„Artenschutz und Klima müssen gemeinsam gedacht werden.“ Das sagte Peter Satzger vom Bund Naturschutz (BN) in Landsberg bei der sehr gut besuchten Veranstaltung zu Windenergie am Ammersee-Hochufer im Bürgertreff in Utting. Satzger konnte dabei auch aufzeigen, wo die am besten geeigneten Flächen für Windräder liegen, und zwar vom Windertrag sowie vom Naturschutz her gedacht – nämlich vorwiegend zwischen der Kittenalm und Oberbeuern. Dort, auf dem windreichen Plateau gelegen, befinden sich zahlreiche Wälder mit Fichtenmonokulturen sowie extensiv bewirtschaftete Wiesen, und zwar auf Uttinger und Finninger Flur. Satzger schätzte grob, dass dort bis zu 13 Windräder Platz finden könnten. Auch östlich und vor allem südöstlich, also in Richtung Dießen gelegenen Flächen im Vorranggebiet hat der BN bei Erkundungen viele Bäche sowie Laub- und Mischwald entdeckt.
Sowohl von der Topografie als auch vom hohen Wert für die Natur beurteilte der BN diese Flächen als eher ungeeignet. Seine Erkenntnisse hat der Verein bereits dem zuständigen Planungsverband München im Rahmen einer Stellungnahme während des derzeit laufenden Anhörungsverfahrens mitgeteilt. Dort sei man auf Zuarbeit angewiesen, sagte Satzger, so auch bei der Meldung von artenschutzrechtlich relevanten Vorkommen von Tieren.
Der Bau von Windrädern kann zu zahlreichen Konflikten mit dem Artenschutz führen
Fest steht bereits, dass es Rotmilan-Populationen im Vorranggebiet gibt. Der Milan ist einer der Vögel, die besonders schlaggefährdet durch die Rotorblätter sind. Deutschland habe eine besondere Verantwortung für diesen Vogel, da 40 Prozent des weltweiten Bestands hier vorkämen, betonte Andreas Zahn, Artenschutzbeauftragter des BN. Zahn zeigte auf, dass sowohl beim Bau als auch beim Betrieb von Windanlagen Probleme mit dem Artenschutz auftreten können. Dazu zählen Kollisionen mit Vögeln und Fledermäusen, aber auch Vergrämungseffekte, da beispielsweise Gänse in der Nähe der Anlagen nicht mehr rasten wollen und so ihr Lebensraum eingeschränkt wird. Beim Bau bestünde die Gefahr, dass Feuchtflächen, Altholzbestände oder auch Trockenstandorte zerstört und die Wasserverhältnisse dauerhaft verändert würden. Zahn informierte aber auch über zahlreiche technische Möglichkeiten beim Betrieb, wie beispielsweise Antikollisionssysteme.
Sowohl die BN-Vertreter als auch Andreas Weigand von der Klimaagentur der Landkreise Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg, Klima³, positionierten sich klar zur Windenergie, jedoch riet Satzger, sich auf die Flächen zu konzentrieren, auf denen sie einfach umsetzbar wäre. Gerade die Flächen, die der BN als besonders schützenswert einstuft, bebauen zu wollen, sei ohnehin schwierig und teuer. Weigand riet dazu, das Windpotenzial vor Ort auszuschöpfen, denn die Windenergie sei das Rückgrat der Energiewende. Jedoch sei es nicht zielführend, Autarkie anstreben zu wollen. „Windanlagen werden zum Landschaftsbild gehören. Das kann im Einklang mit der Umwelt passieren, auch im Wald.“
Die Uttinger Grundstückseigentümer sollen zu einem runden Tisch zur Windkraft eingeladen werden
Während die Flächen auf Uttinger Flur auf 120 private Grundstückseigentümer verteilt sind – auch die Gemeinde besitzt im Vorranggebiet eine Parzelle von 2000 Quadratmetern – sind die Dießener Flächen vorwiegend in der Hand der Bayerischen Staatsforsten. War es noch bis vor Kurzem so, dass diese die Flächen erst nach einem positiven Gemeinderatsbeschluss im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens an Investoren vergeben haben, die die von der Gemeinde festgelegten Kriterien einhielten, hat sich diese Rechtslage nun zuungunsten der Kommunen geändert. Gerade in Bezug auf Investoren sagte Satzger: „Die Uttinger sollten miteinander denken und gemeinsam mit der Gemeinde Vereinbarungen treffen.“ Es gelte, zusammen den optimalen Standort für Windräder zu finden.
Die Wortmeldungen der Anwesenden zeigten eine grundsätzlich positive Einstellung zur Windenergie, dass eine Bürgerbeteiligung gewünscht wird und dass keine Investoren zum Zuge kommen sollten, sondern die Gemeinde selbst. Ein Bürger forderte, dass die Gemeinde dafür finanziell besser ausgestattet werden müsse. Bürgermeister Florian Hoffmann sagte, dass Utting mit der Erfüllung der Pflichtaufgaben finanziell bereits am Limit sei. Alle 120 Grundstücksbesitzer würden angeschrieben und zu einem runden Tisch einladen, versprach er. Angesichts der ständig wechselnden politischen Aussagen von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sei es wichtig, selbst aktiv zu werden, sagte Satzger, der dazu riet, dass sich Bürgerinitiativen bildeten, die gemeinsam mit der Gemeinde Druck auf die Politik ausübten.
Vorbildlich, dass die Vertreter des BUND Naturschutz sich sowohl klar für die Nutzung der Windenergie aussprechen und zugleich überlegen, wie der Bau und Betrieb der Windkraftanlagen möglichst naturverträglich geschehen kann! Raimund Kamm
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