Startseite
Icon Pfeil nach unten
Ammersee
Icon Pfeil nach unten

Unterbeuern: Wallfahrer feiern in der Magnuskapelle das Patroziniumsfest

Unterbeuern

Wallfahrer feiern in der Magnuskapelle das Patroziniumsfest

    • |
    Wallfahrer auf dem Weg nach Unterbeuern zur Magnuskapelle.
    Wallfahrer auf dem Weg nach Unterbeuern zur Magnuskapelle. Foto: Christian Rudnik

    Zugegeben: Die Häuflein Wallfahrer, die sich aus Thaining, Dettenhofen und Obermühlhausen zu Fuß auf den Weg zur Magnuskapelle in Unterbeuern machen, um zum Teil alte Gelübde einzulösen, werden immer kleiner. Trotzdem ist der „Mangatag“, das Patroziniumsfest für das Kirchlein, stets sehr gefragt und sehr gut besucht. Die Menschen kommen heutzutage eben lieber mit dem Fahrrad, wie die Menge der Drahtesel in dem kleinen Ort verrät. 

    Und die allermeisten von ihnen kamen nicht nur zum weltlichen Fest, sondern wohnten bereits dem feierlichen Gottesdienst vor dem für die Menschenmenge viel zu kleinen Kirchlein, im großen Hof der Familie Graf, des „Manga-Bauern“ bei. Pfarrer Josef Walser aus Sankt Georgen zelebrierte die Feier der Eucharistie, der Musikverein Thaining umrahmte sie mit der Deutschen Messe von Franz Schubert. „Ob wir wieder lernen zu erkennen, was richtig ist und was falsch? Ob wir wieder lernen, Sprache richtig zu verstehen, auch die Sprache der Bilder?“

    In seiner Predigt ging Pfarrer Walser ganz besonders auf die Macht der Bildersprache ein. Magnus kämpfte mit dem Drachen, Simpert mit dem Wolf, Korbinian mit einem Bären, Michael und Georg ebenfalls mit einem Drachen. Sie alle kämpften mit einem Tier, in Latein einer „Bestia“. Das sei durchaus im übertragenen Sinn zu verstehen. „Magnus im achten Jahrhundert – das war eine wilde Zeit“, sagte der Prediger. „Da war alles kaputt oder gab es noch gar nicht. Die Menschen aber haben sich angelegt mit den schlechten Verhältnissen, sie gezähmt und in Dienst gestellt. Diese Sprache in Bildern werden wir wieder lernen müssen.“ Dann entstehe angemessener Umgang mit Fake und Unfug in diesen Tagen. 

    Pfarrer Josef Walser predigt am Mangatag vor der Magnuskapelle in Unterbeuern.
    Pfarrer Josef Walser predigt am Mangatag vor der Magnuskapelle in Unterbeuern. Foto: Christian Rudnik

    Nach dem Schlusssegen kehrte kurz Ruhe ein, dann räumten fleißige Helfer um. Den für den Gottesdienst aufgestellten Bänken wurden jetzt Tische zugeordnet, der Festschmaus mit bunt geschmücktem Kartoffelsalat und wahlweise Würstel oder Braten konnte beginnen. Dazu spielte der Musikverein Thaining noch eine ganze Weile. Mit Kaffee und Kuchen klang der Mangatag 2023 aus. „Und wir feiern hernach im Kleinen noch ein wenig weiter“, verriet Linde Reichart, die den Mesnerdienst von ihrer Mutter übernommen hat. „Den Blumenschmuck überlass’ ich aber meiner Schwester, die kann das viel besser“, meint sie schmunzelnd und betont, dass auch die notwendigen Mäharbeiten rund um die Magnuskapelle, in der alle vier Wochen ein Gottesdienst stattfindet, stets von deren Familie ausgeführt werden. 

    Die Magnuskapelle in Unterbeuern gehörte einst zur Pfarrei Thaining

    Die Magnuskapelle in Unterbeuern gehörte ursprünglich zur Pfarrei Thaining. Erst 1996 ging sie als Geschenk an die Pfarrei Obermühlhausen, mittlerweile Teil der Pfarreiengemeinschaft Dießen über. Damit waren kirchliche und politische Gemeinde eine Einheit. Das „Geschenk“ habe sich schnell als recht kostenintensiv erwiesen, meint der derzeitige Kirchenpfleger Werner Paul leicht schmunzelnd. So stand als Erstes eine Komplettsanierung an. 

    Außen konnte 2008 der Abschluss der Arbeiten gemeldet werden, die Innenrenovierung wurde 2010 beendet. Und es ging weiter: Eine größere Durchfeuchtung der Außenmauern der Kapelle, die auf Tuff- und Ziegelsteinen steht, zwang die Menschen in dem Weiler, erneut tätig zu werden. Es wurde also abgegraben und ein Betonsockel eingebracht. Im Jahr 2019 schließlich, als ein Hagelunwetter über den südlichen Landkreis zog, erwischte es auch die Magnuskapelle. Die Folge: kaputte Schindeln am Turm, einige gesplitterte Butzenglasscheiben, zerstörte Fenstersimse an der Südseite. „Rund 12.500 Euro hatte die Kirchenstiftung nach Abzug von Fördermitteln dafür aufzubringen“, berichtet Kirchenpfleger Paul.

    Der Musikverein Thaining sorgt für die musikalische Umrahmung am Mangatag in Unterbeuern.
    Der Musikverein Thaining sorgt für die musikalische Umrahmung am Mangatag in Unterbeuern. Foto: Christian Rudnik

    Das Hagelunwetter von 2019 hat der Magnuskapelle schwer zugesetzt

    Die Sankt-Magnus-Kapelle in Unterbeuern wurde um 1700 erbaut, berichtet der Obermühlhausener Ortschronist Jakob Senger. Im Laufe der Zeit sei reges Wallfahrtswesen seitens der umliegenden Dörfer entstanden. Weil Sankt Magnus meist mit dem heidnischen Drachen dargestellt wird, seien die Menschen überzeugt gewesen, dass der Heilige nicht nur vor wilden Tieren, sondern auch vor Mäusen, Raupen und sonstigem Ungeziefer schützt. Als in Thaining eine Mäuseplage grassierte, begannen die Thaininger ihre Wallfahrt. Seit 1854 pilgern sie jährlich am Mangatag zur Magnuskapelle in Unterbeuern, um den Heiligen um Beistand anzuflehen. Das machten die Issinger nach – bei ihnen wimmelte es zur selben Zeit vor Mäusen. 

    Die Issinger sind mittlerweile nicht mehr dabei. Die Obermühlhausener Wallfahrer, die lange Zeit jede Woche nach Unterbeuern pilgerten, schlossen sich wegen geringer Beteiligung heuer den Thainingern an und kamen mit ihnen gemeinsam in Unterbeuern an. Die Dettenhofener – ihren Bittgang hatte erst ihr ehemaliger Pfarrer Martin Bucher angeregt – waren ebenfalls nur noch ein paar Unentwegte, die sich zu Fuß auf den Weg machten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden