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Schondorf: Den Weltumsegler aus Schondorf zieht es schon wieder in die Ferne

Schondorf

Den Weltumsegler aus Schondorf zieht es schon wieder in die Ferne

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    Paul Piendl lernt sowohl die Schönheit als auch die Verletzlichkeit der Welt auf seiner Reise durch die Kontinente kennen und schätzen. Hier über der Bay of Virgines Marquesas.
    Paul Piendl lernt sowohl die Schönheit als auch die Verletzlichkeit der Welt auf seiner Reise durch die Kontinente kennen und schätzen. Hier über der Bay of Virgines Marquesas. Foto: Paul Piendl

    1341 Tage, das sind 45 Monate, also dreidreiviertel Jahre. Exakt so lange segelte ein junger Bootsbaugeselle aus Schondorf am Ammersee rund um die Welt. „Ich bin mit 22 los und mit 26 wieder daheim angekommen – und ich bin erwachsen geworden“, erzählt Paul Piendl, der gerade das „Abenteuer seines Lebens“ beendet hat.

    32.000 Seemeilen (das sind 59.200 Kilometer) auf den Meeren dieser Welt und auf allen fünf Kontinenten unterwegs, viele Wochen allein, aber auch mit wechselnder Besatzung (mit Vater und Onkel Uli insgesamt 24 Personen) aus unterschiedlichen Ländern auf rund 20 Quadratmetern auf einem Segelschiff. Das war die am Ende des Trips schon 46 Jahre alte „Wasa“, ein „klassischen Einmaster“, 1978 gebaut, 9,15 Meter lang, 3,20 Meter breit, bereits von 1980 bis 1983 für eine Weltumsegelung genutzt, und seit dem Silvestertag 2020, als er in Lagos (Portugal) startete, Pauls Zuhause. Von dieser „Wohnung“ verabschiedete er sich gleich nach seiner Rückkehr: „Ich habe die Wasa in Portugal an einen deutschen verkauft – schweren Herzens, aber mit gutem Gewissen.“

    Vor Anker in der Bay of Virgines Marquesas. Die Inseln gehören zum Unesco-Welterbe.
    Vor Anker in der Bay of Virgines Marquesas. Die Inseln gehören zum Unesco-Welterbe. Foto: Paul Piendl

    In den fast vier Jahren auf See folgte Piendl den Passatwinden nach Westen. „Es ging über den Atlantik, durch die Karibik und durch den Panamakanal in den Pazifik“, beschreibt der Weltumsegler im Gespräch mit unserer Redaktion. Insgesamt 23 Länder besuchte Paul Piendl, darunter Französisch-Polynesien, Fiji, Vanuatu, Australien oder Indonesien. Piendl durchquerte den Indischen Ozean und das Rote Meer, bevor seine Reise zurück nach Europa führte. „Die schönsten Länder, die ich dabei gesehen habe, waren Französisch-Polynesien und Vanuatu im Südpazifik“, schwärmt der 26-Jährige, „dort habe ich die nettesten Menschen kennengelernt“ Insbesondere Vanuatu habe ihm es ihm angetan. „Ich wollte ursprünglich eine Woche bleiben – daraus wurden dann eineinhalb Monate.“

    Aber nicht nur die Menschen hätten ihn beeindruckt auf seinem Segeltörn um die Welt, auch das Eintauchen in die Unterwasserwelt, das Schwimmen mit Meeresschildkröten oder die Zeit auf dem offenen Ozean haben bleibende Eindrücke hinterlassen. „Und das wieder daheim Ankommen“, auch das gehöre zu den Höhepunkten seines 45 Monate währenden Abenteuers.

