In etlichen Gemeinden wird derzeit dafür geworben, Gutachten für ein Starkregen- und Sturzflutrisikomanagement erstellen zu lassen. Dafür winken auch staatliche Zuwendungen in Höhe von bis 75 Prozent der Kosten solcher Studien. Auch in Schondorf wurde jetzt darüber diskutiert. Eine Entscheidung wurde aber nicht getroffen. Mit 9:4 Stimmen erhielt die Verwaltung erst einmal nur den Auftrag, sich nach Erfahrungswerten in anderen Kommunen zu erkundigen. Herrsching und Dießen hatten in den vergangenen Monaten entsprechende Studien beauftragt.
Eine der Thesen im Kontext der Veränderung des Klimas lautet, dass aufgrund der höheren Temperaturen häufiger mit starken Niederschlägen innerhalb sehr kurzer Zeit (im Schondorfer Gemeinderat war die Rede von bis zu 100 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 90 Minuten) zu rechnen sei. Das Risiko kurzzeitiger lokaler Überschwemmungen könnte dadurch größer werden. Die öffentliche Kanalisation könne solche sturzflutartigen Wassermassen nicht aufnehmen, sie sei in der Regel auf nicht mehr als alle zehn Jahre wiederkehrende Hochwasser ausgelegt, erklärte der Vertreter eines Ingenieurbüros dem Gremium.
Nicht alle Wetterrisiken können baulich abgesichert werden
Er machte auch klar, dass die Gemeinden baulich nicht alle Wetterrisiken absichern könnten. Deshalb sei es - auch für private Immobilienbesitzer - wichtig, darüber informiert zu werden, welche Flutgefahren drohen und wie sie sich gegebenenfalls selbst davor schützen können. Dazu könnten Starkregen- und Risikokarten dienen.
Aus dem Gemeinderat gab es dazu überwiegend skeptische Rückmeldungen: Simon Springer (CSU) kritisierte allgemein, „wir laden uns ein Konzept nach dem anderen auf - siehe Seeanlage und Straßen -, das wir dann in die Schublade legen“. „Außer dem Konzept werden wir nicht viel haben“, ahnte auch Wolfgang Schraml (FWS). Er fragte mit Blick auf den Versicherungsschutz zudem, was passieren würde, wenn Risiken und Vorschläge zu deren Minimierung aufgezeigt, dann aber von Gemeinde und Bürgern keine Maßnahmen umgesetzt werden. Ähnliche Befürchtungen äußerte Rainer Jünger (CSU). Er warnte auch davor, dass die Bürger dann auch die Umsetzung von Maßnahmen von der Gemeinde einfordern: „Da machen wir ein Fass auf.“
Bürgermeister Herrmann warnt vor einer „Vogel-Strauß-Politik“
Das seien zwar berechtigte Sorgen, meinte der anwesende Ingenieur, aber unabhängig von einer solchen gemeindlichen Risikostudie hätten die Versicherungen ihre eigenen Daten: „Ich glaube nicht, dass sich da was ändern wird.“ Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) warnte die Skeptiker vor einer „Vogel-Strauß-Politik“. Ihm wäre es lieber, eine Gefahrenkarte zu haben als abwarten zu müssen, wie stark es regnet.
Thomas Betz (CSU) beantragte schließlich, erst einmal bei anderen Gemeinden nach Erfahrungswerten zu fragen. Er hielt zudem fest, dass Schondorf von der Gewässerstruktur her nicht mit Utting oder Dießen vergleichbar sei. Davon gehe im Ort keine besondere Gefahr aus. Das Problem sei aber, dass Schondorf immer mehr baulich verdichtet werde. Auch Bettina Hölzle (CSU) sah in Schondorf keine Gefahrenlage wie an einem großen Fluss: „Mit Türschwellen schützt sich nur jemand vor Hochwasser, wenn er ständig gefährdet ist, aber ich mache so etwas doch nicht, wenn einmal in 100 Jahren so ein Jahrhundertereignis kommt.“
Besorgter blickte Michael Deininger (Grüne) auf das Thema: In Dießen etwa habe es heuer wiederholt örtlich begrenzte Starkregen und Überschwemmungen gegeben. Deshalb wäre es sinnvoller, Geld in eine solche Risikostudie zu stecken als etwa ins Bürgerbudget, meinte er.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden