Wenn der Vorhang sich hebt, herrscht Dunkelheit. Schattenfiguren und Puppen tauchen auf, bizarre Gestalten bewegen sich wie von Geisterhand gelenkt. Doch es sind keine Schauspieler, sondern Marionetten und Schattenspiele, die das Publikum in eine magische Welt entführen. Das „Theatrum Diaboli“ – ein einzigartiger Mix aus Marionetten- und Schattentheater – begeistert unzählige Kinder - so auch auf Weihnachtsmarkt auf Schloss Kaltenberg.
Als Junge in der DDR: Teufels erster Kontakt mit Puppentheater
„Das mit dem Puppentheater liegt bei mir schon ganz weit zurück“, sagt Teufel, der kreative Kopf hinter dem „Theatrum Diaboli“. In der DDR lernte er als Junge das Handwerk des Marionettenbaus. „Damals habe ich mir das Marionettenspiel und das Schnitzen von einem erfahrenen Puppenmacher beibringen lassen“, erzählt er. Später wurde die Musik mit der Rockband Tanzwut zu seinem Lebensmittelpunkt.
Sein Künstlername „Teufel“ hat eine ungewöhnliche Herkunft. Er stammt aus einer Ballade, die der Künstler früher gerne sang: Ein Spielmann steigt aus einer Pestgrube – die Totengräber hielten ihn für den Teufel. Ein Musikerkollege machte aus der Geschichte einen Künstlernamen – und der blieb. Seinen bürgerlichen Namen hält Teufel bewusst geheim, die Trennung von Künstlerischem und Privatem ist ihm wichtig.
„Meine Großeltern waren großartige Erzähler.“
Teufel, Frontmann der mittelalterlichen Rockband Tanzwut, Über seine frühe Faszination für Geschichten
Die Liebe zu Geschichten prägte Teufel von klein auf. „Wenn du Großeltern hast, die dir Geschichten erzählen – und meine Großeltern waren großartige Erzähler – dann bleibt das einfach hängen“, erzählt er. Besonders die Märchen der Gebrüder Grimm weckten seine Fantasie.
„Theatrum Diaboli“: Teufel baut seine Marionetten selbst
Das „Theatrum Diaboli“ schöpft aus dieser Quelle. Klassiker wie „Rumpelstilzchen“ und „Die drei goldenen Haare des Teufels“ gehören zum Repertoire. Viele Stücke schreibt Teufel selbst. „Die 40 Strophen zu Rumpelstilzchen habe ich in einem Rutsch über Nacht heruntergeschrieben und danach nichts mehr geändert“, erzählt er begeistert. Seine Faszination für Mythen, Sagen und Fantasy-Welten zieht sich durch alle seine Werke – ob auf der Puppenbühne oder als Sänger der Rockband.
Teufel baut seine Marionetten selbst. „Ich baue gerade an einem Marionettenzirkus mit Varieté-Marionetten: Einradfahrer, die jonglieren, und Seiltänzerinnen, die wirklich auf dem Seil laufen“, erzählt er stolz. „Ich glaube, das, was ich da gerade baue, hat die Welt noch nicht gesehen.“ Diese ausgefallenen Figuren werden unter anderem auf dem kommenden Kaltenberger Ritterturnier zu bestaunen sein.
Teufels Auftritte mit dem „Theatrum Diaboli“ leben davon, dass die Marionetten vor den Augen der Zuschauer zum Leben erwachen. „Das Schöne ist, dass es ursprünglich leblose Dinge sind, denen ich Leben einhauche. So gebe ich dem Ganzen einen Geist“, erklärt Teufel. Besonders die Interaktion mit dem Publikum bleibt ihm in Erinnerung. „Am Wochenende rief ein Mädchen in der ersten Reihe: ‚König, ich seh dich trotzdem!‘ – da musst du dich als Spieler echt zusammenreißen, dass du nicht völlig in Lachen ausbrichst.“
Tanzwut auf Schloss Kaltenberg: Zwischen Schattentheater und Rockkonzert
Seit Jahren ist Teufel ein fester Bestandteil des Kaltenberger Ritterturniers. Mit seiner Rockband Tanzwut gehört er dort zum Kernprogramm. Vor etwa acht Jahren kam der Vorschlag, auch seine Puppenkünste zu zeigen. „Das gibt es so in Deutschland eigentlich nicht“, sagt er über die Kombination aus Puppenspiel am Nachmittag und Rockkonzert am Abend.
Tagsüber taucht das Publikum in die düstere Welt der Grimmschen Märchen ein, abends verwandelt sich die Bühne mit der Rockband Tanzwut in eine Konzertarena – mit Dudelsäcken, E-Gitarren und donnerndem Beat.
Auch abseits von Kaltenberg sind Teufel und seine Band Tanzwut aktiv. Mit ihrer Mischung aus mittelalterlichen Klängen, Dudelsäcken und Rock-Sound touren sie durch Deutschland und darüber hinaus. „Im letzten Jahr hatten wir fast 100 Auftritte mit Band und Puppentheater zusammen“, berichtet Teufel.
Teufels neustes Album: „Achtung Mensch“
Erst kürzlich veröffentlichte die Band ihr neues Album „Achtung Mensch“, begleitet von vier Musikvideos auf YouTube. Darin vereint die Band Mittelalter-Klänge mit modernen Rock-Elementen. Fans dürfen sich auf neue musikalische Impulse freuen – und vielleicht auch auf die eine oder andere Anspielung auf Märchen und Sagen.
Ob auf der Bühne mit der Rockband Tanzwut oder hinter dem Vorhang beim Puppentheater – Teufel schafft es, sein Publikum zu begeistern. „Ich bin schon ein Vollblut-Entertainer. Die Leute zu unterhalten, macht mir unglaublich viel Spaß.“ Wer ihn live erlebt – ob in Kaltenberg, auf Festivals oder bei seinem Marionettentheater – wird ihm das sofort glauben.
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