    32.000 Seemeilen legte der Schondorfer Weltumsegler Paul Piendl auf den Meeren dieser Welt zurück.
    32.000 Seemeilen legte der Schondorfer Weltumsegler Paul Piendl auf den Meeren dieser Welt zurück. Foto: Paul Piendl

    Die Frage, wie er überhaupt auf die Idee gekommen sei, ein solches Abenteuer erleben zu wollen, sagt Piendl: „Mein Uropa hat mir ein Buch des berühmten Einhandseglers Rollo Gebhard geschenkt, der dreimal um die Welt gesegelt ist. Seine Abenteuer-Erzählungen haben schon früh in mir den Traum von einer Weltumsegelung geweckt.“

    Anfangs halten die Eltern von Paul Piendl die Pläne ihres Sohnes für eine „jugendliche Spinnerei“

    Seine Eltern hätten seine Pläne zunächst für eine „jugendliche Spinnerei“ gehalten, spätestens in dem Moment aber erkannt, dass ihr Sohn seinen Traum wahr werden lassen will, als Paul Piendl ein Boot, die Wasa, gefunden hatte. „Aber sie sind von Anfang an hinter mir gestanden“, sagt Paul Piendl.

    Mastbruch nach einem Sturm im Roten Meer zwischen Saudi-Arabien und Ägypten.
    Mastbruch nach einem Sturm im Roten Meer zwischen Saudi-Arabien und Ägypten. Foto: Paul Piendl

    Dass eine solche Weltreise auch Schattenseiten haben kann, hat Piendl mehrfach am eigenen Leib erlebt. Beim Segeln durch die Meerenge Aden Bab-el-Mandeb, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet, geriet er in einen Luftangriff. „Die Amerikaner haben Huthi-Ziele an Land und auf dem Wasser angegriffen, nachdem zuvor ein Frachter von einer Huthi-Rakete versenkt worden war. Drei Menschen sind dabei gestorben.“ Die Bomben seine so dicht hinter ihm und der Wasa explodiert, dass er die Schockwellen gespürt habe.

    Auch Herausforderungen wie ein Mastbruch oder Huthi-Raketen gehören zu den Erlebnissen des Schondorfer Weltumseglers

    Und auch der Mastbruch nach einem Sturm im Roten Meer zwischen Saudi-Arabien und Ägypten zählt nicht zu den schönsten Erinnerungen an die lange Reise. Der Mast aus Aluminium war in der Mitte gebrochen, Spitze und Großsegel lagen im Wasser. „Mit Akku-Flex und Machete im Mund konnte ich die Teile bergen und dann unter Motor Richtung Küste fahren.“ In einer ägyptischen Militärbasis wurde der Mast dann notdürftig repariert.

    Zu den schönsten Erlebnissen seiner Reise zählt Paul Piendl seinen Aufenthalt in Vanuatu im Südpazifik.
    Zu den schönsten Erlebnissen seiner Reise zählt Paul Piendl seinen Aufenthalt in Vanuatu im Südpazifik. Foto: Paul Piendl

    Trotz der vielen Passagen, die Paul Piendl allein auf seinem Segelschiff bewältigte, habe er sich selten einsam oder ängstlich gefühlt. „Beim Segeln finde ich genug Ablenkung und mit extremen Wetter-Situationen konnte ich immer gut umgehen.“ Dennoch habe es auch Situationen gegeben, in denen er kurz darüber nachgedacht habe, einfach nur nach Hause zu wollen. Etwa, wenn unterwegs das Geld knapp wurde. Aber, „für jedes Problem gibt es eine Lösung“, man müsse die Dinge nur angehen. Diese Erkenntnis nehme er von seiner Reise für sein künftiges Leben mit und: „Man muss aufpassen auf die Welt, denn sie ist schön, aber auch fragil.“

    Kaum daheim, zieht es Paul Piendl schon wieder aufs Meer

    Jetzt ist Paul Piendl wieder daheim in Schondorf. Da bleibt er aber nicht lange. Ihn zieht es schon wieder hinaus in die Welt und aufs Meer: „Ab Mitte Oktober arbeite ich neun Monate für den World Cruising Club mit Sitz in England, der seit 40 Jahren Rallyes auf dem Meer veranstaltet, Atlantik-Überquerungen genauso wie Welt-Umsegelungen. Ich begleite die Boote, bin wieder weltweit unterwegs. Ein guter Übergang zu meinem späteren Studium zum Yacht-Gutachter.“

    Ankunft in Portugal nach seiner 1341 Tage währenden Weltumseglung.
    Ankunft in Portugal nach seiner 1341 Tage währenden Weltumseglung. Foto: Paul PIendl

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