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Landkreis Günzburg: Von Hochwasserbrot bis Kinderbetreuung: So wird im Landkreis geholfen

Landkreis Günzburg

Von Hochwasserbrot bis Kinderbetreuung: So wird im Landkreis geholfen

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    Unterstützung in Krisenzeiten kann ganz unterschiedlich aussehen, wie der Landkreis Günzburg beweist.
    Unterstützung in Krisenzeiten kann ganz unterschiedlich aussehen, wie der Landkreis Günzburg beweist. Foto: Lothar Jäppelt, Wolfgang Kahler, Justus Zinner

    Nach der Hochwasser-Katastrophe sind an vielen Orten im Landkreis die Aufräumarbeiten in vollem Gang. Neben zahlreichen ehrenamtlichen und privaten Helfern sind seit Mittwoch im Kammeltal auch 20 Frauen und Männer der Bundeswehr im Einsatz. Unterstützt von schweren Lastwagen räumen sie wie auf dem Grundstück einer 91-Jährigen in Ettenbeuren von den Fluten der Kammel zerstörten Hausrat auf Radlader und helfen so den betroffenen Hochwasser-Opfern zumindest aus dem größten Schlamassel. Die Soldatinnen und Soldaten werden ihre Hilfsaktion die nächsten Tage soweit noch erforderlich im Kammeltal fortsetzen, wie Bürgermeister Thorsten Wick berichtet.

    Doch auch Helferinnen und Helfer brauchen zwischendurch mal Stärkung. Viele örtliche Bäcker, Metzger, Cafés, Eisdielen, Restaurants und viele weitere Gastrobetriebe helfen im Landkreis mit kostenlosen Essens- und Getränkelieferungen aus. So etwa hat die Metzgerei Brenner die Feuerwehren mit Leberkäs verköstigt, die Schlossbrauerei Autenried spendete an Feuerwehren, Rotes Kreuz, THW, Straßenbauamt, Polizei, Bundeswehr und Bauhöfe im Landkreis jeweils zwei Kisten Getränke nach Wahl. 

    Die Soldatinnen und Soldaten werden ihre Hilfsaktion die nächsten Tage soweit noch erforderlich im Kammeltal fortsetzen.
    Die Soldatinnen und Soldaten werden ihre Hilfsaktion die nächsten Tage soweit noch erforderlich im Kammeltal fortsetzen. Foto: Wolfgang Kahler

    Bäckermeister Justus Zinner aus Burgau hat sich ebenfalls eine Aktion überlegt: "Wir alle sind absolut geschockt und fassungslos, was mit unserer geliebten Heimatstadt innerhalb weniger Tage passiert ist", schreibt er in den sozialen Medien. Das Team der Bäckerei habe sich Gedanken gemacht und will zusammen mit der Stadt Burgau das "Hochwasserbrot" ins Leben rufen, das symbolisch für den Wiederaufbau der Stadt stehen soll. Ab Freitag, 7. Juli, wird von jedem verkauften Hochwasserbrot ein Euro Erlös auf ein eigens eingerichtetes Spendenkonto der Stadt eingezahlt, das den Opfern der Flut helfen soll. Beim Spendenbrot handelt es sich laut dem Bäcker um ein klassisches Bauernbrot, das mit Liebe gebacken wurde. 

    Die Bäckerei Zinner spendet einen Teil des Erlöses vom Hochwasserbrot an die betroffenen Bürger.
    Die Bäckerei Zinner spendet einen Teil des Erlöses vom Hochwasserbrot an die betroffenen Bürger. Foto: Justus Zinner

    Einrichtungsgeschäfte und Elektromärkte, etwa Alldecor in Burgau und Expert in Günzburg bieten außerdem Rabatte auf Lagerware und Haushaltsgeräte für Bürgerinnen und Bürger an, die durch die Wassermassen Schäden am und im Haus erlitten haben. Das Autohaus Zimmermann in Günzburg hält kostenlose Kleintransporter für Betroffene zur Verfügung – melden kann man sich über den Instagram-Account, per Mail an: info@zimmermann-guenzburg.de oder per Telefon 08221/36330.

    Vom Schicksal der Hochwasseropfer sind die Dorffreunde aus Glöttweng-Landensberg sehr betroffen und organisieren daher spontan einen Kuchenverkauf an diesem Sonntag, 9. Juni von 11 bis 14 Uhr. Das Team und viele freiwillige Kuchenspender geben Kuchen zum Mitnehmen gegen freiwillige Spenden zugunsten der Hochwassergeschädigten vor dem Feuerwehrhaus in Glöttweng aus. Der komplette Erlös der Aktion geht an das Spendenkonto des BRK Kreisverbands Günzburg. Wer einen selbst gebackenen Kuchen beisteuern möchte, kann sich vorab bei Organisatorin Martina Page, Telefon 0173/5739456 anmelden.

    Firmen und Geschäftsinhaber versuchen in der Notsituation zu helfen wo es geht. So hat etwa die Cityinitiative Günzburg eine Spendenaktion gestartet. Die Aktion #ZUSAMMENSTEHEN zugunsten der Hochwasseropfer will betroffene soziale Einrichtungen mit einer Geldspende helfen. Die teilnehmenden Günzburger Geschäfte spenden von jedem bis zum 30. Juni getätigten Einkauf ab zehn Euro jeweils einen Euro an das Bayerische Rote Kreuz - KV Günzburg auf das Spendenkonto für Hochwasseropfer. Die teilnehmenden Geschäfte werden auf Facebook und Instagram veröffentlicht. Interessierte Händler, die mitmachen wollen, können sich per E-Mail melden an info@cityinitiative-guenzburg.de. 

