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Schondorf: Dritte große Demo gegen Rechtsextremismus am Ammersee

Schondorf

Dritte große Demo gegen Rechtsextremismus am Ammersee

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    Rund 1800 Personen zogen am Sonntagnachmittag durch Schondorf, um sich für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzusetzen.
    Rund 1800 Personen zogen am Sonntagnachmittag durch Schondorf, um sich für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzusetzen. Foto: Romi Löbhard

    „Kommt ins Gespräch, geht in den Gemeinderat, beteiligt euch an den demokratischen Prozessen.“ Es war ein flammender Appell, den Sabine Pittroff, Veranstalterin von „Schondorf taucht auf“, am Ende der Demo für Vielfalt und gegen Hass und Hetze aus dem rechtsradikalen Lager an die rund 1800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer richtete. Zuvor hatte Wolfgang Leichtenstern die Menge mit einem von allen gesungenen Kanon auf „Widerstand gegen den Faschismus“ eingestimmt. Am meisten im Gedächtnis jedoch werden vermutlich die Wünsche von vier Mädchen bleiben, die kurzfristig auf die Bühne am Ammersee kamen. „Die Zukunft gehört uns Kindern“, erklärten die vier abwechselnd. „Wir wollen, dass Schondorf so bunt bleibt, wie es ist.“

    Start der nach Dießen und Utting dritten Demo am westlichen Ammerseeufer gegen Rechtsextremismus war am Bahnhof Schondorf, viele der auswärtigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren mit der Bahn gekommen. Schon hier wurde deutlich, dass es ein langer Zug über die Bahnhofstraße zum See werden würde. Menschen aller Altersstufen hatten sich angesprochen gefühlt, Familien waren mit Bollerwagen unterwegs, Seifenblasen schwirrten durch die Luft und unzählige Tafeln mit entsprechenden Botschaften wurden mitgeführt. Selbst Kinder hatten Schilder gemalt und beschriftet. 

    Der Zweite Bürgermeister sieht die Demokratie weiterhin als wehrhaft an

    Eine Vielzahl an Vereinen und Organisationen beteiligte sich namentlich und war Zeichen für ein breites Bündnis. Zweiter Bürgermeister Martin Wagner eröffnete die Veranstaltung in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Alexander Herrmann. Er habe als 14-Jähriger erstmals demonstriert, sagte Wagner in seinem Grußwort. „Das war 1992, nach den Ereignissen in Hoyerswerda und weiteren Asylunterkünften. Und ich frage mich heute, haben wir seitdem nichts gelernt?“ Trost sei nach mehr als 30 Jahren die Erkenntnis, dass die Demokratie noch wehrhaft genug ist und erneut Signale setze. 

    Rund 1800 Demonstrierende begrüßte Veranstalterin Sabine Pittroff (vorne). Sie hatten sich am Sonntagnachmittag in der Schondorfer Seeanlage versammelt, um ein Zeichen für die Demokratie zu setzen.
    Rund 1800 Demonstrierende begrüßte Veranstalterin Sabine Pittroff (vorne). Sie hatten sich am Sonntagnachmittag in der Schondorfer Seeanlage versammelt, um ein Zeichen für die Demokratie zu setzen. Foto: Romi Löbhard

    Es ist eine Demokratie, die parteiübergreifend verteidigt wird, das zeigte bereits der von der Polizei zuverlässig begleitete Zug zum See, vorbei an der Schondorfer Blasmusik im Garten des Studio Rose, mit einem bunten Bündnis an der Spitze. Dort angekommen, verlas Sabine Pittroff zunächst eine Grußbotschaft des erkrankten Bürgermeisters. 

    Das Landheim erinnert an die Widerstandskämpfer Christoph Probst und Alexej Nawalny

    „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit!“ Rüdiger Häusler, Leiter der Stiftung Landheim Schondorf, zitierte zu Beginn seines Rückblicks auf den Landheim-Schüler und Widerstandskämpfer Christoph Probst aus dem fünften Flugblatt der „Weißen Rose“. Er wolle jedoch zunächst an den Tod von Alexej Nawalny erinnern. „Dessen Tod soll uns Mahnung sein, wie totalitäre Regime mit Widerstandskämpfern umgehen.“

    Die Musikerin Monika Drasch betonte wie bereits in Dießen, sie stehe hier, weil sie weiterhin ihre Lieder singen und ihre behinderte Tochter und ihre alte Mutter gut versorgt wissen wolle. Bea und Bertl, eine Soziologin und ein Antifaschist, erinnerten an den Anschlag eines Rechtsextremisten in Hanau am 19. Februar vor vier Jahren. Der Nährboden, auf dem der Rechtsradikalismus gedeihe, sei leider nicht weniger fruchtbar geworden, dagegen sei die Demokratie zu verteidigen, sagten die beiden. „Nie wieder!“ müsse für alle Menschen gleichermaßen gelten. Alle Menschen müssen gleiches Recht auf alles haben. „Migranten können Teil von Lösungen sein, aber mit den gleichen Arbeitsbedingungen wie alle.“

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