktion für brandgefährlich. „Wir sind uns sicher, dass damit insbesondere Fahrgäste aus dem Umland vergrault werden, die schon jetzt längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Wenn jetzt noch eine überdurchschnittliche Preiserhöhung kommt, wird eher der Umstieg aufs Auto gefördert“, so der Fraktionsvorsitzende Manfred Buhl.

Die Fraktion fordere zudem schon seit fast einem Jahr genaue Zahlen der Abos zu erhalten, um auch für die Diskussion über die Tarifreform die Anzahl der Gewinner und Verlierer ermitteln zu können. Der AVV wolle diese Zahlen aber nicht herausrücken. Olbrich-Krakowitzer: „Ob die Tarifreform tatsächlich zum 1.1.2018 kommen wird, ist in unseren Augen noch nicht sicher.“ Es gebe nicht nur bei der FDP/ÖDP-Fraktion noch Beratungs- und Informationsbedarf.

Landrat Martin Sailer, der im Kreistag mit den Fraktionen von CSU und SPD eine satte Mehrheit im Rücken hat, hält am Ziel fest, die Tarifreform vor der Sommerpause zu verabschieden. Es werde alles dafür getan, sie zeitnah umzusetzen. Das sagte er gestern gegenüber unserer Zeitung. Allerdings müssten alle drei beteiligten Landkreise sowie die Stadt Augsburg zustimmen. Für die Umsetzung der Reform gelte deshalb der Grundsatz „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“.

Die jetzt anstehende Erhöhung, die in den einzelnen Zonen sehr unterschiedlich ausfällt (siehe grauer Kasten), verteidigte Sailer. In ihr seien nicht nur Entfernungen eingepreist, sondern auch das Angebot. Deshalb seien zum Beispiel Abo-Preise in den äußeren Zonen nicht so stark gestiegen: Dort ist das Angebot schlechter. Damit habe man bereits ein Ziel der Tarifreform vorweggenommen, so Sailer: „Wir wollen die Gerechtigkeit in den AVV-Tarifen erhöhen.“

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