    Jugendliche packen im Landkreis Günzburg nach Hochwasser mit an

    Neben der Materiellen gibt es auch seelische Unterstützung für Hochwasserbetroffene. Wer jemand zum Zuhören braucht und Adressen für weitere psychische Unterstützung erfahren möchte, kann sich an die Telefonseelsorge wenden unter der Nummer 0800/111 0 111 oder https://online.telefonseelsorge.de/. Die Hilfe ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr verfügbar. Menschen, die das innere Chaos ordnen, zur Ruhe kommen wollen oder neue Kraftquellen und Lösungen suchen, können für einen Beratungstermin bei der Psychologischen Beratungsstelle EFL der Diözese Augsburg in Neu-Ulm und Krumbach anrufen, Telefon 0731/9705959. Auch dieses Angebot ist kostenlos und zeitnah verfügbar. 

    Die Katastrophenlage im Landkreis schreibt aber auch schöne Geschichten. Von Zusammenhalt, Zufällen und Zuversicht.

    Die Mobile Jugendarbeit Günzburg hat in den vergangenen Tagen Jugendliche aus dem Stadtgebiet erfolgreich dazu animiert, beim großen Aufräumen in der Stadt zu helfen. Ob beim Füllen der Sandsäcke am Sonntag auf dem Lidl-Parkplatz oder beim Aufräumen in der Unterstadt: überall packen junge Leute mit an. "Einen Keller von einem alten und eingeschränkten Mann haben wir mithilfe von drei Jugendlichen und anderen Helfern komplett ausgeleert!" Und die Erfolgserlebnisse motivieren: "Gemeinsam bringen wir unsere Stadt GZ wieder in Ordnung", schreibt die Jugendarbeit Günzburg auf Instagram. Auch andere Jugendgruppen und Sportvereine aus vielen Gemeinden im Kreis helfen in ihrem jeweiligen Dorf zusammen. 

    Auch den Tieren wird in Günzburg geholfen

    Das verheerende Hochwasser am Wochenende hat unter anderem die Brücke über die Kammel bei Unterrohr unpassierbar gemacht. Der ortsansässige Unternehmer Roman Glöckler aus Egenhofen hat bereits am Montag mit seinem Bagger die Brücke wieder provisorisch so weit hergerichtet, dass sie wenigstens passierbar war. Der kleine Leon Merz aus Unterrohr wollte auch seinen Beitrag leisten. Er wird wohl einer der kleinsten Hochwasserhelfer aus unserer Region sein.

    Das Tierheim Günzburg wurde wie berichtet am Sonntag vorsorglich evakuiert, da es in direkter Nähe zur Donau liegt. Doch wohin mit den Tieren? Eine spontane Kooperation mit dem Bezirkskrankenhaus Günzburg wurde zum tierischen Abenteuer für alle Beteiligten. Ein altes, leerstehendes Gebäude auf dem BKH Gelände wurde kurzerhand zur Verfügung gestellt, damit die Tiere, die nicht spontan auf eine private Pflegestelle vermittelt werden konnten, dort die Nacht verbringen können. Und so sind drei Hunde, zwei Katzen und vier Wellensittiche, gemeinsam mit zwei Ehrenamtlichen des Tierschutzvereins in ihre Notunterkunft gezogen. Damit sich alle wohlfühlten und ein Gefühl von Gemütlichkeit aufkommen konnte, wurde neben Kuscheldecken für Mensch und Tier, auch ein Beamer mitgenommen. Und wie es sich für einen Sonntagabend in deutschen „Wohnzimmern“ gehört, wurde mit den Hunden zusammen eine Folge Tatort geschaut. "Auch wenn der Grund für diese Übernachtung kein schöner war, so hat sich einmal mehr gezeigt, wie hilfsbereit die Menschen im Landkreis sind, Hand in Hand arbeiten und zusammenhalten", freut sich Katja Zeiser vom Tierheim. 

    Tierheim-Hund Paul beim Tatort-Schauen.
    Tierheim-Hund Paul beim Tatort-Schauen. Foto: Privat

    Damit Eltern schnell wieder aufräumen und die Schäden beseitigen können, bieten Kommunen und Kindertageseinrichtungen vereinzelt Betreuungsangebote außerhalb der normalen Zeiten an. Im Johanniter-Kinderhaus Glückssterne in Offingen können betroffene Kinder und "Helferkinder" etwa am Freitag und Samstag betreut werden, gemeinsam spielen, turnen und toben. Das Angebot gilt nur für Kinder ab drei Jahren aus Offinger Familien. Auch aus dem Nachbarlandkreis Heidenheim meldet sich Isabell Jeulich (Mailkontakt: isabell.juelich@capimo.eu), sie bietet kurzfristig ab Freitag eine Gratisstunde im Eltern-Kind-Kurs in Niederstotzingen für "Hochwasser-Familien" und aktive Helfer an. "Eine Auszeit mit den Kleinen tut sicher gut", schreibt sie. Ein kostenfreier Spielenachmittag für Kinder (ab sechs Jahre) der betroffenen Familien des Hochwassers in Günzburg findet am Freitag, 7. Juni, von 14 bis 18 Uhr bei der Kommunalen Jugendarbeit in der Heidenheimer Straße 22 in Günzburg statt. Die Kinder können in diesem Zeitraum jederzeit gebracht und abgeholt werden. Eine Anmeldung ist auf der Homepage des Freizeitprogramms des Landkreises Günzburg notwendig. (mit wk, AZ)

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