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Schondorf: Nach Gewerbehallen-Brand kämpfen Unternehmer um das Überleben ihrer Firmen

Schondorf

Nach Großbrand kämpfen Unternehmer um das Überleben ihrer Firmen

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    Die Unternehmer Chris Gänsdorfer, Franco Santoro und Marcin Stadnicki kämpfen mit den Folgen des Großbrandes in einer Gewerbehalle in Schondorf.
    Die Unternehmer Chris Gänsdorfer, Franco Santoro und Marcin Stadnicki kämpfen mit den Folgen des Großbrandes in einer Gewerbehalle in Schondorf. Foto: Christian Rudnik

    Vor mehr als zwei Wochen ist eine Gewerbehalle in Schondorf komplett ausgebrannt. Der Geruch hat sich aber immer noch nicht verflüchtigt. Die Schadenssumme bezifferte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord gegenüber unserer Redaktion auf eine untere siebenstellige Summe. Die Gefühlslage der betroffenen Unternehmer schwankt zwischen Kampfgeist, Existenzsorgen und Dankbarkeit für die Unterstützung aus der Bevölkerung in den vergangenen Tagen. Unsere Redaktion hat sich mit einigen von ihnen getroffen. 

    Bei dem Großbrand wurde eine Gewerbehalle komplett zerstört. Das Übergreifen auf eine nur wenige Meter entfernte zweite Halle konnten die 180 Feuerwehrleute aber verhindern.
    Bei dem Großbrand wurde eine Gewerbehalle komplett zerstört. Das Übergreifen auf eine nur wenige Meter entfernte zweite Halle konnten die 180 Feuerwehrleute aber verhindern. Foto: Christian Rudnik

    Was alle Betroffenen umtreibt, ist die Frage nach der Brandursache und damit verbunden die Frage, wann und was die Versicherung am Ende zahlt. "Ich habe kurz ans Aufhören gedacht", sagt Chris Gänsdorfer, der als Subunternehmer tätig ist. Seit 28 Jahren gibt es sein Handwerksunternehmen, das sich auf historische Innen- und Außenputze sowie die Gestaltung von Fußböden und Bädern spezialisiert hat. Er stellt unter anderem auch Waschbecken her. Seit fünf Jahren hatte er seinen Firmensitz in der Bergstraße in Schondorf. "Maschinen im Wert von 50.000 Euro habe ich verloren. Zudem sind meine 200 Mustertafeln und mein Raum, in dem ich Kunden alles zeigen kann, bei dem Brand zerstört worden. Ich habe die erste Woche danach richtig schlecht geschlafen." Um vorhandene Aufträge abarbeiten zu können, hat er für 4000 Euro einige neue Maschinen erworben. 

    Nach Großbrand in Schondorf: Kunde stellt Wohnung als Werkstatt zur Verfügung

    Seine Kunden zeigten Verständnis, einer habe ihm sogar eine Wohnung zur Verfügung gestellt, die er erst einmal als Werkstatt nutzen dürfe. Wie es dauerhaft weitergehen soll, weiß er noch nicht. Dass sich alle gemeinsam eine neue Halle suchen, sei eine Idee, eine andere, dass er sich einen großen Bauwagen zulege. Momentan lagere er viele benötigte Sachen bei sich daheim. Dass der Keller, Flure und die Garage bei ihm voll seien, berichtet auch Christos Anastasio. Er hat einen Vertrieb für Gastrobedarf, verkauft beispielsweise Servietten, Kerzen und Salatboxen und Olivenöl. 400 Quadratmeter Lagerfläche und das Büro gibt es nicht mehr, und das kurz vor der umsatzstarken Zeit. "Weihnachten und Silvester sind für uns wichtige Termine in Geschäftsjahr", sagt er. Seine beiden Mitarbeiter beschäftigt er auf eigene Kosten weiter. "Die Situation ist herausfordernd, wir versuchen das Beste daraus zu machen."

    Dass er bald wieder in seinen Bereich der Halle könne, hofft Marcin Stadnicki, der im Heizungsbau tätig ist. "Bei uns gab es keinen Brand-, aber einen Wasserschaden, weswegen wir auch nicht reindürfen. In den Regalen liegen aber noch Sachen, die vermutlich weiter verwendbar sind und wir benötigen, wenn auch nicht täglich." Er teilt sich die Halle gemeinsam mit einem Freund. Zusammen haben sie sieben Mitarbeiter. Nicht gebrannt hat es auch im Geschäft von Franco Santoro, doch der Fahrradhändler kämpft ebenfalls mit den Auswirkungen. Sein Geschäft befindet sich in der wenige Meter entfernten zweiten Halle auf dem Gelände. Das Übergreifen des Feuers konnten die 13 eingesetzten Wehren verhindern. Doch weil Leitungen zerstört wurden, hat Santoro seit dem Brand am 30. November keine funktionierende Heizung und keinen Strom mehr. "Es ist unklar, wann sich das wieder ändert." Wie schnell und mit welcher Wucht sich das Feuer ausbreitete, erschreckt ihn immer noch. "Das war eine einzige riesige schwarze Wand zwischen den beiden Hallen." Er selbst wurde von einem Mitarbeiter der Firma Gipser Haustechnik gewarnt und konnte sich in Sicherheit bringen. "Ich habe versucht, eine Inventarversicherung abzuschließen, das wollte aber keiner der Versicherungsmakler machen, weil nebenan eine Schreinerei ist", sagt er über mögliche größere Auswirkungen, hätte es sein Geschäft auch erwischt.

    Situation ist für Schondorfer Schreinerei langfristig existenzbedrohend

    Mit Sorge blicken sie auch bei der Schreinerei formschön auf die Auswirkungen des Feuers. Mit dem Platz, der ihnen in der erhaltenen Halle noch zur Verfügung stehe, könne die Produktion in der jetzigen Form nicht aufrechterhalten werden, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion. Arbeitsschritte, die zuvor parallel ausgeführt wurden, müssen nun nacheinander erledigt werden. Wenn der Staub von den Holzarbeiten herumfliege, könnten die Kuben für Gärten, die die Firma herstelle, nicht mit Ölfarbe gestrichen werden. Wirtschaftlich sei das Ganze aktuell nicht und deswegen auch keine dauerhafte Lösung. Die Suche nach einem anderen Standort läuft. Aufträge und vorgefertigte Ware im Wert von 100.000 Euro und Maschinen seien verbrannt, erzählte Firmenchef Clemens Buck unserer Redaktion am Tag nach dem Großfeuer. Sieben Beschäftigte hat das Unternehmen, dazu gehört auch ein Team für die Montage bei den Kunden.

    Was Chris Gänsdorfer Mut macht, ist die Solidarität, die er in diesen Tagen erfährt. Seine Freundin Alexandra Rakosi hat im Internet eine Spendenaktion gestartet. Bis Sonntag kamen so über 7000 Euro zusammen. Initiiert wurde eine solche Aktion ebenfalls für die Kfz-Werkstatt von Björn Klatt. Hier kamen bereits mehr als 36.000 Euro zusammen. Bei der Schreinerei Buck sind es bisher etwas mehr als 1000 Euro und bei einem vierten Unternehmen waren es am Dienstagmorgen über 5000 Euro. Wer auf der Internetseite www.gofundme.com im Suchfeld Schondorf eingibt, wird zu den Aktionen weitergeleitet. "Die Hilfsbereitschaft ist der Wahnsinn und motiviert enorm", sagt Christian Gänsdorfer. 

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