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Schondorf: Ausstellung für einen eher unbekannten Künstler vom Ammersee

Schondorf

Ausstellung für einen eher unbekannten Künstler vom Ammersee

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    "Am Ufer des Ammersees" lautet der Titel dieses Aquarells von Herbert Rolf Schlegel.
    "Am Ufer des Ammersees" lautet der Titel dieses Aquarells von Herbert Rolf Schlegel. Foto: Axel Hinrich Murken

    Herbert Rolf Schlegel gehört zu den eher weniger bekannten Ammersee-Malern. Dass der 1889 in Breslau geborene und 1972 in Landsberg verstorbene Künstler in den vergangenen Jahren in gewisser Weise wiederentdeckt wurde, ist insbesondere dem Arzt, Kunstsammler und Medizin- und Kunsthistoriker Axel Hinrich Murken zu verdanken, der vor vier Jahren eine Monografie über Schlegel publizierte. 

    Als dann auch mehrere der weitgehend zerstreuten Werke Schlegels über Auktionen auf dem Markt kamen, wurden durchaus gute Preise erzielt. Im November 2020 rief ein Kölner Auktionshaus für Schlegels "Models vor dem Ammersee" eine Taxe von 3000 Euro auf, da wollte auch die Gemeinde Schondorf mitbieten und dieses Werk ihres zeitweiligen Einwohners erwerben. Bis zu 4000 Euro gab der Gemeinderat damals frei, doch das reichte bei Weitem nicht, um den Zuschlag zu erhalten, der erst bei einem Gebot von 8000 Euro gegeben wurde.

    Herbert Rolf Schlegel blieb den Formen des Jugendstils und Symbolismus treu

    Wer sich Gemälde von Schlegel anschauen will, hat aber dazu in diesem Sommer an anderer Stelle Gelegenheit, allerdings ist diese mehrere hundert Kilometer vom Ammersee entfernt: Im Museum Schloss Cappenberg des Landkreises Unna in Westfalen wird bis 6. Oktober die Ausstellung "Weltensichten" gezeigt. In ihr werden Werke von Edgar Ende (dem Vater des Schriftstellers Michael Ende) und Herbert Rolf Schlegel präsentiert, die Dauerleihgaben der Sammlung von Axel Hinrich Murken sind. 

    Herbert Rolf Schlegel,  Selbstbildnis mit Pfeife um 1912.
    Herbert Rolf Schlegel, Selbstbildnis mit Pfeife um 1912. Foto: Axel Hinrich Murken

    Murken schreibt über Schlegel, dieser gehöre zu einer vergessenen Generation deutscher Künstler. Dass Schlegel weniger bekannt ist als etwa Zeitgenossen des "Blauen Reiters" und der "Brücke", liegt vielleicht auch daran, dass er weiter den Formen und Motiven des Jugendstils und des Symbolismus folgte, die spätestens mit dem Ende des Ersten Weltkriegs nicht mehr zeitgemäß waren. Schlegel ging zusehends unabhängig von den Zeitläuften seinen eigenen künstlerischen Weg. Murken schreibt: "Seit den Zwanziger- und Dreißigerjahren entwickelte er seinen eigenen Stil in Form von symbolistischen Figuren und naturlyrischen Landschaftsbildern. In ihnen verlieren sich Raum und Zeit und gewinnen eine mystische Aura." 

    Herbert Rolf Schlegel suchte nach der heilen Welt

    Als Zeichner gab Schlegel Uferlandschaften und Badeszenen wieder und griff typische Sujets des Jugendstils auf wie Frühling, Liebe, Mutterglück und Strandleben. Murken spricht auch von Schlegels "Suche nach der heilen Welt". Diese war für ihn zuvor verloren gegangen: 1920/21 waren kurz hintereinander sein Kind im Säuglingsalter und seine Frau mit 23 Jahren gestorben, die er in den folgenden Jahren mehrfach als Aktmodell, Mutter und Wiederauferstehende malte und zeichnete.

    1924 ließ sich Rolf Herbert Schlegel in Dießen nieder, ab 1932 lebte der Künstler in Schondorf, wo er als Kunsterzieher am Landheim und als Privatlehrer arbeitete. Nach seinem Tod 1972 wurde das künstlerische Werk Schlegels (über 1500 Bilder sowie Zeichnungen und Holzschnitte verstreut, sein Werkverzeichnis und seine persönlichen Dokumente gingen verloren. 

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