„Sangiovese“ – wie wohlklingend und leicht einem doch der italienische Name für eine in der Mitte Italiens weitverbreitete Rebsorte über die Lippen kommt. Der Ursprung ist lateinisch, „sanguis giove“ bedeutet „Blut von Jupiter“ und ist die perfekte Bezeichnung für den aus den Trauben entstehenden, hellen Rotwein. Das Künstlerpaar Andrea Bock und Leander Kresse hielt sich im Rahmen eines Atelierstipendiums vier Wochen lang in der Toskana auf, einem der Hauptanbaugebiete des Sangiovese. Jetzt zeigen sie ihre Arbeiten im Schondorfer Studio Rose.
Und weil die beiden bei ihrer Arbeit nicht nur von der Landschaft inspiriert wurden, sondern auch Speis und Trank eine nicht gerade untergeordnete Rolle spielten, war der Titel für die auf den Atelieraufenthalt folgende Ausstellung im Studio Rose in Schondorf schnell gefunden: „Das Blut des Jupiter“ machte das Rennen.
Das Atelierstipendium mit anschließender Präsentation war eine Premiere. Zum ersten Mal hatte es dafür eine Zusammenarbeit des Studio Rose mit dem Künstleratelier Podere Pietricce in der südlichen Toskana, auf halbem Weg zwischen Siena und Grosseto gegeben. Bei der Ausschreibung im zeitigen Frühjahr haben sich laut Galerieleiterin Dr. Silvia Dobler Künstler von mehreren Akademien um das Stipendium, das zwei Plätze beinhaltet, beworben. Die Kooperation soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
Das Atelierstipendium mit Ausstellung im Schondorfer Studio Rose war eine Premiere
Dobler denkt dabei auch an weitere Kunstgattungen wie Literaten oder Musiker. Erste Nutznießer waren Andrea Bock und Leander Kresse. Die in Kufstein geborene Andrea Bock hat in München Grafik- und Modedesign studiert und anschließend mehrere Jahre lang für verschiedene Verlage gearbeitet. Seit 2009 ist die 53-Jährige freiberuflich tätig. Bei Professor Markus Lüpertz begann sie vor zehn Jahren ein Studium Zeichnung und Malerei mit anschließender Meisterklasse. Leander Kresse ist in Dortmund geboren. Er studierte an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, wo er auch mehrere Jahre lang einen Lehrauftrag hatte. Der 50-Jährige war ebenfalls Meisterschüler von Professor Markus Lüpertz. Kresse ist mehrfacher Stipendiat und auch Preisträger. Beide Künstler können viele Einzel- und Gruppenausstellungen vorweisen.
Beim Stipendiumsaufenthalt in der Toskana haben Andrea Bock und Leander Kresse jeweils das gleiche Motiv ausgewählt. Im Studio Rose, wo Olivenbäumchen-Leihgaben der Uttinger Gärtnerei Streicher italienisches Flair verbreiten, sind diese „Paare“ bewusst nicht nebeneinander gehängt, um direkte Vergleiche zu vermeiden. Von der Mitte der Galerie aus betrachtet, sind sich die Bilder sehr ähnlich. Erst bei näherem Hinsehen schälen sich Unterschiede heraus. Beispiel ist eine große Agave. Bei Andrea Bock wirken deren riesige Blätter wie Schlangen, die sich von der Rosette aus wegbewegen. Hier macht sich die besondere Vorliebe der Künstlerin bemerkbar. „Mein Ding ist die Kreatur“, sagt sie selbst. Entsprechendes sieht sie auch in der Agave. Weitere Beispiele sind entdeckte Tierskulpturen oder auch der Fuchs, der im Kompost nach Brauchbarem sucht.
Leander Kresse hingegen ist der Landschaftsmaler. Sein Blick nimmt auch in Räumen stets das Ganze auf, stellt meist sehr realistisch dar, was er sieht. Dazu kommt seine besondere Art von Kunst: Er malt auf Molton. „Das Material habe ich bei meiner zeitweiligen Arbeit als Bühnenbildner kennengelernt.“ Weil dabei auch mit Streifen abgedeckt wird, wirken seine Bilder aus der Nähe leicht geometrisch. Die Blätter der Agave sind kantig, die Pflanze mutet wie ein Gegenstand an. Zypressen, die sich, wie beide schmunzelnd anmerken, zuweilen zu sehr in den Vordergrund gedrängt haben, offenbaren ebenfalls erst bei näherer Betrachtung die unterschiedliche Malweise.
„Das Blut des Jupiter“ – die Atelierstipendiaten Andrea Bock und Leander Kresse stellen Ergebnisse ihres Aufenthalts im Künstleratelier Podere Pietricce aus. Öffnungszeiten in Studio, Kabinett und Atelier Rose in Schondorf, Bahnhofstraße 35 sind bis einschließlich Samstag, 7. Dezember, jeden Mittwoch und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr sowie Freitag bis Sonntag von 15 bis 18. Uhr. Es ist ein Katalog zur Schau erschienen. Zudem gibt es ein Begleitprogramm: Am Samstag, 30. November, gibt es ein Jazzkonzert. Beginn ist um 19.30 Uhr.
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