Unterwegs zu Fuß oder auf dem Fahrrad und vergeblich auf der Suche nach einer Unterkunft – was dann? Pensionen und Campingplätze können teuer sein. Wildcampen ist in Deutschland grundsätzlich verboten. Was aber, wenn das Zelt einfach im nächsten Garten aufgeschlagen werden könnte? Klingt zu schön, um wahr zu sein. In einigen Gärten im Augsburger Land ist genau das aber möglich.
Dahinter steckt der Anbieter „1Nite Tent“. Auf dessen Webseite kann man seinen Garten oder seine Wiese für Reisende zur Verfügung stellen. Auch im Landkreis Augsburg gibt es einige Stellen, an denen nach Absprache umsonst gecampt werden kann, etwa bei David Dietrich. Er bietet seit vergangenem Herbst seine Wiese in Zusmarshausen zum Campen an. Seine Freundin sei vor einiger Zeit mit dem Fahrrad nach Spanien gefahren. Dabei habe sie über die Website verschiedene Zeltmöglichkeiten in Deutschland, der Schweiz oder Spanien genutzt, erzählt Dietrich: „Sie war ganz positiv angetan, weil es so unkompliziert und auch umsonst ist.“ Daher habe auch er sich entschlossen, anderen seinen Platz zur Verfügung zu stellen. „Auf dem Land ist nicht so viel los, da ist so eine spontane Abwechslung nett“, meint er. Außerdem mache es Dietrich auch einfach Spaß, Leute zu empfangen.
Auf dem Weg nach Griechenland gibt es einen Zwischenstopp in Zusmarshausen
Etwa fünfmal haben seitdem Reisende auf seiner Wiese gecampt. Fast alle davon sind mit dem Fahrrad gekommen. „Die meisten haben eher kleinere Fahrradtouren gemacht, mit etwa hundert Kilometern Radius, aber einer war auf dem Weg nach Griechenland“, erzählt Dietrich. Die Website sei aber offen für alle Arten der Fortbewegung, auch für Wohnmobile. Jeder, der einen Platz zum Übernachten anbietet, kann selbst entscheiden, wer zu ihm kommen darf. Dietrich etwa habe angegeben, dass Wanderer und Radfahrer bei ihm ihr Zelt aufschlagen dürfen. „Das ist meistens ganz zwanglos und entspannt“, berichtet er. Viele würden sich über das Angebot, seine Dusche benutzen zu dürfen, freuen. „Mit manchen bin ich auch schon im Wohnzimmer zusammengesessen oder wir haben zusammen gekocht“, sagt der Zusmarshauser. Andere Gruppen seien lieber unter sich geblieben. „Bisher sind aber immer angenehme Menschen gekommen“, meint er.
Mit dem Fahrrad von Dortmund bis zum Gardasee
Über die Möglichkeit zur Übernachtung freuen sich etwa Robin Pillai, Jonas Grabosch und Felix Ribbert. Die 19-Jährigen haben dieses Jahr ihr Abitur gemacht und für den Sommer danach eine besondere Idee gehabt. Von ihren Wohnorten Recklinghausen und Castrop-Rauxel in der Nähe von Dortmund ging es für die drei Jungs mit dem Fahrrad bis zum Gardasee und wieder zurück. Etwa 2.300 Kilometer in rund 40 Tagen mussten sie dafür zurücklegen. Die Idee sei schon während ihrer Schulzeit entstanden, erzählt Felix Ribbert: „Wir dachten uns, warum nicht mit dem Fahrrad zusammen Urlaub machen, und dann fingen wir an zu planen.“ So ging es für sie auf dem Rückweg auch durch den Landkreis Augsburg. Über „1Nite Tent“ hätten sie nach Übernachtungsmöglichkeiten gesucht und sind nach Absprache am Telefon schließlich in Gessertshausen gelandet.
Nutzen konnten die drei „1Nite Tent“ in erster Linie in Deutschland. „Die Plattform ist zwar in der Theorie international, jedoch befinden sich die meisten angemeldeten Unterkünfte in Deutschland“, erklärt Ribbert. Erfahren habe er von der Plattform über seine Schwester. Bisher hätten die drei nur „unfassbar positive“ Erfahrungen gemacht. Die meisten ihrer Anfragen seien auch angenommen worden, und viele nette Gespräche seien zustande gekommen. „Alle Menschen, die ein 1Nite Tent anbieten, haben in der Regel etwas mit Fahrradfahren am Hut, das heißt, man bekommt häufig noch Tipps und mögliche Routen vorgeschlagen“, erzählt Ribbert. Außerdem könne schon im Vorhinein auf den Profilen der Anbieter nachgeschaut werden, ob etwa Strom oder Hygieneeinrichtungen zur Verfügung stünden. „Mit dieser Seite ist also budgetbeschränktes Reisen gut möglich“, fasst Ribbert zusammen. Letztendlich seien vor allem der Weg und die netten Menschen, die sie darauf kennengelernt hätten, das Ziel ihrer Reise.
Auch für Wohnmobile gibt es ähnliche Angebote
Wer mit dem Wohnmobil oder dem Campervan unterwegs ist, hat vielleicht auf der Webseite von „Alpakacamping“ mehr Erfolg, einen geeigneten Stellplatz im Grünen zu finden. Auch hier stellen Privatpersonen Grundstücke zur Verfügung, auf denen gecampt werden darf. Meistens sind diese in der Natur. Hier muss aber für eine Übernachtung gezahlt werden.
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